- Karneval Rio
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Der Karneval in Rio de Janeiro (portugiesisch carnaval carioca, carnaval do Rio oder Rio carnaval) beginnt offiziell am Freitag vor Aschermittwoch und ist eine der Hauptattraktionen der Stadt. Die vielfarbige Parade der Sambaschulen gehört zu den größten Festen der Welt.
Inhaltsverzeichnis
Organisation
Organisiert wird der Karneval vom Tourismusbüro der Stadt in Zusammenarbeit mit der Liga der Sambaschulen Liga Independente das Escolas de Samba do Rio de Janeiro (LIESA). Aber auch die übertragenden Fernsehsender sprechen meist ein Wort mit.
Jede Escola de Samba wählt jährlich ein bestimmtes Thema, entsprechend werden dann die Festwagen dekoriert, und die Kostüme darauf abgestimmt. Danach werden Einzelheiten, wie Rhythmus, Choreographie, Präsentation, Zusammenspiel der Gruppe etc. abgestimmt. Die meisten der prächtig kostümierten Könige, Königinnen, Prinzessinnen und Baianas (in den weiten, weißen Trachten bahianischer Frauen) haben das ganze Jahr über hart gearbeitet, um sich die Kostüme leisten zu können, die sie hier für nur wenige Stunden tragen.
Jedes Jahr steigt eine Schule – alle sind, wie beim Fußball, in insgesamt vier Ligen aufgeteilt – mit der besten Punktzahlen aus der Ersten Liga in die Grupo Especial auf. Für die Gewinner der Grupo Especial gibt es einen Geldpreis, fast noch wichtiger ist jedoch die Ehre, Mitglied einer Gewinnerschule in dieser Gruppe zu sein.
Reihenfolge und Bewertung
Die Reihenfolge der einzelnen Paraden der Grupo Especial wird durch das Los bestimmt, es treten Karnevalssonntag und -montag jeweils 6 Sambaschulen auf. Jede dieser Escolas tritt mit 3000 bis 5000 Teilnehmern an, aufgeteilt in bis zu 40 Gruppen mit 5 bis 8 Festzugswagen (die aus Sicherheitsgründen nur von Hand gezogen werden dürfen), die jeweils genau 82 Minuten Zeit für ihre Parade bekommen (Änderung ab 2009). Ein Überschreiten, aber auch ein Unterschreiten dieses Zeitlimits kostet sie wertvolle Punkte.
Bewertet werden „unter anderen die rhythmische Präzision der Trommler, die Art und Weise, in der Gesang, Trommelspiel und Tanz aufeinander abgestimmt sind, die künstlerische Umsetzung des Themas, die Präsentation der Fahnenträgerin (porta estandarte, die traditionell mit dem mestre sala jedem Zug vorangeht; der Verfasser) und des ‚Zeremonienmeisters‘ (mestre sala) sowie die Geschlossenheit des Auftritts der escola insgesamt.“ (Tiago de Oliveira Pinto und Dudu Tucci: Samba und Sambistas in Brasilien, Wilhelmshafen 1992, Seite 36)
Auf den Tribünen des nach Plänen von Oscar Niemeyer 1984 in nur 120 Tagen erbauten Sambódromo im Stadtteil Estácio haben 88.500 Zuschauer Platz. Die Paraden beginnen in der 700 Meter langen Arena jeweils um 21 Uhr und dauern pro Festtag etwa 10 Stunden. Das bedeutet, dass die letzte Parade bereits im Licht des folgenden Morgens durchgeführt wird.
Am Aschermittwoch gegen Mittag findet dann die Punkteauszählung (40 Punktrichter, jeweils 4 für die 10 Bewertungskategorien) statt, die in den TV-Kanälen im ganzen Land live übertragen wird. Die Siegesfeier wird wie bei einer Fußball-Weltmeisterschaft mit Feuerwerk und Freudenfesten der siegreichen Escola de Samba gebührend gefeiert. Auch die, die den zweiten oder dritten Platz belegt, bekommt Geld in die Vereinskasse.
Die Vorbereitung
Die Karnevalsvorbereitungen für das nächstfolgende Jahr beginnen bereits direkt nach der jährlichen Parade und nehmen in jedem Verein Tausende von Mitgliedern als professionelle Mitarbeiter in Anspruch. Getragen werden die hohen Produktionskosten auch durch private Sponsoren: Ihre persönlichen Kostüme, die von jedem Träger gekauft werden müssen, sparen sich die einzelnen Teilnehmer der Paraden allerdings buchstäblich vom Munde ab.
Ein kleines Karnevalsmuseum innerhalb des Sambódromo, der übers ganze Jahr besichtigt werden kann, bietet mit seinem englisch sprechenden Personal eine gute Möglichkeit, Tradition und Einzelheiten des Karnevals von Rio besser verstehen zu können.
Ähnlich berühmt, musikalisch vielfältiger und weniger organisiert ist der Karneval in Salvador da Bahia, der als größter Straßenkarneval der Welt gilt, und in Recife.
Negative Begleiterscheinungen
Zu den negativen Begleiterscheinungen der Karnevalsaison gehören die Verknappung der Hotelbetten und der damit verbundene Preisanstieg auf ein Mehrfaches der Normaltarife. Viele cariocas (die Einwohner Rios) „flüchten“ während des Karnevals aber auch aus der Stadt, weil sie lieber Entspannung suchen und des Treibens müde sind.
Die auch hier in den Medien oft zitierte gesteigerte Zahl an Todesfällen und Verbrechen während des Karnevals muss jedoch relativiert werden. Zweifelsohne ist die Kriminalität in Rio sehr hoch, doch gerade in diesen Tagen „stürzen“ sich die Medien mit besonderer Aufmerksamkeit auf natürliche und unnatürliche Todesfälle, über die das restliche Jahr über nicht berichtet wird.
Siehe auch
Weblinks
- Tourismusamt - Karneval in Rio
- Tourismusbehörde der Stadt Rio de Janeiro (englisch)
- LIESA (Liga Independente das Escolas de Samba do Rio de Janeiro, portugiesisch)
- Online-Reiseführer Rio de Janeiro (Tipps für und Fotos vom Karneval in Rio, deutsch)
- Fotos, Infos, Videos und Karten aus dem Sambódromo (deutsch)
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