- Karstadt Kompakt
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Hertie GmbH Unternehmensform GmbH Gründung 1. Oktober 2005 Unternehmenssitz Essen-Kettwig (seit Januar 2008) Unternehmensleitung Mark Rahman
Erik Van HeuvenMitarbeiter 3.400 (Januar 2009) Umsatz 680.000.000 €/Jahr Branche Kaufhaus/Einzelhandel Produkte Bekleidung, Elektronik, Multimedia
Website Die Hertie GmbH mit Sitz in Essen-Kettwig ist eine deutsche Warenhauskette mit aktuell 54 Standorten. In vormals 73 Hertie Warenhäusern waren ca. 3.400 Mitarbeiter beschäftigt, die im Jahr 2006 einen Umsatz von ca. 680 Millionen Euro erzielten. Mitglieder der Geschäftsführung sind Mark Rahman und Erik Van Heuven. Am 31. Juli 2008 meldete Hertie Insolvenz an, nachdem der britische Haupteigentümer Dawnay Day in finanzielle Bedrängnis geraten war. Infolge des Insolvenzantrags kündigte das Unternehmen am 27. Januar 2009 an, 19 Filialen zu schließen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Hertie GmbH entstand ursprünglich unter dem Namen Karstadt Kompakt GmbH & Co. KG durch die Ausgliederung von 73 Warenhäusern aus der Karstadt Warenhaus GmbH, einer Tochtergesellschaft von Arcandor. Entscheidendes Kriterium für die Ausgliederung war die Filialgröße: Alle Häuser der Kompakt-Gruppe haben eine Verkaufsfläche unter 8.000 m². Die Ausgliederung wurde damit begründet, dass die Marke Karstadt nur auf einer größeren Fläche präsentiert werden kann. Für die kleineren Warenhäuser sollte ein neues Konzept ausgearbeitet werden.
Im Zuge der Restrukturierung und des Schuldenabbaus des KarstadtQuelle-Konzerns wurde die Karstadt Kompakt GmbH & Co KG vom Mutterkonzern zum 1. Oktober 2005 an eine Investmentgruppe aus dem Vereinigten Königreich, die Dawnay Day Group, verkauft. Neben dem Immobilienfonds, der einen Anteil von 85 % hält, sind auch zwei Topmanager des britisch-amerikanischen Investmentunternehmens Hilco UK Ltd., das sich auf Handelsunternehmen spezialisiert hat, als Privatinvestoren beteiligt. Die Filiale in Wismar war in der ursprünglichen Verkaufsliste mit enthalten, wurde aber nicht verkauft, weil sie das Stammhaus von Karstadt ist, in dem Rudolph Karstadt 1881 das Unternehmen gründete.
Im Februar 2007 hat Hertie mit dem Finanzdienstleister GMAC ein Finanzierungspaket über 55 Millionen Euro abgeschlossen. Zu dieser Zeit wurde als kurzfristiges Ziel neben der Modernisierung der Warenhäuser der Aufbau eines neuen EDV- und Logistiksystems und mittelfristig auch der Ausbau des Filialnetzes durch Zukäufe angestrebt. Realisiert wurde letztlich vor der Insolvenz nur die Eröffnung einer neuen Filiale.
Name
Seit dem 1. März 2007 tragen die zuvor noch unter der Marke „Karstadt“ auftretenden Filialen des Unternehmens den Namen „Hertie“, gleichzeitig wurde „Karstadt Kompakt“ in „Hertie“ umbenannt. Dies war möglich, da der Name „Hertie“ seit 2006 nur noch von dem Kaufhaus des Karstadt-Konzerns am Münchner Bahnhofplatz getragen wurde. Es wechselte am 27. September 2007 seinen Namen in „Karstadt am Bahnhof“.
Trotz der Namensgleichheit ist die „neue“ Hertie GmbH kein Rechtsnachfolger der traditionsreichen Hertie Waren- und Kaufhaus-Gruppe, da diese zwischenzeitlich in der Karstadt AG aufgegangen war. Dennoch zielte die Namenswahl darauf ab, den weiterhin hohen Bekanntheitsgrad von „Hertie“ zu nutzen.
Neues Einkaufs- und Managementkonzept
Bis Mitte 2007 sollten 80 Prozent des Sortimentes auf andere Zulieferer als Arcandor umgestellt werden. Die Belieferung aus dem Karstadt-Zentrallager in Unna ist 2006 sukzessive eingestellt worden. Damit werden beispielsweise die Karstadt-Eigenmarken „Yorn“, „Henry Morell“ oder „Barisal“ nach und nach aus den Regalen der Hertie-Warenhäuser verschwinden.
Mit der Wiederbelebung der Hertie Warenhäuser wird gleichzeitig auch ein neues Management-Konzept installiert. So stellt Hertie seit 2007 in einigen Bereichen im Prinzip nur noch die Verkaufsfläche sowie das Verkaufs- und Managementpersonal bereit. Die Bestückung und Ausstattung der Werbe- und Verkaufsflächen erfolgt dort direkt durch einzelne Vertragsunternehmen.
Zum 1. Januar 2008 verlegte Hertie seinen Sitz von Gladbeck nach Essen-Kettwig.[2]
Insolvenz
Im Juli 2008 wurde bekannt, dass der Investor Dawnay Day, der Hauptgesellschafter von Hertie, erhebliche finanzielle Probleme habe. Bei einem Kollaps von Dawnay Day sei der Investor demnach nicht mehr in der Lage, die verlustreiche deutsche Beteiligung weiter zu stützen.[3] Am 31. Juli 2008 meldete Hertie Insolvenz an, nachdem der britische Haupteigentümer Dawnay Day in finanzielle Bedrängnis geraten war. Von Konzernseite hieß es, man wolle nun die Rentabilität einzelner Filialen überprüfen[4].[5]Hertie-Insolvenzverwalter Biner Bähr erklärte, dass die Schließung der kompletten Warenhauskette unvermeidbar sei, wenn sich der britische Finanzinvestor Dawnay Day, der Hertie-Gesellschafter und Eigentümer der meisten Warenhäuser, nicht zu drastischen Mietsenkungen bereiterkläre. Derzeit zahle Hertie in vielen Filialen statt der marktüblichen fünf Prozent bis zu 20 Prozent des Umsatzes an Miete. Nach deutlichen Mietereduzierungen hingegen hätten die verbliebenen Filialen des Essener Warenhauskonzerns gute Überlebenschancen.
Erhebliche Kritik übte Insolvenzverwalter Bähr am Finanzinvestor Dawnay Day: Er sei eine „Heuschrecke“, habe über die Mieten Geld aus dem Unternehmen gezogen, ohne zu investieren, und sei an der Warenhauskette offensichtlich nicht interessiert.[6]
Das Land Nordrhein-Westfalen möchte Hertie mit einer Bürgschaft auf der Suche nach einem Investor unterstützen, allerdings besteht das Wirtschaftsministerium auf eine vorherige Senkung der Mieten durch den Eigentümer der Immobilien, den Finanzinvestor Dawnay Day. [7]
Filialen der Hertie GmbH
Die Hertie GmbH war deutschlandweit mit 73 Filialen (Stand: Januar 2009) vertreten. Schwerpunkte bildeten Nordrhein-Westfalen (34 Filialen) und Norddeutschland (20 Filialen). Das Filialnetz wies zu diesem Zeitpunkt in den übrigen Teilen Deutschlands hingegen noch große Lücken auf. So war Hertie in den neuen Bundesländern nur mit einer Filiale (Görlitz) vertreten. Acht Häuser (Berlin-Schöneberg, Berlin-Moabit, Dinslaken, Elmshorn, Hamburg-Barmbek, Lünen, Stade und Weiden) gehörten zur im Jahr 1993 von Karstadt übernommenen ehemaligen Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH und trugen somit schon einmal den Namen „Hertie“.
Entsprechend der ursprünglichen Strategie sollte das Filialnetz ausgebaut werden. Den Anfang bildete ein Kaufhausneubau im niederbayerischen Straubing mit einer Verkaufsfläche von 3.500 Quadratmetern, der überraschenderweise trotz des laufenden Insolvenzverfahrens Ende November 2008 eröffnet wurde.[8]
Die im Mai 2007 geschlossene Karstadt-Kompakt-Filiale in Hamburg-Eppendorf wurde zu einem Shoppingcenter umgebaut, zu dem auch eine Hertie-Filiale gehören sollte. Nach der Insolvenzanmeldung wurde dieser Plan aufgegeben.
Am 27. Januar 2009 verkündete Hertie die Schließung von 19 ihrer 73 Filialen. Ein Schwerpunkt lag in Nordrhein-Westfalen, wo die Filialen in Bocholt, Duisburg-Walsum, Erkrath, Eschweiler, Essen-Altenessen, Essen-Borbeck, Herdecke, Herne, Köln-Chorweiler, Lünen, Marl und Mettmann[9] geschlossen wurden. [10] [11] Betroffen waren ferner auch Standorte in Niedersachsen (Hameln und Delmenhorst), in Schleswig-Holstein (Niebüll und Mölln), in Bayern (Aschaffenburg), in Hessen (Kassel) sowie in Hamburg (Langenhorn). Insgesamt bedeutete dies für rund 650 Mitarbeiter den Verlust ihres Arbeitsplatzes.[12] Aktuell (Stand: April 2009) umfasst das Filialnetz noch 54 Standorte.
Am 3. April 2009 gab die Investorengruppe Mercatoria Acquisitions BV (MABV) mit Sitz in London bekannt, dass sechs von 54 Immobilien verkauft wurden. Dabei handelt es sich um folgende Häuser: Hamburg-Bramfeld und Hamburg-Langenhorn (beide an Kaufland), Mettmann und Wesseling (an eine Immobilienfirma aus Bonn) sowie München-Giesing und München-Laim (an Development Partner AG, Düsseldorf).[13]
Einzelnachweise
- ↑ "Pressemitteilung zur Filialschließung"
- ↑ Pressemitteilung: "Hertie-Zentrale zieht um" (PDF)
- ↑ Pressemitteilung: „Dawnay Day in der Krise“
- ↑ tagesschau.de: "Hertie stellt Insolvenzantrag"
- ↑ dpa: "Hertie meldet Insolvenz an"
- ↑ handelsblatt.com: "Hertie und die Heuschrecke"
- ↑ Rettungsplan Westfalenpost vom 04.02.2009: Thoben: Bürgschaft für Hertie-Filialen, abgerufen am 21.02.09
- ↑ Bericht im Straubinger Tagblatt, 28.11.2008
- ↑ Kaufhaussterben live
- ↑ http://www.tagesschau.de/wirtschaft/hertie116.html
- ↑ Westdeutsche Zeitung vom 1. März 2009: Mettmann - Einzelhandel: Hertie - Schluss aus, das war’s von Andrea Wiegmann
- ↑ http://www.focus.de/finanzen/news/insolvenz-hertie-will-jede-vierte-filiale-schliessen_aid_365557.html
- ↑ http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/02/1108565.html
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