Kasimir (Krakau)

Kasimir (Krakau)
Jüdisches Restaurant in Kazimierz

Kazimierz [kaˈʑimʲɛʃ] (deutsch Kasimir) ist ein Stadtteil von Krakau in Polen.

Die ursprünglich selbständige Stadt befindet sich südöstlich der Altstadt am linken Ufer der Weichsel an der Weichselbiegung und war ursprünglich durch einen Seitenarm des Flusses von Krakau getrennt. Kazimierz wurde ursprünglich überwiegend von Juden bewohnt. Diese wurden jedoch 1941 von den deutschen Besatzungstruppen in das Krakauer Ghetto in Podgórze zwangsumgesiedelt. Heute ist es überwiegend saniert und zu einem Anziehungspunkt für Besucher geworden.

Geschichte

Die Paulinerkirche des Heiligen Stanislaus auf dem Felsen (Skałka)

Die Stadt Kazimierz wurde 1335 von König Kasimir den Großen gegründet und nach seinem Vornamen Kazimierz benannt. Die Stadt erhielt Wehranlagen und drei Kirchen, die gotische Katharinenkirche, die ebenfalls gotische Fronleichnamskirche sowie die barocke Klosterkirche Skałka, welche an Stelle eines alten heidnischen Heiligtums gebaut wurde und die zur Station der Pilgerzüge vor der Königskrönung wurde.

Unter Kasimir Jagiello wurde die Fronleichnamskirche den lateranischen Kanonikern übergeben, in deren Besitz sie sich noch immer befindet. In den Pogromen von 1494 wurden Juden aus Krakau vertrieben und siedelten sich hier an; es entstand ein jüdisches Viertel, die Judenstadt mit ihrem unverwechselbaren, vom jüdischen Leben geprägten Stadtbild. Mehrere Synagogen entstanden, darunter die von Rabbi Moses Isserles (1525–1572) erbaute Remu-Synagoge, sowie der jüdische Friedhof aus dem Jahre 1551.

Im Zuge der Ersten Teilung Polens wurde Kazimierz von der österreichischen Armee besetzt und in die österreichische Verwaltung eingegliedert. Erst ein paar Jahre später wurde es an Polen zurückgegeben. Als 1846 Krakau vom Kaisertum Österreich annektiert wurde, wurde auch Kazimierz Teil Österreichs. Im Jahre 1867 wurde Kazimierz nach Krakau eingemeindet.

Die jüdische Gemeinde von Kazimierz wurde während der deutschen Besetzung zunächst in ein Ghetto in Podgórze umgesiedelt; die Mitglieder der Gemeinde wurden in der Folge fast alle ermordet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verkam Kazimierz zum verrufensten Stadtteil Krakaus und verfiel zu großen Teilen. Erst durch den Film Schindlers Liste, dessen Handlung teilweise in Kazimierz gedreht wurde, obwohl sich das Ghetto in Podgórze, dem auf der anderen Seite der Weichsel liegenden Stadtteil befand, erwachte der Stadtteil zu neuem Leben. Inzwischen sind viele der Gebäude saniert worden, und in die ehemalige Judenstadt zogen wieder Geschäfte und Restaurants ein. Kazimierz wird heute von vielen Besuchern Krakaus aufgesucht.

Sehenswürdigkeiten

Straßenzug in Kazimierz
  • Das ehemalige Kazimierzer Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, das im 19. Jahrhundert umgebaut wurde, beherbergt heute das Ethnographische Museum.
  • Fronleichnamskirche
  • Die Breite Straße war das Zentrum und der Marktplatz des Stadtteils. Hier befinden sich viele Bethäuser, Badehäuser (Mykwaot), Tempel (Synagoge) und der Friedhof (Kirkut).
    • Die alte Synagoge stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts. Nach einem Brand wurde sie 1557 im Stile der Renaissance neu aufgebaut. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kamen der Vorsängersaal und die Weiberschul (Frauengebetsraum) hinzu. Jetzt befindet sich hier die jüdische Abteilung des Museums für Stadtgeschichte Krakau.
    • Die Popper-Synagoge stammt von 1620 und ist vom Kaufmann und Bankier Wolf Popper dem Storch, gestiftet worden. In dem Gebäude ist heute ein Kulturhaus.
    • Der Friedhof Remu´h wurde 1551 angelegt und ist der älteste jüdische Friedhof in Krakau. Neben zahlreichen künstlerisch wertvollen Grabsteinen (Mazzeva) liegt hier der Rabbi Moses Isserles (1520–1572) begraben, dessen Grab von Juden aus vielen Ländern aufgesucht wird. Seit 1800 wird er nicht mehr für Begräbnisse genutzt.
    • Mit dem Bau der Synagoge Remu´h wurde 1556 begonnen. Gestiftet wurde sie von Israel ben Josef für seinen Sohn, den Talmudisten Moses Isserles. Sie dient auch heute noch als Gotteshaus.
    • Die Synagoge Tempel ist die jüngste in Kazimierz. Das 1860 durch die Fortschrittlichen Israeliten erbaute Gotteshaus war Zentrum der jüdischen Intelligenz.

Weblinks

50.05166666666719.9448611111117Koordinaten: 50° 3′ 6″ N, 19° 56′ 41″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Krakau — Krakau …   Deutsch Wikipedia

  • Kasimir III. der Große — Kasimir der Große (polnisch Kazimierz III Wielki, lateinisch Kazimirus; * 3. April 1310 in Kowal; † 5. November 1370 in Krakau, Polen) war Sohn von König Władysław I. Ellenlang aus seiner Verbindung mit Jadwiga von Kalisch, Tochter von Herzog… …   Deutsch Wikipedia

  • Kasimir der Große — (polnisch Kazimierz III Wielki, lateinisch Kazimirus; * 3. April 1310 in Kowal; † 5. November 1370 in Krakau, Polen) war Sohn von König Władysław I. Ellenlang aus seiner Verbindung mit Jadwiga von Kalisch, Tochter von Herzog Boleslaw dem Frommen… …   Deutsch Wikipedia

  • Kasimir I. — Kasimir ist ein männlicher Vorname und Familienname. Als Vorname ist er im deutschen Sprachraum selten geworden. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Namenstag 3 Varianten 4 Bekannte Namensträger 4.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Kasimir II. — Kasimir ist ein männlicher Vorname und Familienname. Als Vorname ist er im deutschen Sprachraum selten geworden. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Bedeutung 2 Namenstag 3 Varianten 4 Bekannte Namensträger 4.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Krakau [1] — Krakau (poln. Kraków), Stadt und Festung in Galizien, liegt in weiter Ebene, 215 m ü. M, am linken Ufer der Weichsel, die hier die Rudawa aufnimmt, an den Linien Wien K. und K. Podgórze der Nordbahn, K. Lemberg, K. Wieliczka und K. Kocmyrzów der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kasimir II. (Polen) — Kasimir der Gerechte (polnisch Kazimierz II Sprawiedliwy, lateinisch Kazimirus; * 1138; † 5. Mai 1194 in Krakau) war Herzog von Kleinpolen in Wiślica von 1166 bis 1173, ab 1173 Herzog von Kleinpolen in Sandomir, ab 1177, als Kasimir II., Herzog… …   Deutsch Wikipedia

  • Kasimir I. (Kujawien) — Kasimir I., Herzog von Kujawien (Abzeichnung der Darstellung auf einer Patene aus Płock aus dem 13. Jahrhundert) Kasimir von Kujawien (polnisch Kazimierz I Kujawski; * ca. 1211; † 14. Dezember 1267) war als Kasimir I. ab 1233 Herzog von Kujawien …   Deutsch Wikipedia

  • Kasimir II. (Oppeln-Beuthen) — Kasimir II. von Beuthen (auch Kasimir II. von Cosel und Beuthen, polnisch Kazimierz bytomski; tschechisch Kazimír II. Bytomský; * 1256 oder 1257; † 10. März 1312) war 1281 bis 1312 Herzog des oberschlesischen Herzogtums Beuthen und ab 1286 auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Kasimir Felix Badeni — Kasimir Felix Graf Badeni (auch Graf Kasimir Felix von Badeni, geborener Kazimierz Feliks Hrabia Badeni), (* 14. Oktober 1846 in Surochów bei Jaroslau, Galizien (heute Polen; † 10. März 1909 in Krasne bei Rzeszów, Galizien) war 1895 bis 1897… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”