- Krakauer Ghetto
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Das Ghetto Krakau war ein deutsches Sammellager für jüdische Einwohner der polnischen Stadt Kraków (dt. Krakau) in der Zeit des Nationalsozialismus und befand sich südlich der Weichsel im Stadtteil Podgórze. Das ursprüngliche jüdische Viertel befindet sich dagegen im Stadtteil Kazimierz. Die deutsche Bezeichnung Ghetto, jüdische Wohnsiedlung oder Wohnbezirk verschleierte den Zweck dieses Typs eines Konzentrationslagers, weil es an einen längeren Aufenthalt glauben machte/machen sollte.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Krakau wurde im 6. September 1939 von deutschen Truppen erobert. Schnell setzten sie zunächst unter der Leitung von Marek Biberstein einen Judenrat ein. SS-Oberscharführer Paul Siebert bestimmte seine Mitglieder. Vom November 1939 an mussten alle jüdischen Einwohner ab dem Alter von 12 Jahren Armbinden tragen, 53.828 davon wurden vom Judenrat verkauft.
Am 3.März 1941 befahl der Chef des Verwaltungsdistrikts Krakau, SS-Gruppenführer Dr. Otto Wächter, die Einrichtung einer jüdischen Wohnsiedlung (Ghetto). Zum 20. März 1941 mussten alle jüdischen Bewohner Krakaus in dieses Ghetto umgezogen sein. Der jüdische Rechtsanwalt Dr. Artur Rosenzweig wurde gezwungen, den Vorsitz des Judenrats zu übernehmen. 15.000 Menschen waren in einem Stadtteil zusammengepfercht, in dem vorher 3.000 Einwohner lebten.
Die meisten Transporte führten später in das KZ Belzec. Verantwortlicher dafür war der SS-Hauptsturmführer Wilhelm Kunde.
Nach weiteren Deportationen (1.–8. Juni und 27.–28. Oktober 1942) wurde das ganze Gelände im Dezember in Ghetto A und Ghetto B nach vermuteter Arbeitsfähigkeit unterteilt. Das war die Vorbereitung für die endgültige Liquidation, die am 13. März 1943 begann.
Die letzten Bewohner des Ghettos A wurden am 13. und die des Ghettos B am 14. März 1943 umgebracht – ca. 2000 alte und geschwächte Erwachsene und Kinder bzw. zur Zwangsarbeit oder zur Ermordung in Konzentrationslager deportiert: ca. 4000 Arbeitsfähige wurden ins Konzentrationslager Plaszow gebracht. 2000 Personen wurden nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Zuvor kam es noch zu einem Widerstandsakt, einem Attentat auf das in der Stadt nur für Deutsche vorbehaltene Café "Cyganeria". Dabei wurden die Führer der Jüdischen Kampforganisation gefangen genommen und getötet (Żydowska Organizacja Bojowa).
Danach kam es noch zu Aufräumarbeiten, bei denen der restliche Besitz der Getöteten und Deportierten durch kleine jüdische Arbeitskolonnen verwertet wurde. Schließlich wurden einige Wochen später die letzten jüdischen Hilfspolizisten, Dawid Gutter und die Mitglieder des nicht mehr benötigten Judenrats nach Plaszow gebracht und dort sofort ermordet.
Heute sind vom Ghetto nur noch Teile der Mauer an der ul. Lwowska sowie die Ghetto-Apotheke erhalten. Der Film Schindlers Liste wurde nicht auf dem GeIände des Ghettos gedreht, sondern im unmittelbar nördlich angrenzenden Stadtteil Kazimierz gedreht.
Historische Details
Das Ghetto war von dem übrigen Stadtgebiet hermetisch abgeriegelt und mit einer Mauer umgeben. Die Straßen, die in das Ghetto hineinführten, wurden von der SS streng bewacht. Jedem Krakauer Bürger war es strengstens untersagt, das Ghetto zu betreten. Teile des Ghettos waren mit einer Holzbrücke verbunden. Da dieses Ghetto zentral in der Stadt einige Wohnbezirke voneinander trennte, konnten die Bewohner Krakaus eine Straßenbahn benutzen, um auf die andere Seite des Ghettos zu gelangen. Die Wagen der Straßenbahn wurden während der Fahrt durch das Ghetto versiegelt und deren Fensterscheiben wurden zugeklebt, dass man nicht durchschauen konnte.
Vergleiche: Verfilmungen Hitlerjunge Salomon und Hitler - Eine Karriere.
Gedenken
- Eine Gedenktafel, an der Ghettomauer angebracht :
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- "Hier haben sie gelebt und gelitten und sind von den Nazi-Henkern ermordet worden.
- Von hier aus führte ihr letzter Weg in Vernichtungslager."
- Ein Mahnmal auf dem Platz der Ghettohelden (früherer Marktplatz von Podgórze): scheinbar leere Stühle, mitten auf den Platz und an die Straßenbahnhaltestellen hingestellt. Eröffnet im Dezember 2005, von den Krakauer Architekten Piotr Lewicki und Kazimierz Łatak.
Gründung des KZ Plaszow
Das Konzentrationslager Plaszow entstand aus der Verlegung der "arbeitsfähigen" Häftlinge der jüdischen Wohnsiedlung Krakau (des Ghettos) aus Podgórze im Westen nach Płaszów im Südosten von Kraków. Der Bau eines Arbeitslagers begann dort im Sommer 1940 auf einem Gelände, das Kalksteinbrüche und zwei alte jüdische Friedhöfe umfasste: den Neuen Friedhof an der Abraham-Straße und den Alten Friedhof an der Jerozolimska-Straße. Nichtjüdische Polen waren dort die ersten Zwangsarbeiter. Wiederholt wurde das Lagergelände erweitert. 1941 wurden nach einer ersten Erweiterung auch die ersten jüdischen Gefangenen eingeliefert. Vor der Räumung des Krakauer Ghettos waren ca. 2.000 Menschen in Plaszow eingesperrt, danach über 10.000. Ab Januar 1944 war es als Konzentrationslager ein verwaltungsmäßig eigenständiges Stammlager. 1944 erreichte es mit 81 ha seine maximale Größe.
Siehe auch
- Zu Personen:
- Miriam Akavia, Überlebende, später Schriftstellerin
- Mordechaj Gebirtig, Komponist, Autor, Schreiner
- Roman Polanski, Überlebender, später Regisseur, Autor
- Oskar Schindler - Schindlers Liste
- J. Scherner, SS-Oberführer
- Roma Ligocka, Überlebende, später Schriftstellerin
Verweise
Literatur
- Bieberstein: Zaglada Zydow w Krakowie. Krakow 1985.
- Malvina Graf: The Kraków Ghetto and the Plaszów Camp Remembered. Tallahassee: The Florida State University Press, 1989. ISBN 0-8130-0905-7
- J. Kast, B. Siegler, P. Zinke: Das Tagebuch der Partisanin Justyna. Jüdischer Widerstand in Krakau. Berlin 1999.
- Alfred Katz: Poland's Ghettos at War. New York: Twayne Publishers, 1970. ISBN 0-8290-0195-6
- Tadeusz Pankiewicz, Herausgeber "Verein zur Förderung des Israel-Museums in Jerusalem e.V." Berlin, Übersetzg. von Manuela Freudenfeld: "Die Apotheke im Krakauer Ghetto" (Original: Apteka w getcie krakowskim, 1990). (zuerst in D: Essen, Bettendorf 1995) Herbig Verlag, 1997. 280 Seiten. ISBN 3-7766-7038-X
- Roman Polanski: Roman (dt: Roman Polanski). New York: William Morrow and Company, 1984. ISBN 0-688-02621-4; dt: ISBN 3-502-18581-6
Film
Ein Film unter dem Titel "Das Leben der Juden in Kraków" wurde vor dem Ausbruch des Krieges gedreht. Ein zweiter Film steht dazu im Kontrast: "Umsiedlung in das Krakauer Ghetto." Er wurde für die Bedürfnisse der deutschen NS-Propaganda gedreht. (Vorführung in der Apotheke, einer Abteilung des Historischen Museums der Stadt, das auch über eine große Fotografiesammlung verfügt.)
Weblinks
- Die Apotheke "Zum Adler": Plac Bohaterów Getta 18
- Krakauer Ghetto bei deathcamps.org (engl.)
- Das Krakauer Ghetto
- Historische Photographien, auch Plan des Ghettos
- Rebecca Weiner: Eine Virtuelle jüd. Geschichte in Polen, Krakau (engl.)
Fußnoten
- ↑ Im Jahr 1941 kam dann die Gründung des sogenannten "jüdischen Wohnbezirks", also praktisch des Ghettos, obwohl das Wort "Ghetto" in den amtlichen Dokumenten nirgends vorkam. Nach etwa zwei Jahren, am 13. und 14. März 1943, wurde dieser jüdische Wohnbezirk grausam und blutig aufgelöst: mit vielen Toten..." (Mietek Pemper [www.br-online.de/alpha/forum/vor0703/20070313.shtml] im Gespräch mit Jochen Kölsch auf BR-Alpha] am 13. März 2007)
50.04527777777819.954722222222Koordinaten: 50° 2′ 43″ N, 19° 57′ 17″ O
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