- Kaspar-Hauser-Tier
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Als Kaspar-Hauser-Versuch wird in der Verhaltensbiologie die Aufzucht eines Tieres unter weitgehendem Erfahrungsentzug verstanden („Kaspar-Hauser-Tier“), das heißt in völliger Isolation, ohne jeglichen Kontakt zu Artgenossen oder zu anderen Tieren. So kann man den Nachweis führen, dass alle von diesem Tier gezeigten Verhaltensweisen im Erbgut verankert, also angeboren sein müssen. Als natürliche „Kaspar-Hauser-Tiere“ wurden vor allem in der Frühzeit der ethologischen Forschung frisch aus dem Ei geschlüpfte Küken untersucht, da sie im Ei von allen visuellen und taktilen Erfahrungen abgeschnitten waren. Viele Begründer der Ethologie entstammten daher dem zoologischen Fachgebiet der Ornithologie, u. a. Oskar Heinroth, William Thorpe, Gustav Kramer und Konrad Lorenz.
Zu den umstrittensten Kaspar-Hauser-Versuchen zählen die Experimente von Harry Harlow mit jungen Rhesusaffen.
Der Begriff Kaspar-Hauser-Versuch geht zurück auf einen bis heute geheimnisumwitterten Vorgang im Jahre 1828, als in Nürnberg ein etwa 16-jähriger, verwahrlost aussehender Junge auftauchte, der kaum reden konnte und Kaspar Hauser genannt wurde. Er machte den Eindruck eines auf dem Stand eines Kleinkindes stehen gebliebenen Jugendlichen. Die Zeitgenossen vermuteten, dass Kaspar Hauser lange Zeit einsam in einem Verlies gefangen gehalten worden sei.
Einer Geschichte von Herodot zufolge, unternahm bereits Pharao Psammetich in Ägypten einen ähnlichen Versuch. Er gab einem Hirten zwei neugeborene Kinder und befahl, diese so aufzuziehen, dass sie niemals ein gesprochenes Wort vernehmen sollten. Er wollte auf diese Weise herausfinden, in welcher Sprache die Kinder zuerst ein Wort sagen würden. Nach ca. zwei Jahren streckten die Kinder bittend die Hände aus und sagten „Bekos“. Dies hieß in der Sprache der Phryger „Brot“. Der Pharao schloss daraus, dass die Phryger eine noch ältere Rasse als die Ägypter wären. Herodots Geschichte ist allerdings wohl eher dem Reich der Märchen und Sagen zuzuordnen als der Wahrheit.
Salimbene von Parma, ein Franziskanermönch, erzählte eine ähnliche Geschichte über Friedrich II., den Stauferkaiser. Hier allerdings starben die Säuglinge frühzeitig mangels Zuwendung.
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