- Oskar Heinroth
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Oskar Heinroth (* 1. März 1871 in Kastel; † 31. Mai 1945 in Berlin) war ein deutscher Zoologe. Internationale wissenschaftliche Bedeutung erlangte er durch seine grundlegenden Arbeiten zur vergleichenden Verhaltensforschung in der Ornithologie. Er führte den Begriff Ethologie in seiner heute üblichen Bedeutung in die moderne Verhaltensbiologie ein. Von 1911 bis 1913 war er maßgeblich am Aufbau des Berliner Zoo-Aquariums beteiligt, dem er mehr als 30 Jahre lang als Leiter vorstand.
Inhaltsverzeichnis
Wissenschaftlicher Werdegang
Heinroth studierte zunächst Medizin und promovierte 1895 in Kiel. 1896 kam er nach Berlin und wurde Volontärassistent im Zoologischen Garten und in der Vogelabteilung des Zoologischen Museums an. Nach der Rückkehr von der Mencke-Expedition zum Bismarck-Archipel im Jahr 1901 bekam er 1904 eine bezahlte Assistentenstelle im Berliner Zoo. Schon als Assistent zog er zwischen 1898 und 1913 fast alle europäischen Entenarten mit der Hand auf. Er erkannte 1906 bei Kreuzungsversuchen an Enten, dass bestimmte Verhaltensmuster, wie beispielsweise das Kopf-ins-Wasser-tauchen während der Balz, vererbbar und demnach angeboren sind. Heinroth verglich auch die Rufe und die Bewegungsweisen diverser Schwan- und Gänsearten bei der Balz und bei der Aufzucht ihrer Küken. Durch diese Analysen legte er den Grundstein für eine vergleichende Verhaltensforschung, die Verhaltensmerkmale in ähnlicher Weise auf stammesgeschichtliche Verwandtschaft und auf Gemeinsamkeiten untersucht, wie dies bei körperlichen Merkmalen schon lange zuvor der Fall war.
Oskar Heinroth fiel u. a. das merkwürdige Verhalten von Küken auf, die isoliert in einem Brutschrank ausgebrütet und kurz nach dem Schlüpfen mit Menschen in Kontakt gekommen waren. Wurden diese Küken danach zu einem Elterntier gebracht, behandelte dieses die Küken wie den eigenen Nachwuchs; die Küken jedoch flüchteten stets laut fiepend vor ihren „Adoptiveltern“ und suchten Schutz bei jedem in der Nähe befindlichen Menschen. Heinroth konnte die Küken aber dann erfolgreich erwachsenen Artgenossen als „Adoptivkinder“ zuführen, wenn er sie unmittelbar nach dem Schlüpfen in einen Sack steckte und so jeden Kontakt zu Menschen verhinderte. Er nannte diese Form des Lernens Prägung und entwickelte ferner biologische Begriffe wie Hetze, Imponiergehabe und Triumphgeschrei.
Später übernahm Konrad Lorenz diese Terminologie, popularisierte sie und sah sich zeitlebens als Schüler von Oskar Heinroth. 1931 erklärte er ihm in einem Brief, dass er in seinem Lehrmeister den Begründer einer neuen Wissenschaft sehe, „nämlich der Tierpsychologie als einem Zweig der Biologie“. Die heute gebräuchliche Bezeichnung für dieses Forschungsgebiet ist Ethologie oder vergleichende Verhaltensforschung.
Kaum bekannt ist heute, dass bereits Douglas Alexander Spalding in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Phänomen der Prägung in wissenschaftlichen Veröffnungen beschrieb.
Von 1904 an war Heinroth mit Magdalena, geborene Wiebe, verheiratet. Sie arbeitete mit ihm bis zu ihrem Tode 1932 zusammen und war Mitautorin mehrerer seiner Bücher. 1933 heiratete er die Zoologin Katharina Berger. Oskar Heinroth verstarb am 31. Mai 1945 im Alter von 74 Jahren, wenige Monate nach der Zerstörung des Berliner Aquariums.
Werke
- Oskar Heinroth: Beiträge zur Biologie, namentlich Ethologie und Psychologie der Anatiden. In: Berichte des V. Int. Ornithologen Kongresses Berlin 1910, S. 559 ff.
- Oskar Heinroth, Magdalena Heinroth: Die Vögel Mitteleuropas, 4 Bände, Berlin 1924-1934
Literatur
- Katharina Heinroth: Oskar Heinroth. Vater der Verhaltensforschung 1871-1945, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1971, ISBN 3-8047-0406-9
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