Keltisches Münzwesen

Keltisches Münzwesen
Keltische Nachahmung des Viertelstater Philipps II.

Das keltische Münzwesen bezeichnet die Münzprägung der antiken Kelten im Zeitraum von ca. 300 v. Chr. bis zur Zeitenwende. Die wichtigsten Quellen bei der Erforschung der Kelten sind, aufgrund ihrer fehlenden Eigenliteratur, archäologische Funde, allen voran Münzen. Die keltischen Münzen bilden einen eigenständigen Teilbereich der Numismatik.

Inhaltsverzeichnis

Die Entwicklung

Die ersten keltischen Münzen lassen sich ungefähr auf das Jahr 300 v. Chr. datieren. Da auf diesen Münzen jedoch keine Prägedaten oder ähnliche Kennzeichnungen vorhanden sind, muss sich eine solche Datierung auf andere Gegenstände im selben Fund stützen. Bei der Entstehung der keltischen Münzprägung spielt vor allem der Handel mit den Griechen eine wichtige Rolle. Städte wie die griechische Koloniestadt Massalia entwickelten sich über die Jahrhunderte zu lebhaften Handelsdomänen Galliens. Doch gerade hier stieß der in Gallien weit verbreitete Tauschhandel immer mehr auf Probleme, da sich im griechischen Einflussgebiet bereits das Münzwesen etabliert hatte. Zudem wurden auch die Solde von in Griechenland oder Rom stationierten gallischen Söldnern in Münzen ausgezahlt. Vermutlich durch diese Umstände angeregt übernahmen die Kelten das Münzgeld als Zahlungsmittel. Wer die keltischen Prägungen veranlasst hat, ist mangels Quellen nur zu vermuten. Da uns die Namen der Stammesfürsten, welche uns aus Caesars Commentarii bekannt sind, ganz oder in Abkürzungen auf den Tetradrachmen (auch Viertelstater genannt) begegnen, ist anzunehmen, dass es sich bei den Fürsten auch um eine Art Prägeherren handelt.[1]

Zeitliche und regionale Unterschiede

Zeitraum von ca. 300 v. Chr. bis zur Zeitenwende.

Systematische Auswertungen von Grabfunden haben ergeben, dass in der keltischen Münzprägung im Laufe der Zeit unterschiedliche Metalle verwendet wurden. Im Gegensatz zu den griechischen oder römischen Münzen waren die ersten keltischen Münzen aus Gold. Diese Goldmünzen wurden bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. geprägt und dienten zunächst wahrscheinlich lediglich dem Informationsaustausch sowie als Schatzgeld. Ab der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. bis zur römischen Eroberung Galliens wurden auch Silbermünzen geprägt. Spätestens zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. war zumindest die westliche (gallische) Oppidakultur dazu übergegangen, Münzen aus Gold, Silber, und Bronze zu prägen. Die typische Legierung aus Kupfer und Zinn wird als „keltische Münzbronze“ bezeichnet [2]. Die französische Sprache kennt dafür die Bezeichnung Potin und unterscheidet zwischen „Potin gris“ und „Potin jaune“ [3]. Die keltischen Münzen bilden kein einheitliches Münzsystem. Im ostkeltischen Raum und am Mittelmeer dominierte Silber als Münzmetall, im Westen hingegen Gold. Westlich des Rheins war der Viertelstater Philipps II. das Vorbild der keltischen Münzprägungen, im heutigen Böhmen, Bayern und Schwaben jedoch der Viertelstater Alexanders des Großen. Diese Vorbilder wurden in den einzelnen Stämmen auf unterschiedliche Weise umgesetzt und weiterentwickelt.

Die bekanntesten Goldmünzen keltischer Prägung sind die so genannten Regenbogenschüsselchen. Ein Münzfund aus Duderstadt bei Göttingen besteht aus einer schüsselförmigen Goldmünze, die einen Stater der Remer darstellt. Der gallobelgische Stamm war nach England emigriert. Die 40-20 v. Chr. geprägte Münze zeigt ein galoppierendes Pferd über einem achtspeichigen Rad.

Prägetechnik

Das Prägen von Münzen lehnte sich technisch an andere Kulturen an. Zunächst wurden Münzrohlinge, so genannte Schrötlinge, hergestellt. Dazu wurden mit kleinen Mulden versehene Tontafeln, die Tüpfelbretter, mit genau abgewogenen Metallmengen bestückt, um welche ein Holzkohlefeuer geschürt wurde. Sobald das Metall geschmolzen war, ließ man es abkühlen. Waren die Schrötlinge erkaltet, so wurden sie mit einem Münzstempel und einem Hammer geprägt. Der Münzstempel bestand aus einem Bronzekern, der das Motiv trug, sowie einem Eisenring, der den Bronzekern vor dem Springen bewahrte. An der Rückseite befand sich oft ein Dorn, der den Stempel mit einer Werkunterlage verbinden konnte. Außer dem Münzstempel wurden auch andere Werkzeuge benötigt. Um einen abgenutzten Stempel nachzuschneiden benötigte der Stempelschneider Stichel, Feilen und Zangen. Auch Gusstiegel, Blasebälge sowie Feinwaagen wurden benötigt.[4]

Symbolik

Keltische Münze als Beispiel ihrer Symbolik.

Im Laufe der Zeit veränderten sich die ursprünglichen Motive der Münzen bis zur Unkenntlichkeit und wurden auch teilweise durch eigene ersetzt. Schon in frühen Nachprägungen waren die Münzbilder von keltischer Symbolik dominiert. Im Gegensatz zu den Münzen anderer Kulturen bilden die Kelten keine Körper, sondern Geister ab. Die Münzen dienten nicht nur als Zahlungsmittel, sondern waren vor allem Träger mystischer und religiöser Zeichen. Das am häufigsten vorkommende Symbol ist der Kreis oder die Kugel. Dieses Symbol entspricht dem Schlangenei, welches Plinius der Ältere erwähnt.[5] Es steht für Fruchtbarkeit und die 1 in der keltischen Zahlensymbolik. Da alle anderen Zahlen durch die 1 darstellbar sind, steht sie somit auch für die Gesamtheit der keltischen Mystik. Zwei Halbkugeln, sowie die Mandel- und die Sichelform symbolisieren den Mond, die Fruchtbarkeit und das Weibliche.[6] Drei Kugeln stehen für die Sonne, teilweise auch durch ein Rad oder eine Triskele dargestellt.[7]

Literatur

  • Andres Furger, Felix Müller (Hrsg.): Gold der Helvetier - Keltische Kostbarkeiten aus der Schweiz. Schweizerisches Landesmuseum, Zürich 1991, (Ausstellungskatalog, Schweizerisches Landesmuseum, 16. Februar bis 12. Mai 1991).
  • Hans-Jörg Kellner: Die Forschungssituation zum Münzwesen der Kelten. In: Karl Horst Schmidt (Hrsg.): Geschichte und Kultur der Kelten = History and culture of the Celts. Winter, Heidelberg 1986, ISBN 3-533-03643-X.
  • Lancelot Lengyel: Das geheime Wissen der Kelten. Enträtselt aus druidisch-keltischer Mythik und Symbolik. Bauer, Freiburg 1976, ISBN 3-7626-0200-X.
  • Karl Pink: Einführung in die keltische Münzkunde. Mit besonderer Berücksichtigung des österreichischen Raumes. 3. durchgesehene und erweiterte Auflage. Bearbeitet von Robert Göbl. Deuticke, Wien 1974, ISBN 3-7005-4399-9.
  • Hans Reeh: Die Symbolik keltischer Münzen. (online)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Kellner, S. 219.
  2. Vgl. Kellner, S. 233.
  3. s. Bronze
  4. Furger & Müller, S. 87.
  5. Lengyel, S. 38 ff.
  6. Lengyel, S. 60 ff.
  7. Lengyel, S. 66 ff.

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