Tauschhandel

Tauschhandel

Der Tauschhandel ist eine Form des Handels, bei der Waren oder Dienstleistungen direkt gegen andere Waren oder Dienstleistungen getauscht werden ohne die Verwendung einer Währung.

In wirtschaftlichen Krisenzeiten tritt Tauschhandel wieder auf, da meist durch Rationierung bzw. Verbote und Gesetze in die Vertragsfreiheit eingegriffen wurde. Dieser Eingriff verhindert den Ausgleich von Angebot und Nachfrage durch Preisänderungen. Meist liegen die (festgelegten) Angebotspreise deutlich unter dem realen Nachfragepreis. Dies führt dazu, dass gewöhnliche Zahlungsmittel wie Geld an Bedeutung bzw. Wertschätzung verlieren und durch Ersatzwährungen (z. B. Zigaretten im Nachkriegsdeutschland), Güter bzw. Edelmetalle ersetzt werden. Zum Beispiel tauschen Stadtbewohner bei Bauern ihre Habseligkeiten gegen Nahrungsmittel.

Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme gibt es keinen Hinweis darauf, dass eine Gesellschaft jemals in erster Linie durch Tauschhandel funktionierte[1]. Gesellschaften ohne Geld operieren vorrangig auf der Basis von Schenkökonomie. Tauschhandel tritt wenn überhaupt nur zwischen absoluten Fremden oder potentiellen Feinden auf. [2]

Inhaltsverzeichnis

Arten von Tauschgeschäften

Barter-Geschäfte/Barter-Clearing

Unter Barter versteht man verschiedene Formen von bargeldlosen Verrechnungssystemen bzw. komplementären Zahlungssystemen. Eine Variante ist das Barter-Clearing (häufig auch als Bartering bezeichnet).

Gerade in Zeiten knappen bzw. teuren Geldes ist bartern (amerikanisch barter = Tausch, Austausch) eine Möglichkeit, zusätzliche Umsätze zu tätigen, neue Kunden zu gewinnen und die Liquidität des eigenen Unternehmens zu schonen. Insbesondere zeichnet sich Barter als attraktives Marketinginstrument aus.

Beim Barter-Clearing werden Waren und Leistungen grundsätzlich nicht bilateral, sondern über ein geldloses Verrechnungssystem zwischen gewerblichen und/oder privaten Nutzern multilateral verrechnet (dies über den gesamten Kaufpreis oder auch zu Anteilen des Waren-/Dienstleistungswertes). Die Verrechnungssysteme werden von Barterorganisationen, die im Regelfall mit Kleinst-, Klein- und mittelständischen Unternehmen arbeiten, organisiert, die für jedes Unternehmen ein Verrechnungskonto (das vergleichbar zu einem Girokonto funktioniert) führen. Dabei wird der Wert der jeweiligen Handels-(Tausch)objekte in der Verrechnungseinheit der jeweiligen Landeswährung ausgedrückt und unter den Teilnehmern des Pools verrechnet. Mit den modernen Kommunikationsmöglichkeiten und den heutigen Technologien ist die bargeldlose Geschäftsabwicklung sehr effizient und einfach geworden.

Der Barter-Handel ist in den Industrienationen in Europa, Nordamerika und Südamerika sowie in Asien und Australien verbreitet. In Afrika sind Barterorganisationen nur in Südafrika und den Mittelmeeranrainerstaaten vertreten.

Sonderformen Bartergeschäfte

Corporate Trading ist eine Weiterentwicklung des Tauschhandels zwischen gewerblichen Nutzern. Corporate Trading-Unternehmen kaufen und verkaufen auf eigene Rechnung – damit sind sie nicht nur Betreiber einer Handelsplattform, sondern übernehmen auch selbst unternehmerische Risiken. Beim Corporate Trading geht es als erstes um die Lösung eines bilanziellen Problems beim Kunden: Ziel ist zumeist die Vermeidung von Abschreibungsverlusten, Anlass kann zum Beispiel ein Warenüberschuss im Konsumgüterbereich sein. Im zweiten Schritt greift der Kunde auf einen Pool von Dienstleistungen und Services zu und kann diese Cashflow schonend einkaufen

Bartering in den Medien bezeichnet einen Tauschhandel von Werbeplätzen. Beispielsweise stellt ein Wochenmagazin einem Fernsehsender eine Seite zum Werben zur Verfügung und erhält als Gegenleistung einen Spot im Fernsehen, der den Online-Auftritt des Magazins beinhaltet.

Tauschhandel im Buchgewerbe

Der Tauschhandel im Buchgewerbe, auch „Verstechen“ genannt, war bis Mitte des 18. Jahrhunderts im deutschen Buchgewerbe die gängige Wirtschaftsform. Dabei wurden Bücher und andere schriftliche Erzeugnisse zwischen den einzelnen Druckern bzw. Verlegern nur nach deren Quantität und nicht Qualität getauscht, d. h. dass nach dem Prinzip „Bogen gegen Bogen“ bzw. „Buch gegen Buch“ gehandelt wurde. Diese Handelsform hatte sich im Buchwesen etabliert, da der komplizierte Geldverkehr zwischen den einzelnen gültigen Währungen im deutschen Sprachraum umgangen werden sollte. Ab Mitte des 18. Jahrhundert wurde diese Handelsart erst vom sogenannten Nettohandel und kurze Zeit später dann vom noch heute gültigen Konditionsverkehr abgelöst.

Tauschhandel im Internet

Internet-Tauschhandel ist eine Form des Tauschhandels, bei der die Teilnehmer in Internet-Communities Güter und Dienstleistungen von jeweils geschätzten gleichen Wert tauschen. Diese Form des Tausches ist äußerst umstritten und hat sich nicht auf breiter Front durchsetzen können, da eine zufriedenstellende und zuverlässige Abwicklung kaum garantiert werden kann.

Literatur

  • Stephan Füssel, Helmut Hiller: Wörterbuch des Buches. 7., grundlegend überarbeitete Auflage. Vittorio Klostermann, Frankfurt 2006. ISBN 978-3-465-03495-7

Referenzen

  1. Mauss, Marcel. 'The Gift: The Form and Reason for Exchange in Archaic Societies.' pp. 36-37.
  2. Graeber, David. 'Toward an Anthropological Theory of Value'. pp. 153-154.

Siehe auch

Weblinks


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Synonyme:

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