Keynes-Effekt

Keynes-Effekt

Der Keynes-Effekt ist ein Begriff aus der makroökonomischen Theorie und beschreibt die Auswirkung von Preisniveauänderungen auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage.

Im IS-LM-Modell ist das Preisniveau keine eigenständige Determinante der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage. Deshalb haben Preisänderungen keinen direkten Einfluss auf die Güternachfrage. Jedoch wirkt eine Preisänderung auf dem Geldmarkt. Gemäß der Geldmarktgleichgewichtsbedingung M/P = L (wobei M/P für das reale Geldangebot und L für die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage steht) zieht eine Preisniveauerhöhung eine Senkung der realen Geldmenge nach sich. Daraus resultiert ein Nachfrageüberschuss auf dem Geldmarkt. Die Wirtschaftssubjekte sind nun bereit, Wertpapiere liquide zu machen, um ihre Nachfrage nach Geld zu befriedigen. Ein Angebotsüberschuss auf dem Wertpapiermarkt zieht aber annahmegemäß (Kurswert = Nominalverzinsung / Marktzins) sinkende Kurse und steigende Zinsen nach sich.

Der Zins ist nun aber eine Determinante der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage und bewirkt eine Senkung der privaten Nettoinvestitionen. Daraus resultiert eine Senkung der Güternachfrage und damit auch eine Senkung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtseinkommens, da sich das Güterangebot annahmegemäß flexibel der Güternachfrage anpasst.

Preisniveauänderungen bewirken also isoliert gesehen äquiproportionale Zinsänderungen.

Der Keynes-Effekt wird auch als indirekt wirkender Realkasseneffekt bezeichnet, da die Preisänderungen erst über den Geldmarkt und dann über den Transmissionskanal des Zinses auf den Gütermarkt wirken.

Sonderfälle

Der Keynes-Effekt ist unwirksam, wenn die private Investitionsnachfrage vollkommen zinsunelastisch ist, also nicht auf Zinsänderungen reagiert. Hier sind lediglich auf dem Geldmarkt Änderungen zu sehen. (Investitionsfalle)

Weiter ist eine Erhöhung der realen Geldmenge durch eine Senkung des Preisniveaus ohne Wirkung auf die Investitionsnachfrage, wenn wir uns bereits in der Liquiditätsfalle befinden. Das Überschussangebot auf dem Geldmarkt fließt nun vollständig in die Spekulationskasse, da die Wirtschaftssubjekte aufgrund pessimistischer Zinserwartungen nur Geld und keine Wertpapiere halten wollen.

Siehe auch

Literaturempfehlung

  • Hans-Werner Wohltmann "Grundzüge der makroökonomischen Theorie", 4.Aufl. Oldenbourg Verlag 2005, ISBN 3-486-57843-X
  • Bernhard Felderer, Stefan Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik, Springer Verlag, Berlin; Auflage: 9. A. (April 2005), ISBN 3-540-25020-4

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