Kindheitserzählung des Thomas

Kindheitserzählung des Thomas

Das Kindheitsevangelium nach Thomas ist eine apokryphe Schrift, die sich in fast allen Apokryphensammlungen findet. Es ist nicht identisch mit dem bekannteren Thomasevangelium. Die Schrift entstand vermutlich Ende des 2. Jahrhunderts. Der Autor, der sich selber als „Thomas der Israelit“ bezeichnet, konnte bis heute nicht näher identifiziert werden. Berichtet wird von Kindheitstaten des Jesus von Nazaret: Nach dem Kindheitsevangelium war Jesus nicht erst seit seinem Auszug in die Wüste, sondern schon sehr früh zu wundersamem Wirken fähig. Die Schrift berichtet vor allem von Heilungen durch das Kind Jesus. Sie berichtet aber auch von wertneutralen Wundern und sogar von destruktiven Taten des jungen Jesus.

  • So soll Jesus als fünfjähriger am Schabbat zwölf Spatzen aus Lehm geformt und sie zum Leben erweckt haben.
  • Jesus soll laut dem Kindheitsevangelium in einem Wutanfall den Sohn des Annas wie einen Baum verdorren haben lassen, weil der Junge ihn beim Spielen störte.
  • Ungehalten über die Taten des kleinen Jesus (1,5) entschließt sich Josef, den Knaben zu dem Gelehrten Zachäus zu geben. Dieser versucht vergeblich, Jesus zu belehren, wird von diesem beschämt (1,6) und resigniert schließlich: „So bitte ich dich denn, Bruder Joseph, bring dieses Kind zurück in dein Haus. Denn dieser ist etwas Großes, ein Gott oder ein Engel, dass ich nicht weiß wie ich's sagen soll.“

Summa summarum soll Jesus die Magie des Wortes beherrscht haben, so dass „jedes Wort, das er redete, ob gut oder böse, eine Tat war und zum Wunder wurde“ (5,2 minimal umgestellt).

Das Evangelium war in griechischen, syrischen, hebräischen, lateinischen, georgischen und altbulgarischen Handschriften weit verbreitet. Es ist ungeklärt, in welcher Sprache die Schrift im Original abgefasst war, sie wirkte „wie analoge Texte stimulierend auf die darstellende Kunst und Legendenliteratur seit dem Hochmittelalter“.[1]

Anmerkungen

  1. Klaus-Gunther Wesseling: Thomas, Apostel Jes. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 1292-1323.

Literatur

Weblinks


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