Kip Kinkel

Kip Kinkel

Kipland Phillip Kinkel (* 30. August 1982 in Springfield, Oregon) ist ein US-amerikanischer Amokschütze. Kinkel tötete vier Menschen in Springfield, unter anderem auch an der Thurston High School, und verwundete 21 weitere. Er wurde zu 111,5 Jahren Haft verurteilt, wobei es nicht in Frage kommt, dass er vor 2110 freikommt. Er ist die jüngste Person in Oregons Geschichte, die faktisch eine lebenslange Freiheitsstrafe ohne Möglichkeit der Strafaussetzung bekam.

Ablauf und Tat

Weil er am 20. Mai 1998 eine Schusswaffe mit in die Schule gebracht hatte, entließ man den fünfzehnjährigen Kinkel einen Tag vor seiner Tat in Begleitung seines Vaters Bill Kinkel und mit der Androhung eines Schulverweises nach Hause. Dort angekommen, tötete er seinen Vater und drei Stunden später die nach Hause zurückkehrende Mutter Faith Kinkel. Gleichzeitig hatte Kipland Kinkel den Soundtrack des Filmes Romeo und Julia von 1996 auf Wiederholung geschaltet. Seine Schwester Kirsten war zu dieser Zeit in der Universität.

Am 21. Mai 1998 fuhr er mit dem Auto seiner Mutter, einem Ford Explorer, zur Thurston High School zurück. Dabei hatte er ein halbautomatisches Ruger-Gewehr, eine .22-Kaliber-Ruger, eine 9 mm Glock 19 seines Vaters und ein Jagdmesser, welches an seinem Bein befestigt war. Auf dem Schulflur begegnete er dem Schüler Ben Walker und schoss diesem in den Kopf. Er traf und verletzte einen weiteren Schüler, Ryan Atteberry. Danach betrat er die Cafeteria und eröffnete das Feuer. Dabei wurden 21 Schüler verletzt. Er schoss Mikael Nickolauson, der bereits eine Gewehrkugel in seinem Schenkel und eine in seiner Brust hatte, noch eine in den Kopf.

Der 17-jährige Jake Ryker, der im Unterleib getroffen worden war, hatte Erfahrungen mit Gewehren und kannte das Geräusch eines leeren Gewehres. Als er bemerkte, dass der Amokschütze vorübergehend keine Munition mehr hatte, griff er ihn an, bevor dieser nachladen konnte. Sein 14-jähriger Bruder Josh Ryker und die Mitschüler Adam Walburger, Doug und David Ure halfen ihm, Kinkel zu überwältigen, bis die Einsatzkräfte eintrafen.

Nickolauson starb vor Ort, Walker starb im Krankenhaus. Die anderen Schüler einschließlich Jake Ryker (der sich zu dem Zeitpunkt in einem kritischen Zustand befand) wurden mit vielen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Kinkel wurde festgenommen und zum Polizeirevier gebracht. Während des Verhörs stürzte er sich auf den Polizisten Al Warthan mit seinem Jagdmesser mit den Worten „Shoot me! Kill me!“ („Erschieße mich! Töte mich!“). Der Officer vereitelte den Angriff mit Pfefferspray. Später bestätigte Kinkel, dass er den Officer hatte provozieren wollen, damit dieser ihn erschieße. Ein Polizeivideo dokumentiert, dass Kinkel während des Verhörs durch Warthan mindestens siebenmal „I had no other choice“ („Ich hatte keine andere Wahl“) sagte, außerdem einmal „God damn it … these voices inside my head“ („Gottverdammt … diese Stimmen in meinem Kopf“). Die Verteidigung plädierte auf Unzurechnungsfähigkeit und Geisteskrankheit. Eine Reihe von Experten sollte dies überprüfen. Doch der einzige Psychiater, der vor der Tat etwas mit Kinkel zu tun hatte, sagte aus, dass der Junge geistig vollkommen gesund sei.

Am 24. September 1999, drei Tage, bevor sich die Jury zusammenfand und ein Urteil fällte, bekannte sich Kinkel des Mordes und des versuchten Mordes schuldig in der Hoffnung, wegen Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen zu werden. Im November 1999 wurde Kinkel zu 111,5 Jahren Gefängnis verurteilt, ohne die Möglichkeit eines Hafturlaubes. Er verbüßt seine Strafe am MacLaren Youth Correctional Facility in Woodburn, Oregon, einer Einrichtung zur Erziehung/Korrektur von Jungen.

Jake Ryker wurde von der National Rifle Association und vielen konservativen Mediengruppen lobend erwähnt, um zu verdeutlichen, dass das NRA-Training positiv sei.

Im Januar 2004 wurde für eine neue Verteidigung ein Antrag gestellt. Die Gründe waren, dass Kinkels Anwälte mit ihrem Versuch der Verteidigung durch Verweis auf eine Geisteskrankheit keinen Erfolg hatten.

Kinkels Gesuch

Die Taktik der Anwälte bestand darin, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren. Doch am 24. September 1999, drei Tage, bevor die Jury anfangen wollte, bekannte sich Kinkel für schuldig, wodurch er die Möglichkeit verlor, aufgrund einer Geisteskrankheit freigesprochen zu werden.

Kinkels Haftstrafe konnte zwischen 25 und 220 Jahren liegen, denn das betreffende Gesetz Oregons erforderte 25 Jahre pro Mord, und man einigte sich auf 7,5 Jahre für jeden versuchten Mord. Es lag nun am Richter, ob Kinkel die Haft gleichzeitig oder nacheinander absaß. Würde er sie gleichzeitig absitzen, wäre er nur 25 Jahre in Haft. Wenn man alle aufeinanderfolgen ließe, kämen 195 Jahre zusätzlich dazu.

Mark Sabitt war Kinkels Anwalt. Er war sich mit seinem Berater Rich Mullen einig, dass ein Urteil von einem Richter gerechter wäre als von einer Jury aus dem Volk, da diese leicht beeinflusst werden und zum Beispiel negativ über Geisteskrankheiten denken oder mehr im Hinblick auf die Opfer urteilen könnte. Beide Anwälte kannten den Richter bereits aus anderen Prozessen und vertrauten darauf, dass dieser sachlich alle Beweise aufnehmen und gerecht urteilen würde.

In Oregon gibt es das sogenannte sentencing hearing, eine Art Miniverhandlung, in der beide Seiten durch Beweisdarstellung versuchen, den Satz höher oder niedriger zu bekommen. Die Beweise werden dem Richter vorgelegt. Die Richtlinien der Beweisführung sind jedoch weitaus entspannter, zum Beispiel können Experten ihre Meinung freier äußern, als es in einem Jurygericht der Fall ist.

Das sentencing hearing dauerte sechs Tage. Dabei hörte er viele Personen an: Kinkels Freunde und Familie, Detektive, Lehrer, Ärzte und Psychiater, ebenso die Opfer und deren Familien.

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