Kleinreifling

Kleinreifling
Kleinreifling im Winter, aus dem Nordosten vom gegenüberliegenden Ennsufer

Kleinreifling ist eine Ortschaft mit 596 Einwohnern (Stand 2001)[1] im österreichischen Bundesland Oberösterreich. Sie gehört zur Marktgemeinde Weyer.

Inhaltsverzeichnis

Lagekriterien und Behausung

Kleinreifling liegt nur wenige Kilometer nördlich der steirischen und westlich der niederösterreichischen Grenze im äußersten Südosten Oberösterreichs an der Eisenstraße. Der Ortskern befindet sich auf ca. 47° 49’ nördlicher Breite und 14°38’ östlicher Länge am Fuße des 1373 Meter hohen, so genannten Ennsberges. Für den Großteil des Ortsgebiets kann topographisch von einer Hanglage ausgegangen werden. Der Bahnhof von Kleinreifling wurde auf einer Seehöhe von ca. 398 Metern über Adria erbaut und spielte vor allem in der Vergangenheit eine wichtige Rolle. Verkehrsgeographisch liegt der Ortskern eher ungünstig, da die Bundesstraße an ihm vorbeiführt führt und somit nur wenige Auswärtige anlockt. Im Ortszentrum herrscht eine sehr dichte bis geschlossene Bebauung vor, während im restlichen Teil des Dorfes mäßig dichte (dazwischen sind landwirtschaftliche Nutzflächen) bis lockere Bebauung anzufinden ist. Aufgrund der Anordnung der Hausstätten handelt es sich bei Kleinreifling um ein so genanntes Straßendorf. In Bezug auf die Flurformen herrschen vor allem Blockgemenge- und Streifengemengefluren sowohl mit, als auch ohne Hofanschluss vor. Die am häufigsten verbreiteten Hofformen sind Dreitrakte-Höfe mit völlig voneinander getrennten Gebäudetrakten sowie Zweitrakte-Höfe, bei denen Ein- und Abstellräume für Fahrzeuge, Geräte und Maschinen direkt an das Wohnhaus angebaut sind.

Geschichte

Die Gegend um das heutige Kleinreifling wurde angeblich bereits von den Römern mit einer, entlang der Enns verlaufenden, Straße versehen. Durch diese Erschließung folgte allmählich auch die Besiedlung des Gebiets. Nach einer eher kürzeren Phase keltischer Bewohner, folgte die Besiedlung durch die Slawen, welchen die Ortschaft seinen Namen zu verdanken hat (Reifling: rifing von ryba – Fisch). Nach der teilweisen Rodung durch die Slawen wurde das Gebiet um den heutigen Ortskern von den Bajuwaren endgültig vollständig gerodet. Bajuwaren ist die ursprüngliche Namensform der Baiern, eines gegen Ende der Völkerwanderung entstandenen germanischen Stammes, der neben Altbayern einen großen Teil Österreichs und Südtirols besiedelte. In dieser Zeit entstanden die ersten Einzelhöfe und Fluren entlang der Enns in Richtung Süden. Um 1138 wurde mit Hilfe der „Garstner Mönche“ das Gebiet entlang der Enns begehbar gemacht. Den untertänigen Bauern wurde als Ausgleich Neuland angeboten. Ursprünglich im Ostteil des Erzherzogtums Bayern liegend, zählte der Ort seit dem 12. Jahrhundert zum Herzogtum Österreich, ab 1490 wurde man dem Fürstentum „Österreich ob der Enns“ zugeordnet. Eine der größten Hochwasserkatastrophen ereignete sich um 1567. 1629 folgte eine fürchterliche Pestepedemie. Von der Errichtung einer Schule wird in Kleinreifling um 1781 berichtet. Damals noch eine einzige große Gemeinde, strebte die Landbevölkerung der Gemeinde Weyer im Jahr 1897, also auch die Bewohner Kleinreiflings, eine Abtrennung vom Zentrum der Gemeinde an, um eine Benachteiligung durch die Eisenindustrie zu vermeiden. Der flächenmäßig größte Teil der Gemeinde wurde fortan als Weyer- Land bezeichnet und war ab sofort unabhängig. Das Zentrum der ursprünglichen Gemeinde war nun nur noch wenige Quadratkilometer groß und bekam den Namen Weyer- Markt. Die so genannte „Ennsbrücke“, welche seit jeher die Ortsteile beidseits der Enns verbindet, wurde durch Hochwässer immer wieder zerstört, unter anderem 1863 und 1899, um anschließend wieder aufgebaut zu werden. Seit 1918 gehört Kleinreifling zum Bundesland Oberösterreich. Ab dem 13. März 1938, nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, gehörte die gesamte Gemeinde – Weyer- Markt als auch Weyer- Land- zum „Gau Oberdonau“. Zwischen 1943 und 1944 gab es im heutigen Gemeindegebiet von Weyer (ehemaliges Weyer- Land) das ,1941 erbaute, Lager „Dippoldsau“, ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen sowie Nebenlager des Lagers Großraming, ein etwa 15 Kilometer entfernt liegender Ort. Mehr als 100 Gefangene wurden unter widrigsten Umständen zum Bau des Enns- Staudammes eingesetzt. 1945 wurde das damalige Gemeindegebiet Weyer- Land zweigeteilt - die Enns wurde zur Grenze der Besatzungszonen zwischen Amerikanern und Russen. 1967 ging das „Ennskraftwerk Weyer“ in Betrieb. Zu diesem Zweck wurde der alte Ortskern in Kleinreifling 1966 geräumt, um den Einstau vorzubereiten.

Wirtschaftliche Entwicklung

Eine bedeutende Rolle für die Entwicklung der Ortschaft spielt das Eisenwesen. Trotz der doch recht großen Entfernung zum steirischen Erzberg war Kleinreifling bereits seit dem 13. Jahrhundert in die Eisenverarbeitung involviert. Die günstige Lage, an der Gabelung der Eisenstraße Hieflau- Steyr, brachte allen direkt an der Enns liegenden Orten wirtschaftliche Vorteile. Durch die enormen Wasserkräfte der Enns waren die Bedingungen für eine industrielle Ansiedlung gegeben. Folgende weitere Gründe sind hier zu nennen (nach Alfred Hoffmann):

- Im unwirtlichen Gelände war es kaum möglich, viele Menschen zu ernähren. Daher musste ein Teil der Industrie möglichst nahe an das fruchtbare Alpenvorland herangebracht werden; - Das schwere Eisen war auf der Enns leichter zum Hauptverkehrsweg Donau zu bringen; - Für die Verarbeitung brauchte man große Mengen an Holzkohle, die durch leichter zugängliche Wälder erbracht werden konnte; - Man benötigte Wasserfälle zum Betrieb von Hämmern.

In Kleinreifling und den umliegenden Orten entstanden in dieser Zeit zahlreiche Hammerwerke. Im 15. Jahrhundert erfolgte eine beträchtliche Produktionssteigerung, die eine Arbeitsteilung in Welschhämmer (Trennung von Eisen und Stahl) und die so genannten Zainhämmer (Verarbeitung der feineren Sorten des Roheisens) nach sich zog. In dieser Zeit gab es mehr als 700 Floßtransporte zwischen Hammerwerken in Steyr und Großreifling, die unmittelbar durch Kleinreifling führten. Diese Flöße waren meist zwischen 20 und 30 Metern lang und mussten von 4 bis 5 Männern gesteuert werden. Eine weitere Entwicklung stellen die Eisengewerke dar, welche die von den Hämmern gelieferten Fabrikate zu gebrauchsfertigen Werkzeugen weiterverarbeiteten. Auch die Eisengewerke wurden später weiteren Spezialisierungen unterworfen. 1499 erließ Maximilian I von Habsburg eine Verordnung, in der Waldbesitzer angewiesen wurden, Holz und Kohle an die nächstliegenden Hammerwerke zu liefern. Überwacht wurde diese Anordnung durch eigens bestellte „Waldmeister“. Die unstetige Entwicklung des Eisenwesens führte zu zahlreichen Protesten der Hammerarbeiter und Holzknechte, die besonders den oftmaligen Mangel an Lebensmitteln nicht tolerieren konnten. Die ältesten Nachweise von Hämmern in Kleinreifling stammen aus einem Urbar (bezeichnet ein Verzeichnis über Besitzrechte eines Grundherrn und Leistungen seiner Grunduntertanen) der Herrschaft Steyr um 1424. Aber erst in einem weiteren Urbar von 1658 werden an der „Undern Reifling“ 5 wälsche, 1 großer, 9 kleine und 2 Zainhämmer genannt. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden auch einige, wenig ergiebige, Erzlager entdeckt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Eisen mit Holzkohle verarbeitet – der Holzreichtum Kleinreiflings spielte demnach eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Gebiets. Da aber die Wälder nicht im Besitz der Hammergewerken waren, mussten Wald- und Kohlzins, sowie ein Verlagsgeld entrichtet werden. Verantwortlich für die Verwaltung des gesamten Gebiets war die so genannte „Innerberger Hauptgewerkschaft (IBHG)“, welche bereits 1625 gegründet wurde. Aufzeichnungen zufolge stellte um 1879 ein IBHG- Hammerwerk in Kleinreifling rund 476 Tonnen Rohstahl her. Zwischen 1857 und 1862 verpachtete die IBHG ihre Betriebe - unter anderem auch jene in Kleinreifling – an die k.k. priv. steiermärkisch- österreichische Stahlwerks- Gesellschaft, hinter der ausländisches Kapital stand. Ziel dieser Verpachtung war die durchgehende Reorganisation der Werke. Der Verkauf des Hammerwerks Kleinreifling und seine Stilllegung 1901 bedeuteten auch gleichzeitig das Ende des traditionellen Innerberger Hammerbezirks. Im 1974 errichteten „Ennsmuseum Weyer“ wird heute ein umfassendes Bild der Natur-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte des Ennstales geboten.

Verkehrserschließung des Gebiets

Nach der Eröffnung der ersten dampfbetriebenen Eisenbahn Österreichs, im Jahr 1837, wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts der Bau einer Eisenbahnlinie durch Oberösterreich, Steiermark und Kärnten geplant. 1865 kam es schließlich zur Bewilligung des Baus und Betriebs der so genannten „Kronprinz Rudolf- Bahn“. Diese Eisenbahnlinie führte vom oberösterreichischen St. Valentin über Steyr, durch den Ort Kleinreifling und weiter in die Steiermark nach Hieflau, Rottenmann bis nach Villach. Durch den Bau der Eisenbahn wurden Saum- und Flusswege als Transportwege für das Eisenerz durch diese ersetzt. Die Flößerei blieb aber weiterhin für den Holztransport erhalten. Erst durch den Kraftwerksbau der Energie AG kam die Flößerei endgültig zum Erliegen.

Blick auf den Bahnhof von Kleinreifling und die Enns

Verkehr

Straße: Der Ort ist direkt an der Eisen Straße (B 115) gelegen.

Eisenbahn: Wenige Kilometer außerhalb zweigt in Kastenreith die Nebenbahn Amstetten-Kastenreith von der eingleisigen Rudolfsbahn St. Valentin - Selzthal ab. Aus diesem Grund hat Kleinreifling einen vergleichsweise großen Bahnhof, welcher sich in das Tal einzwängt. Durch die Erzzüge der Voestalpine von Eisenerz nach Linz sowie Regionalzüge aus drei Richtungen gibt es auch ein recht hohes Verkehrsaufkommen.

Bildung

  • Kindergarten Kleinreifling
  • Volksschule Kleinreifling

Vereine

Tennis: Der Tennisclub Kleinreifling wurde 1978 gegründet und besitzt heute 4 Sand-Tennisplätze sowie ein Klubhaus.

Fußball: Der ASV (Allgemeiner-Sport-Verein) Kleinreifling spielt derzeit in der 2. Klasse Ost in Oberösterreich.

Weitere Vereine sind der Heimat- und Trachtenverein, der Musikverein, die Jagdhornbläsergruppe und die Jäger.[2]

Weblinks

 Commons: Kleinreifling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wohnbevölkerung laut Volkszählung 2001
  2. Pressemitteilung der Agenda 21 vom 9. Februar 2009 zur Situation in Kleinreifling
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