Andronikos I. (Trapezunt)

Andronikos I. (Trapezunt)

Andronikos I. Gidos († 1235) war von 1222 bis 1235 Kaiser und „Großkomnene“ von Trapezunt. Er war der Schwiegersohn Alexios’ I., des ersten Kaisers von Trapezunt, den er auf dem Thron nachfolgte. Ob es sich bei ihm um denselben Andronikos Gidos handelt, der dem Kaiser des Reichs von Nicäa Theodor I. Laskaris als General diente, ist unklar.

Leben

Andronikos war mit der Tochter des trapezuntischen Kaisers Alexios I. verheiratet. Als Alexios 1222 starb, wurden dessen beiden Söhne, die späteren trapezuntischen Kaiser Johannes I. und Manuel I. bei der Thronfolge übergangen. Statt ihrer trat Andronikos die Nachfolge Alexios an.

Die erste ernstliche Krise während seiner Regierungszeit musste er ab dem Jahr 1223 meistern, als so zu einer Auseinandersetzung mit den über das Sultanat Ikonion herrschenden Rum-Seldschuken kam. Die Seldschuken hatten sich seit 1221 in dem Ort Sudak auf der Krim festgesetzt und errichteten dort bis 1223 einen befestigten Stützpunkt. 1223 entsandte der seldschukische Gouverneur von Sinope eine Flotte an die Küsten der Krim, um die dortigen trapezuntischen Besitzungen anzugreifen. Sein Ziel war es, den Handel in den von Trapezunt beherrschten Häfen auf der Krim so zu behindern, dass dieser nunmehr über den Hafen von Sudak abgewickelt werden musste. Im gleichen Jahr wurde ein trapezuntisches Schiff, mit dem der jährliche Tribut der trapezuntischen Besitzungen auf der Krim in die Hauptstadt transportiert werden sollte, von einem Sturm in den Hafen von Sinope getrieben. Unter Missachtung der zwischen den Seldschuken und Andronikos getroffenen Vereinbarungen wurde dieses Schiff von dem Gouverneur der Stadt mitsamt der Fracht und einigen Passagieren, unter denen sich auch der Archon der auf der Krim gelegenen trapezuntischen Provinz und mehrere Offizielle der Stadt Cherson befanden, aufgebracht.

Nun sammelte Andronikos selbst ein Flotte, die er alsbald nach Sinope schickte. Dort angekommen überwanden die Truppen Andronikos die Wälle der Stadt, die sie plünderten. Zudem fielen ihnen die Schiffe in die Hände, die sich zu dieser Zeit gerade im Hafen von Sinope aufhielten. Der von den Seldschuken gefangen gehaltene Archon wurde befreit und sowohl der von den Seldschuken beschlagnahmte Tribut als auch die von ihnen nach dem Angriff auf die Krim nach Sinope geschaffte Beute fiel den trapezuntischen Truppen in die Hände.

In der Folge marschierte der Sultan des Sultants Ikonion 1224 selbst mit seinem Hauptheer gegen Trapezunt. Andronikos stellte sich den Seldschuken mit seinem Heer an den befestigten Pässen entgegen, die diese passieren mussten, um nach Trapezunt zu gelangen. Nachdem die Seldschuken bei Gefechten an den Pässen erhebliche Verluste erlitten hatten, zog Andronikos seine Truppen hinter die Stadtmauern von Trapezunt zurück. Diese galten damals als uneinnehmbar.

Das Heer der Seldschuken begann mit der Belagerung der Stadt. Von einem in der Nähe des St. Eugenios Klosters gelegenen Lager aus äscherten sie zunächst die unbefestigten Vororte Trapezunts ein und begannen nach erfolgter Auskundschaftung der Stadtmauern schließlich, die Stadt von der Seeseite her anzugreifen. Es kam zu einer Serie von Angriffen und Gegenangriffen, die schließlich in einem letzten Nachtangriff der Seldschuken gipfelten. Während dieses Angriffs brach plötzlich ein Gewittersturm los, der sintflutartige Regenfälle und Hagel mit sich brachte. Dies brachte die Angreifer, von denen einige von Sturzfluten, die sich aus den Bergen herabwälzten, fortgespült wurden, völlig aus dem Konzept, so dass manche von ihnen in der Dunkelheit die Orientierung verloren und von den Klippen auf der Seeseite der Stadt in tiefe Schluchten stürzten.

Der Sultan wurde als Gefangener nach Trapezunt gebracht, wo Andronikos ihn mit allen Ehren empfing. Man schloss einen Vertrag, demzufolge Trapezunt von nun an keinen Tribut und keine Heeresfolge mehr an das Sultanat Ikonion zu leisten hatte. Damit konnte Andronikos den Vasallenstatus, der ihn an das Sulanat Ikonion band, abstreifen. Der Sultan soll von seiner Behandlung so angetan gewesen sein, dass er Andronikos später regelmäßig Araberpferde zum Geschenk machte und dem St. Eugenios mehrfach Geldspenden zukommen ließ.

Die so gewonnene Unabhängigkeit Trapezunts dauerte bis 1230. In diesem Jahr fiel der letzte Choresm-Schah Dschalal ad-Din in Anatolien ein, das er dem Sultanat Ikonion entreißen wollte. Sultan Dschalal ad-Din, der zuvor bereits Georgien erobert hatte, war seither bereits ein direkter Nachbar Trapezunts. Da Andronikos wohl glaubte, in dem Konflikt zwischen den beiden Sultanaten nicht neutral bleiben zu können, schloss er mit dem Choresm-Schah ein Bündnis gegen das Sultanat Ikonion. In der Schlacht von Yassı Çemen (1230) gelang es den Truppen des Sultanats Ikonion jedoch, die Choresmier entscheidend zu schlagen. Von den geschlagenen Truppen flohen viele zunächst nach Trapezunt, da ein Kontingent des Andronikos auf Seiten der Choresmier an der Schlacht teilgenommen hatte.

Die Allianz mit den Choresmiern kostete Andronikos die Vorteile, die er 1223 mit dem Sultanat Ikonion ausgehandelt hatte. Trapezunt wurde wieder ein Vasall des Sultanats Ikonion und hatte diesem nach einem Bericht aus dem Jahr 1240 eine bewaffnete Truppe von 1.000 Männern zur Verfügung zu stellen.

Andronikos hatte bald noch einen weiteren Verlust zu beklagen. Nach der Eroberung eines Großteils Georgiens durch die Mongolen und der damit einhergehende Wirren, sagten sich bald weite Gebiete in Iberien und Lazien, die bisher der Herrschaft Andronikos unterstanden, von Trapezunt los. Diese Gebiete gingen in dem Königreich Imeretien unter David VI. Narin auf.

Andronikos starb 1235. Auf dem Thron folgte ihm Johannes I., der älteste Sohn seines Vorgängers.

Quellen

  • W. Miller, Trebizond: The Last Greek Empire of the Byzantine Era, Chicago 1926.


Vorgänger Amt Nachfolger
Alexios I. Kaiser von Trapezunt
12221235
Johannes I.

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