Kloster Beuron

Kloster Beuron
Die Erzabtei Beuron, Februar 2008

Die Erzabtei St. Martin zu Beuron ist ein Benediktinerkloster in Beuron im Oberen Donautal und Stammkloster der Beuroner Kongregation.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Klosterkirche Beuron 1787

Augustinerkloster Beuron

Beuron wurde erstmals 861 im Besitzverzeichnis des Klosters St. Gallen als „Purron“ erwähnt. Die Geschichte des Klosters Beuron beginnt mit der Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts im Jahr 1077. Im Jahr 1253 übertrug das Kloster die Schirmvogtei an Friedrich I. von Zollern, in der Folge beanspruchten die Zollern dieses Recht als erblich. Im Jahr 1303 wurde diese dem Bistum Konstanz als Lehen verschrieben, 1391 an den Ritter Konrad von Weitingen weiterverkauft.[1].

Nach der Säkularisation im Jahr 1802 ging das Kloster mitsamt seines Territoriums in den Besitz des Fürstenhauses Hohenzollern-Sigmaringen über.

Erzabtei St. Martin

Auf Gund einer Stiftung durch Fürstin Katharina von Hohenzollern war 1862 ein Neubeginn des klösterlichen Lebens in Beuron durch die Benediktinermönche Maurus und Placidus Wolter wieder möglich. Die Erzabtei St. Martin wurde 1863 von den Brüdern als Benediktiner-Kloster neu gegründet. 1868 wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Beuron ist Gründungskloster der „Beuroner Kongregation“ mit 16 Klöstern in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Während des Kulturkampfs mussten die Mönche von 1875 bis 1887 Beuron verlassen. Dadurch begannen Gründungen und Neubesiedlungen anderer Klöster, die später zu einem Zusammenschluss der verschiedenen von Beuron aus begründeten Klöster in der Beuroner Kongregation führten.

St. Martin im Klosterhof

Bedeutenden Einfluss auf die religiöse Kunst des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts hatte die Beuroner Kunstschule, die sich an frühchristlichen und byzantinischen Vorbildern orientierte.

Neben der Pastoralarbeit in benachbarten Gemeinden und dem Gästehaus des Klosters bilden wissenschaftliche Tätigkeiten ein wichtiges Arbeitsfeld der Mönche. So besitzt die Erzabtei Beuron mit rund 405.000 Werken die größte Klosterbibliothek Deutschlands. Schwerpunkte bilden Theologie, Geschichte des Benediktinerordens und Kunstgeschichte des Mittelalters. Die Bibliothek kann nach Voranmeldung für wissenschaftliche Arbeiten genutzt werden; sie nimmt am Deutschen Leihverkehr (Fernleihe) teil.

Seit 1884 erscheint das Messbuch der heiligen Kirche (Missale Romanum), ein Laienmessbuch, das nach seinem Begründer, dem Beuroner Pater Anselm Schott (1843–1896), auch als Der Schott bekannt wurde.

Gedenktafel für Edith Stein in Beuron

Zwischen 1927 und 1933 besuchte Edith Stein (1891–1942) oft das Kloster Beuron; 15 Aufenthalte sind nachgewiesen. Ursprünglich jüdischer Abstammung, konvertierte sie überraschend zum katholischen Glauben und wurde Nonne. Der Beuroner Erzabt Raphael Walzer hielt sie über Jahre von ihrem Plan ab, in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen einzutreten, und bat sie, weiterhin und verstärkt in der Öffentlichkeit zu wirken. Im August 1942 wurde Stein im KZ Auschwitz-Birkenau in der Gaskammer ermordet.[2]

1945 wurde durch Pater Bonifatius (Peter Paul) Fischer (1915–1997) das Vetus-Latina-Institut gegründet und aufgebaut, das sich die Sammlung und Herausgabe aller erhaltenen altlateinischen Bibelübersetzungen zum Ziel gesetzt hat. Die geplante Edition ist auf 27 Bände ausgelegt. Die geistige Arbeit der Mönche findet seit 1919 ihren Niederschlag in der Benediktinischen Monatsschrift, die seit 1959 den Titel erbe und auftrag (EuA) trägt. Herausgegeben wird die Schrift von der Erzabtei Beuron, verlegt wird sie im Beuroner Kunstverlag.

Die Theologische Hochschule Beuron hat den Lehrbetrieb 1967 eingestellt, besteht jedoch juristisch fort. Seit 1993 wird die Klause St. Benedikt bei Großschönach, einer der letzten Reste der Burg der Grafen und Ritter von Ramsberg aus dem 11. Jahrhundert, von Bruder Jakobus Kaffanke OSB, Mönch vom Kloster Beuron, bewohnt. Er führt dort einen großen Teil des Jahres ein – für einen Benediktiner untypisches – Eremitenleben, ist nach wie vor ebenso im Kloster tätig (in erster Linie als Exerzitienbegleiter). Anfang September 2008 zählt der Konvent der Erzabtei Beuron 50 Mönche (davon 20 Priester); dazu kommen 8 Novizen.

Im Jahre 2004 hat die Erzabtei auf der ehemaligen Klosterinsel Reichenau die Cella St. Benedikt errichtet, zu der drei Mönche gehören. Sie bewohnen das Pfarrhaus in Niederzell. Schon einmal in den 1930er-Jahren hatte Beuron einen ähnlichen Versuch gemacht, der am Widerstand der Nationalsozialisten gescheitert war.[3]

Die Erzäbte

  • 1. Maurus (Rudolf) Wolter aus Bonn (1825–1890): Gründerabt 1863, Abt 1868–1890, Erzabt 1885
  • 2. Placidius (Ernst) Wolter aus Bonn, Bruder des Gründerabtes (1828–1908): 1890–1908
  • 3. Ildefons (Friedrich) Schober aus Pfullendorf (1849–1918): 1908–1917
  • 4. Raphael (Josef) Walzer aus Ravensburg (1888–1966): 1918–1937
  • 5. Benedikt (Karl Borromäus) Baur aus Mengen (1877–1963): 1938–1955
  • 6. Benedikt Reetz aus Ripsdorf/Eifel (1897–1964): 1957–1964
  • 7. Damasus Zähringer aus Ibach (1899–1977): 1965–1967
  • 8. Ursmar Engelmann aus Jena (1909–1986): 1970–1980
  • 9. Hieronymus Nitz aus Flensburg (*1928): 1980–2001
  • 10. Theodor Hogg aus Kirchen-Hausen (*1941): seit 2001

Klosterkomplex

Zum Klosterkomplex gehört die beeindruckende barocke Kloster- und Wallfahrtskirche an der Via Beuronensis mit wertvollen Deckengemälden, ebenso die Gnadenkapelle mit den Ausmalungen im Beuroner Stil.

Abteikirche

Das Altarbild des Hochaltars in der Abteikirche kann ausgewechselt werden. Das Wechselbild von der Krönung Marias wird jährlich zur Weihnachtszeit gegen das Bild mit der Krippenszene ausgetauscht. Dieses Bild ist ein Werk von Gabriel Würger aus dem Jahr 1867. Aufgrund von Lagerungsschäden (wurde zusammengerollt aufbewahrt) musste es vor wenigen Jahren aufwändig restauriert werden. Heute ist das drei mal sechs Meter große Bild auf einem Holzrahmen aufgespannt. Das Altarbild muss über den Friedhof in die Kirche getragen und mit Hilfe eines Flaschenzugs über dem Hochaltar befestigt werden.[4]

Bibliothek

Die Erzabtei Beuron unterhält mit rund 405.000 Bänden die größte deutsche Klosterbibliothek. Schwerpunkte sind alle theologischen Disziplinen, vor allem Liturgiewissenschaft, Kunstgeschichte des Mittelalters, die Geschichte des Benediktinerordens und Patrologie.

Donau-Wasserkraftwerk bei St. Maurus

Bereits seit 1921 gibt es zur Stromerzeugung ein klostereigenes Wasserkraftwerk an der Donau im Weiler St. Maurus zwischen Beuron und dem Talhof bei Langenbrunn.[5] Die Jahresproduktion des zwischen 1920 und 1921 entstandenen Kraftwerks deckte damals nicht nur den Energiebedarf des Klosters, sondern die Energiemenge für ganz Beuron. Die heute noch funktionierende Turbinentechnik bestand aus einer Voith- und einer Wuch-Turbine aus dem Jahr 1920. Beide Anlagen brachten bei normalem Wasserstand eine Leistung von 40 bis 50 Kilowatt. Die Anlage erhielt in den Jahren 1936 und 1937 ein Kegelradgetriebe. 1991 wurden ein elektro-hydraulischer Regler, zwei neue Generatoren und ein neuer Schaltschrank in Betrieb genommen.[6] Dies erbrachte eine maximale Leistung von 110 Kilowatt.[7]

Die alte Wehranlage war im Laufe der Jahrzehnte marode geworden[7] und die jährlich produzierte Energiemenge von durchschnittlich 400.000 bis 500.000 Kilowattstunden Strom[8] reichte zuletzt nicht einmal mehr zur vollständigen Stromversorgung des Klosters aus.[3] Aus diesem Grund waren Zukäufe nötig. Extremes Hoch- oder Niedrigwasser führten in der Vergangenheit zur Abschaltung des Kraftwerks.[9] Dies machte einen Neubau für einen wirtschaftlichen Betrieb dringend notwendig. Die Bauarbeiten unter Pater Tutilo, Prior des Klosters, haben im September 2007 mit dem Abbruch der alten Anlage begonnen, Ende 2008 wird mit der Fertigstellung gerechnet. Mit 2,6 Millionen Euro war dies die größte Einzelbaustelle, die das Kloster je geleistet hat.[10] Die Jahresproduktion soll nach dem Ausbau auf 800.000 Kilowattstunden erhöht werden.[5] Die Wasserkraftanlage produziert eine Strommenge, mit der jährlich 680 Menschen versorgt werden können.[11] Der gesamte Strombedarf des Klosters ist somit gedeckt. Durch das Projekt soll langfristig die wirtschaftliche Existenz der Mönchsgemeinschaft gesichert werden. Die Gemeinschaft erhält einerseits Geld aus der Einspeisung ihres Wasserkraftstroms in das Netz der EnBW, andererseits bekommen die Benediktiner besondere Bezugsbedingungen.[5]

Für den Neubau des 55 Meter breiten Wehrkörpers des Wasserkraftwerks konnten die neuen Wehrmauern, in die Ende Juni 2008 die neuen Wehrklappen eingesetzt wurden, auf die noch gut erhalten Fundamente aufsetzen.[7] Die beiden jeweils 20 Tonnen schwere Klappen waren fertig montiert jeweils 27 Meter lang und 2,20 Meter hoch. Die beiden Stauklappen werden mit einer hydraulischen Anlage bewegt, die über eine Hubkraft von 200 Tonnen verfügt.[7] Das alte Maschinenhaus musste dem neuen dreigeschossigen Turbinenhaus weichen.[11] Eine einzige 18 Tonnen schwere Turbine wird eine Höchstleistung von 270 Kilowatt haben. Während früher die Höchstleistung nur zu bestimmten Zeiten erreicht werden konnte, wird das neue St. Maurus-Kraftwerk, von Ausnahmezeiten abgesehen, immer die Höchstleistung fahren. Möglich werde dies durch die neue Technik des Wehrs. In Zukunft kann die Wassersperranlage flexibel dem jeweiligen Wasserstand der Donau angepasst werden.[7]

Schwierigkeiten standen dem Projekt vor allem aus Umweltgründen gegenüber. Der Standort des Kraftwerks in einem heute abgelegenen Teil des Donautals mitten in einem mehrfach geschützten Naturbereich hat einen Planungsvorlauf verursacht, der sich weit über fast zehn Jahre hinzog.[5] Wegen der Erhöhung der Wehrmauer und dem damit verbundenen längeren Rückstau des Donauwassers wurden Bedenken geäußert, dass die Lebensräume einer geschützten Fischart in den Stromschnellen beim Sonnenhaus gefährdet werden.[9]

Verein der Freunde der Erzabtei Beuron

1989 wurde der Verein der Freunde der Erzabtei Beuron durch 13 Gründungsmitglieder gegründet. Die Gründung wurde durch Erzabt Hieronymus Nitzunser und dem damaligen Innenminister Dietmar Schlee initiiert. Ziel war die Instandhaltung und Renovierung der vielen Gebäude der Erzabtei. Diese Zeil wurde durch einen Ausschuss für Bauplanung und Infrastruktur des Vereins weiterverfolgt. Innerhalb von 20 Jahren hat der Bauausschuss zehn Millionen Euro in Baumaßnahmen investieren können. Das Geld kam durch Spenden der Mitglieder und große Sponsoren zusammen. Mittel aus der Landesdenkmalpflege und Sondermittel vom Land flossen in die Benediktinerabtei. Die Diözese Rottenburg und die Erzdiözese Freiburg haben für das Kloster Gelder bewilligt, obwohl das Kloster keinem der beiden Diözesen untersteht. Es wurden unter anderem 770 Fenster und 8.900 Quadratmeter Dach renoviert. Jahr für Jahr wurden kompakte Maßnahmen in Angriff genommen und abgeschlossen. So begann 1989 der Bauausschuss den Kirchenvorplatz und die Freidhofsmauer zu sanieren, 1992 war es die Kirchenwestfassade, 1997 das Kirchendach, 198 das Archiv Beuroner Kunst und 200 die historische Holzbrücke. Ner Neubau der Bibliothek kam 2001. 2003 wurden Innenausbauten im Refektoriumsbau getätigt. 2006 wurde das Ökonomiegebäude in Sankt Maurus und 2008 das Klerikatsgebäude saniert. 2009 sthen das Krafwerk Sankt Maurus und die Nordfassade der Kirche an. Der Bauausschuss hat sich im April 2009 aufgelöst.[12]

2008 hatte der Verein bereits 1.790 Mitglieder. Erster Vorsitzende ist die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner. Ihr Vorgänger in diesem Amt war Minister a.D. Friedhelm Repnik, der Dietmar Schlee, nach dessen Tod 2002 folgte. Zum Vereinsspitze zählen weiterhin Erzabt Theodor Hogg, Karl Friedrich Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen und Staatssekretär Hubert Wicker. Geschäftsführer ist Werner Schmid-Lorch. Der Verein versteht sich als Partner des Klosters. Vordringlichste Aufgabe ist es den ständig an der Bausubstanz arbeiten zu lassen und den Erhalt zu sichern. In den kommenden Jahren stehen die Sanierung der Nordfassade und der zweite Bauabschnitt beim Ausbau des Klerikats, sowie die Umgestaltung des Pfortenbereichs an.[13]

Anmerkungen

  1. Ludwig Karl Schmidt: Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg und ihrer Grafschaft, Stuttgart 1862; S. III f.
  2. Vortrag. Bruder Jakobus stellt Edith Stein vor. In: Schwäbische Zeitung vom 24. Oktober 2008
  3. a b Hermann-Peter Steinmüller: Probleme gemeinsam lösen. In: Südkurier vom 5. Januar 2005
  4. Hermann-Peter Steinmüller: Schwerstarbeit in der Beuroner Abteikirche. Südkurier vom 22. Dezember 2007
  5. a b c d Hermann-Peter Steinmüller: Wasserkraftwerk soll Leistung verdoppeln. In: Südkurier vom 28. Januar 2006
  6. Hermann-Peter Steinmüller: Baubeginn verzögert sich. In: Südkurier vom 27. April 2006
  7. a b c d e Hermann-Peter Steinmüller: Donau wird "ausgequetscht". In: Südkurier vom 12. Juni 2008
  8. Hermann-Peter Steinmüller: Neues Kraftwerk für Kloster. In: Südkurier vom 21. Mai 2005
  9. a b Hermann-Peter Steinmüller: Zweiter Bauantrag auf dem Weg. In: Südkurier vom 24. September 2003
  10. Ursula Mallkowsky: 2,6-Millionen-Projekt an und in der Donau bei Beuron. In: Südkurier vom 21. November 2008
  11. a b Hermann-Peter Steinmüller: Neue Turbine: Kraftakt am Kraftwerk. In: Südkurier vom 14. Oktober 2008
  12. Vera Romeu: Kloster Beuron. Nach Auftrag löst sich der Bauausschuss auf. In: Schwäbische Zeitung vom 22. April 2009
  13. Ursula Mallkowsky: Umweltministerin Tanja Gönner nimmt Stellung zu ihrem Amt als Vorsitzende in Beuron. „Die Wahl bedeutet Vertrauen“. In: Südkurier vom 6. Dezember 2008

Literatur

  • P. Augustinus Gröger OSB: Das Kloster Beuron; in: Edwin Ernst Weber (Hg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen, Band 9). Lindenberg: Kunstverlag Josef Fink, 2005; S. 46–92. ISBN 3-89870-190-5.
  • P. Notker Hiegl OSB: Beuron und seine Heiligen. Beuron: Beuroner Kunstverlag, 1996.
  • Hubert Krins: Die Kunst der Beuroner Schule. „Wie ein Lichtblick vom Himmel“. Beuron: Beuroner Kunstverlag, 1998. ISBN 3-87071-078-0.
  • P. Johannes Schaber OSB: Phänomenologie und Mönchtum. Max Scheler, Martin Heidegger, Edith Stein und die Erzabtei Beuron; in: Holger Zaborowski & Stephan Loos (Hg.): Leben, Tod und Entscheidung. Studien zur Geistesgeschichte der Weimarer Republik. Berlin 2003; S. 71–100.

Weblinks

48.0514288.9697367Koordinaten: 48° 3′ 5″ N, 8° 58′ 11″ O


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