Kloster Michaelsberg

Kloster Michaelsberg
Frontansicht der Klosterkirche
Lage in der Bamberger Altstadt
Planskizze der Klosteranlagen

Kloster Michelsberg (auch Michaelsberg) ist ein ehemaliges Kloster der Benediktiner in Bamberg in Bayern in der Diözese Bamberg. Nach seiner Auflösung 1803 wurden die Räumlichkeiten für das dorthin verlegte Vereinigte Katharinen- und Elisabethen-Spital verwendet. Dieses Seniorenheim befindet sich dort noch heute.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach Errichtung des Bistums Bamberg durch Kaiser Heinrich II. gründete der erste Bischof von Bamberg, Eberhard, 1015 das Benediktinerkloster St. Michael als bischöfliches Eigenkloster. Demgemäß unterstand der jeweilige Abt ausschließlich dem Bischof von Bamberg. Die Mönche für den Michelsberg kamen anfänglich aus Amorbach und Fulda.

Hauptschiff der Klosterkirche

Die erste Blüte erlebte das Kloster unter dem Bamberger Bischof Otto im 12. Jahrhundert. Insbesondere mit der Heiligsprechung des in der Klosterkirche beigesetzten Förderers (des Klosters) Bischof Otto im Jahr 1189 und dem päpstlichen Schutz der Abtei ab 1251 erlangte das Kloster Michelsberg zunehmende Unabhängigkeit vom Bamberger Bischofsstuhl. Die Verleihung der Pontifikalien an die Äbte erfolgte vor dem Jahr 1185. Die bedeutendste wirtschaftliche Grundlage des Klosters gründete auf seinem großen Grundbesitz in 441 Orten des Bistums.

1435 wurde das Kloster im Konflikt mit der Bürgerschaft der Stadt Bamberg geplündert. In Mitleidenschaft geriet das Kloster Michelsberg auch im Bauernkrieg von 1525, dem fränkischen Markgräflerkrieg und bei der mehrjährigen Besetzung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg. Eine neue Blütezeit erlebte das Kloster dann wieder im 17./18. Jahrhundert.

Bei der Säkularisation im Jahr 1802 verfügte das Kloster noch über einen stattlichen Besitz in der Stadt Bamberg und in nicht weniger als 141 Orten des Umlandes. Am 30. November 1802 beschlagnahmten bayerische Truppen den Besitz des Klosters. Wertvolle Bücher wurden aus der Klosterbibliothek in die damalige bayerische Hofbibliothek überführt. Die 24 verbliebenen Mönche mussten das Kloster verlassen. Das Kloster kam in Besitz der Stadt Bamberg, die schon im November 1803 auf Bitten der Bürgerschaft die alten Spitäler aus der Innenstadt auf den Michelsberg verlegte. Das Bürgerspital besteht bis heute.

Klosterkirche

Die erste Kirche entstand um das Jahr 1015 und fiel vermutlich 1117 einem Erdbeben zum Opfer. Der heutige Bau ist eine im Kern romanische Kirche, die 1121 eingeweiht wurde. 1610 wurde sie bei einem Brand beschädigt, wodurch Langhaus (mit der 1617 vollendeten Deckenkomposition des Himmelsgartens) und Westbau (mit den zwei Westtürmen) so gut wie neu errichtet werden mussten. Das bis heute erhaltene Orgelprospekt wurde auch bald nach dem Brand 1610 errichtet und ist ein bedeutendes Werk der deutschen Spätrenaissance. Ab 1696 gestaltete Leonhard Dientzenhofer unter Abt Christoph Ernst eine zweigeschossige barocke Außenfassade. Johann Dientzenhofer gestaltete 1723 die vorgelagerte Terrasse. Die ehemalige Klosterkirche St. Michael ist heute eine Nebenkirche der Domkirche.

1833 wurden hier die auf Weisung König Ludwigs I. aus dem Dom entfernten Grabdenkmäler der Bamberger Bischöfe aus dem 16. bis 18. Jahrhundert aufgestellt. In ihrem Bamberg-Reiseführer aus dem Jahr 1912 schreiben Schneider und Ament über das Kloster Michelsberg: "Ein ganz fremder Bestandteil der Kirchenausstattung sind jene fürstbischöflichen Grabdenkmäler, welche auf Anordnung König Ludwigs I. bei der Restauration des Domes als nicht stilgemäß aus diesem entfernt und in die Michelskirche versetzt wurden:"

Mittelschiff mit Herbarium

Den Blickfang beim Eintritt in die Kirche ist neben dem Choraltar ohne Architektur die Kanzel und das die Kirche überwölbende Gewölbe mit seinen Kräutern, Blumen und Tieren, welches sich auch in den Seitenschiffen fortsetzt.

Das Herbarium an der Gewölbedecke des Hauptschiffs

Das Deckengemälde zeigt fast 600 verschiedene Pflanzen. Im Mittelschiff, in den Seitenschiffen, im Querschiff, in der Vierung und in der Westempore sind insgesamt 580 Pflanzen aufgemalt, darunter so exotische Gewächse wie Ananas, Baumwolle, Granatapfel oder Tabak. Es finden sich aber auch einheimische Bäume, Sträucher und Gräser: Apfel, Birne, Brombeere und Buche. Von Bambergern wird die von vier Malern 1617 vollendete Deckenkomposition als Kräutergarten oder Himmelsgarten bezeichnet, was auf einen Ursprung der Gemälde in der Abbildung der klösterlichen Kräutergärten hinweist.

Interessant ist, dass Pflanzen, die erst im 16. Jahrhundert in Deutschland bekannt wurden, auf dem Gewölbe dargestellt sind. Dazu gehören zum Beispiel Flieder, Jasmin und Goldregen. Sie gelangten über den in Wien tätigen Naturforscher Carolus Clusius nach Bamberg. Aber die Maler des Herbariums zogen auch aus Druckschriften Anleihen.

Vogeldarstellung

Die Gemälde in den Gewölbefeldern der Seitenschiffe wurden erst im 18. Jahrhundert, gut einhundert Jahre später, aufgebracht. Mehrere Singvögel und sechs Papageien bilden die einzigen Tiere auf dem Deckengemälde.

Fast alle Pflanzen sind in blühendem oder Frucht tragendem Zustand abgebildet. Dabei sind Fehler in der Darstellung inklusive der Farbwiedergabe selten: Lediglich die Blüte der Bohne ist gelb statt weiß aufgemalt. In der Anordnung gibt es Schwerpunkte. Diese sind offensichtlich bedingt durch die Einordnung der Pflanzen nach Hierarchien. Die Malereien scheinen sich an Albertus Magnus zu orientieren, der die Bäume als vollkommenste Pflanzen beschrieb. Die von ihm am wenigsten geschätzten Gewächse, Pilze und Feldfrüchte, sind nicht dargestellt. In der Vierung und im Querhaus herrschen Bäume und Sträucher vor, im Mittelschiff Obstgehölz. In den Seitenschiffen sind vorwiegend Blumen mit kräftigen Blüten wie Narzissen und Enzian dargestellt.

Die Kunsthistorikerin Cornelia Skodock sieht Zusammenhänge zwischen dem Deckengemälde und der Zeit, in der sie entstanden. Die Malereien sollten zwar die gesamte bekannte Flora repräsentieren, aber sie seien auch als Verehrung der Schöpfung zu werten und könnten als eine gegenreformatorische Maßnahme verstanden werden.

Linkes (nördliches) Seitenschiff

Im linken Seitenschiff befinden sich sieben Grabdenkmäler von Fürstbischöfen des Hochstifts Bamberg, welche aus dem Dom dorthin versetzt wurden:

Im linken Seitenschiff befinden sich des weiteren:

  • Seitenaltäre
  • Nischen-Seiten-Altar
  • Figuren seitlich des Sakristei-Eingangs
  • Chor
  • Choraltar
  • Chorgestühl
  • Orgel
  • Otto-Altar

Krypta mit Grab des hl. Bischof Otto

Die Krypta entstand durch Einbau des Chores in der Barockzeit. Diese Krypta wird auch als Museum zum Leben des Bischof Otto genutzt. Das Hochgrab ist an der Westseite mit dem davor stehenden Otto-Altar verbunden. Dieses Hochgrab des 1189 heilig gesprochenen Bischofs Otto weist die Besonderheit auf, dass es über einen Durchschlupf verfügt. Die Gläubigen wollten ganz in der Nähe der Reliquien sein und durch die gebückte Haltung ihre Verehrung darbringen. Bis heute pilgern Gläubige an seinen 1443 gestalteten Sarkophag, welcher einen Durchlass in der Mitte hat, den man in gebückter Haltung durchschreiten kann. Dies soll den Durchschreiter von Rückenleiden befreien.

Datei:Ottograb NO, klD.jpg
Grab des Heiligen Otto mit Durchlass

Reliefs an der Nordseite

Relief an der Ostseite

  • von links nach rechts: Bischofsfigur, wohl der heilige Kilian, der Frankenapostel, Maria mit Kind, Erzengel Michael.

Deckplatte

  • Die Deckplatte beinhaltet die Ganz-Körperfigur des Heiligen Otto, an dessen unterer linken Seite ein bisher nicht näher bezeichneter Abt kniet. Die Deckplatte beinhaltet dreiseitig einen Schriftzug.

Am Grab des heiligen Otto ist auch die einzige farbige Darstellung eines draco bambergensis, eines Bamberger Drachen angebracht.

Datei:Otto der Heilige.jpg
Otto der Heilige

An der Ostwand der kleinen Krypta befindet sich die Deckplatte einer verlorengegangenen, um 1280 gefertigten Tumba Bischof Ottos.

Rechtes (südliches) Seitenschiff

Auch im rechten Seitenschiff an der Außenmauer befinden sich drei Grabdenkmäler von Fürstbischöfen aus dem Dom zu Bamberg:

Hier findet sich auch ein Erinnerungsmal für Gefallene im Ersten Weltkrieg, sowie:

  • Nischen-Seiten-Altar
  • Hochaltar
  • Seitenaltäre
  • Kanzel
  • Chorgestühl
  • Bilder aus dem Leben des Bischof Otto
  • Figuren am Ausgang der Kirche

Neben-Kapellen

  • Marienkapelle
  • Heilig-Grab-Kapelle

Klostergebäude und -gärten

Die zwischen 1696 und 1712 nach Plänen von Johann Leonhard Dientzenhofer neu errichteten dreigeschossigen Abtei- und Konventsgebäude liegen nördlich der Michelskirche. Teile der Gebäude wurden ab 1742 auch von Balthasar Neumann errichtet. Erwähnenswert sind im Haupt- oder auch Nordflügel das große Sommerrefektorium (der Speisesaal), die ehemalige Bibliothek, das so genannte Billardzimmer und die Abtskapelle. Im Ostflügel schließt sich an den Kreuzgang der Kapitelsaal an. Ein Teil dieser Gebäude wird heute als Seniorenheim genutzt.

Südlich der Michelskirche liegt der ehemalige Wirtschaftshof des Klosters mit der Torkapelle St. Oswald. Im Hof steht der von Johann Nikolaus Resch entworfene Merkurbrunnen. In der ehemaligen Klosterbrauerei ist ein Brauereimuseum eingerichtet.

Die im Norden und Nordwesten der Anlage zur Regnitz abfallenden Terrassengärten wurden unter Abt Ludwig Dietz († 1759) und seinem Nachfolger Gallus Brockard († 1799) angelegt. Im südlichen Bereich des Klostergartens gibt es auch eine Orangerie.

Der südwärtsabfallende Hang, welcher unter den Namen Camerathen als Weinberg bekannt war, wird derzeit unter Leitung des Winzers Bauerschmitt aus Unterfranken, als solcher zur Landesgartenschau 2012 wieder eingerichtet.

Varia

Die Kriminalkomödie Pfarrer Braun – Braun unter Verdacht mit Ottfried Fischer in der Hauptrolle, erstmals ausgestrahlt von der ARD am 12. April 2007, spielt zu großen Teilen auf dem Michelsberg, der auch immer wieder in Luftaufnahmen gezeigt wird.

Galerie

Literatur

  • Peter Schneider und Wilhelm Ament: Bamberg. Speyer, 1912.
  • Peter Ruderich: Ehemalige Benediktinerabteikirche St. Michael in Bamberg. DKV-Kunstführer Nr. 614/3 Deutscher Kunstverlag München Berlin
  • Anja Hofmann: Sakrale Emblematik in St. Michael zu Bamberg. Verlag Harrassowitz (2002), ISBN 3-447-04413-6 .

Weblinks

49.89361111111110.8772222222227Koordinaten: 49° 53′ 37″ N, 10° 52′ 38″ O


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