András L. Áchim

András L. Áchim
András L. Áchim

András L. Áchim (* 16. März 1871 in Békéscsaba; † 14. Mai 1911 ebenda) war ein ungarischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Ausbildung

Von seinem Vater, der ein kleines Landgut besaß, wurde András L. Áchim ins Andrássy-Gyula-Gymnasium geschickt, um ein „Herr“ zu werden. Doch all seine Bemühungen schlugen fehl. Andreas, ein lebhafter Jüngling, meinte: „Vater, sie prügeln mich vergeblich, ich werde nie ein Herr werden.“ Er fühlte sich in der Atmosphäre der Schule nicht wohl. Sein Vater sah sich gezwungen, ihn aus der sechsten Klasse herauszunehmen und in die praktische Schule des Lebens, auf sein Landgut, zu platzieren.

Werdegang

Nachdem er mit 23 Jahren geheiratet hatte, lebte er zehn Jahre lang auf seinem Gut. Er las viel, auch sozialistische Werke. Es waren die Ungerechtigkeiten der Herrenklasse gegenüber der armen Bevölkerung, die ihn zum Agrarsozialisten machten, wie er sich nannte. Er half mit, einen Volksverein zu gründen und wurde zu dessen Präsidenten gewählt.

Im Januar 1905 wurde er in Békéscsaba gegen den Staatssekretär Zsilinszky als Kandidat aufgestellt. Im zweiten Wahlgang gewann er mit Hilfe einer kleinen Partei den mit allen Mitteln geführten Kampf. Das Unerhörte geschah: Der Agrarsozialist Áchim wurde zum Abgeordneten gewählt und nicht der etablierte bürgerliche Zsilinszky.

Áchim erregte im Ungarischen Parlament der feudalen Herren großes Aufsehen. Er war mit seinen 34 Jahren ein gut gewachsener, hübscher Mann. Seine Reden waren aufrüttelnd und beißend.Das Parlament wurde zu Ende desselben Jahres aufgelöst.

Am 7. Mai 1906 wurde Áchim erneut gegen den bürgerlichen Kampfkandidaten Mathias Bakos zum Abgeordneten gewählt. Bakos hatte 722, Áchim 992 Stimmen. Nicht das „Staubvolk“ wählte ihn – denn das hatte noch kein Wahlrecht – sondern Kleinbauern, die etwas Land besaßen, und liberal denkende Mittelständler.

Áchim half, eine Wochenzeitung herauszugeben und eine landwirtschaftliche Genossenschaft zu gründen – zum Schrecken der großen Herren. Weil er aber allzu radikal und peitschend Rechte für die Armen forderte, entzog ihm einige Wochen später die Kurie sein Mandat und initiierte einen Prozess gegen ihn.

Er gewann den Prozess, musste aber eine Geldstrafe bezahlen. Das Volk hingegen, vor allem die mittellosen armen Landarbeiter, wurden mit drückenden Gesetzen bestraft. „In Ungarn wurde die Leibeigenschaft wieder eingeführt!“, kommentierte die ausländische Presse. Viele wanderten aus.

Der selbsternannte Agrarsozialist Andreas L. Achim wurde im Jahre 1910 trotz allem ein weiteres Mal als Abgeordneter gewählt, allerdings erst im zweiten Wahlgang. Er hatte aber seine raue Kampfmethode gegen die Herren weder im Parlament noch in der Gemeinde geändert oder gemildert, im Gegenteil. Die Kampfmethoden beider Seiten verschärften sich zunehmend.

Ermordung

Am 14. Mai 1911 um acht Uhr morgens drangen zwei Söhne des reichen Zsilinszky (einer war Endre Bajcsy-Zsilinszky, der spätere Antifaschist), jeder mit einer Browning, einer Hundepeitsche und einem langen Stock bewaffnet, in Áchims Haus. Der Abgeordnete Áchim war gerade dabei, sich anzukleiden, konnte die beiden Herren also nicht sogleich empfangen. Da drangen sie in sein Schlafzimmer und verwundeten den Volksvertreter mit zwei Schüssen tödlich.

Nachspiel

Die Herrensöhne wurden auch in zweiter Instanz freigesprochen, während ein Zeuge, der es gewagt hatte, Licht in die Affäre zu bringen, zu einer schweren Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Die Mörder behaupteten, aus Notwehr gehandelt zu haben, obwohl sie die Waffen zu diesem Zweck erworben hatten und mit Wissen von Behördenmitgliedern, also mit geplanter Absicht bewaffnet in Achims Haus eingedrungen waren. Ihr Ruf „krepiere du Hund!“ war kurz vor den Schüssen gehört worden.

Es war die Zeit, als der Slogan kursierte: „Auf die Schlachtbank mit den Sozialisten!“

Einer der beiden Mörder tat später Buße: er kämpfte in der Ära Horty für die Freiheit und wurde von der Gestapo hingerichtet.

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bekescsaba — Békéscsaba …   Deutsch Wikipedia

  • HU-BC — Békéscsaba …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ac — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • List of Slovaks — This is a list of notable people who either: * are or were citizens of Slovakia or Czechoslovakia, * are or were of Slovak identity or ancestry.PoliticsPoliticians (contemporary)*Robert Fico (1964) fourth prime minister of modern Slovakia… …   Wikipedia

  • Békéscsaba — Infobox Settlement image caption = Aerial view image shield = WĘG Békéscsaba COA.jpg subdivision type = Country subdivision name = HUN timezone=CET utc offset=+1 timezone DST=CEST utc offset DST=+2 pushpin pushpin label position = pushpin map… …   Wikipedia

  • Andrássy Gyula Gimnázium és Kollégium — Infobox School name =Andrássy Gyula Gimnázium és Kollégium imagesize =200px caption = motto = established =1855 closed = type =Gymnasium affiliation = district = grades =4, Érettségi president = principal = head of school = István Komáromi dean …   Wikipedia

  • Békéscsaba — Békéscsaba …   Deutsch Wikipedia

  • Rom 1960 — XVII. Olympische Sommerspiele Teilnehmende Nationen 83 Teilnehmende Athleten 5.352 (4.741 Männer, 611 Frauen) Wettbewerbe 150 in 17 Sportarten …   Deutsch Wikipedia

  • Echinox — est une revue littéraire roumaine, créée en 1968 et éditée par l’université Babeș Bolyai de Cluj Napoca. Sommaire 1 Programme culturel 1.1 La constitution d’une avant garde littéraire …   Wikipédia en Français

  • Fußball-Regionalliga 2002/03 — Inhaltsverzeichnis 1 Regionalliga Nord 1.1 Tabelle 1.2 Kreuztabelle 1.3 Torschützen 2 Regionalliga Süd 2.1 Tabelle …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”