- Knabenzins
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Als Knabenlese, auch „Knabenzins“ (türkisch devşirme - „sammeln“, griechisch παιδομάζωμα paidomazoma „Kindereinsammeln“, bulgarisch кръвен данък kraven danak, serbokroatisch krvni danak/Данак у крви - „der Blutzoll“) bezeichnet man die vom Osmanischen Reich praktizierte Zwangsrekrutierung, bei welcher es in den christlichen Provinzen vorwiegend männliche Jugendliche aus ihren Familien verschleppte und islamisierte, um sie für seine eigenen Dienste einzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
Herleitung aus dem Koran
Als Legitimationsbasis dafür wurde Sure 8, Vers 41 im Koran herangezogen.[1]
„Und ihr müßt wissen: Wenn ihr irgendwelche Beute macht, gehört der fünfte Teil davon Gott und dem Gesandten und den Verwandten (w. dem Verwandten), den Waisen, den Armen und dem, der unterwegs ist (oder: dem, der dem Weg (Gottes) gefolgt (und dadurch in Not gekommen) ist; w. dem Sohn des Wegs). (Richtet euch danach) wenn (anders) ihr an Gott glaubt und (an) das, was wir auf unseren Diener (Mohammed) am Tag der Rettung hinabgesandt haben, - am Tag, da die beiden Haufen aufeinanderstießen! Gott hat zu allem die Macht. “
– 8:41 nach Paret
Daraus sollte sich der Anspruch auf jeden fünften Knaben ergeben. Anfang des 16. Jahrhunderts gab es auch Empfehlungen, wonach von 40 Knaben einer mitgenommen werden solle. Die Knaben wurden dann, nachdem sie in Bauernfamilien die osmanische Sprache gelernt hatten, nach den Regeln des Islam erzogen und in der osmanische Armee (Janitscharen) oder in der Verwaltung eingesetzt. Wegen ihrer Herkunft - sie hatten anders als etwa die Gruppe der Sipahis keine vom Sultan abweichenden Loyalitäten - konnten manche von ihnen dort Karriere machen und stiegen teilweise sogar in die höchsten Ämter des Staates auf.
Die Knabenlese wurde gesetzesgemäß in jährlichen Requirierungen in Bosnien, Griechenland, Bulgarien und Armenien durchgeführt [2] vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Die Knabenlese wurde später allerdings auch für islamische Familien interessant, weil sie für Jungen aus den unteren Schichten oft die einzige Aufstiegsmöglichkeit war. So schmuggelten ab dem 17. Jahrhundert auch immer mehr Osmanen ihre Kinder unter die Janitscharen.
Literatur
- Basilike D. Papoulia: Ursprung und Wesen der 'Knabenlese' im osmanischen Reich. München 1963.
Einzelnachweise
- ↑ Gudrun Krämer, Geschichte des Islam, C.H Beck Verlag München 2005, hier: Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2005, S.208 f.
- ↑ J. von Hammer: Geschichte des osmanischen Reiches 10 Bde., Graz 1963 (ed. princ. Pest 1827-35)
Weblinks
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