- Knappheit
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Knappheit liegt vor, wenn ein materielles oder ideelles Gut in geringerer Menge vorhanden ist, als man seiner bedarf. Das Adjektiv knapp bezeichnet einen Mangel, das gleichlautende Adverb auch eine geringe Abweichung (Beispiel: knapp vorbei getroffen).
Sie wird wissenschaftlich vor allem in den Wirtschaftswissenschaften, aber auch in der Soziologie behandelt.
Inhaltsverzeichnis
Knappheit in den Wirtschaftswissenschaften
Volkswirtschaftslehre (VWL)
In der Volkswirtschaftslehre ist ein Gut genau dann knapp, wenn bei einem Preis des Gutes von Null mehr nachgefragt werden würde als zur Verfügung steht. In diesem Sinne ist beispielsweise Luft nicht knapp, Grundstücke jedoch sind knapp. In Deutschland ist Trinkwasser nicht knapp, in der Wüste schon. Nahezu alle produzierten Güter sind knapp. Knappheit ist damit eine Ursache dafür, dass die Menschen wirtschaften.
Die Knappheit von Gütern stellt eine Wirtschaft vor die Herausforderung, die zur Verfügung stehenden Güter optimal auf die verschiedenen miteinander konkurrierenden Verwendungsmöglichkeiten aufzuteilen. Die Verteilung nennt man in der Wirtschaftswissenschaft Allokation.
In einer Planwirtschaft wird versucht, dies über eine zentrale Steuerung (Pläne) zu erreichen. Hierbei treten jedoch Probleme auf, insbesondere hat die zentrale Verwaltung keine ausreichenden Kenntnisse über alle Wirtschaftsprozesse. Außerdem reagiert sie zu langsam auf Veränderungen.
In einer Marktwirtschaft hingegen erfolgt die Allokation dezentral (und damit effizienter) über freie Märkte. Aus dem Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage auf einem Markt ergibt sich in der Regel im Gleichgewicht ein (Gleichgewichts-)Preis für das Gut, der als Maß für die Knappheit des Gutes interpretiert werden kann. Insofern dient der Markt in einer Marktwirtschaft zwar vordergründig dem Austausch von Gütern, mindestens ebensowichtig ist aber seine Funktion als Mechanismus zur Informationsverarbeitung: Über die einzelnen Angebote und Nachfragen der Wirtschaftssubjekte senden diese Informationen über die Knappheit eines Gutes an den Markt, aus welchen dieser ein Preissignal erzeugt.
Betriebswirtschaftslehre (BWL)
Bei der Entscheidungsfindung werden Knappheiten anhand von relativen Deckungsspannen ermittelt. Man errechnet, wie viel ein Produkt zur Berechnung des Deckungsbeitrags beiträgt, indem man die Deckungsspanne durch den Produktionskoeffizienten teilt.
Bei relativ preisunabhängig gekauften Gütern haben die Anbieter ein hohes Interesse daran, sie künstlich zu verknappen. Beispiele sind Luxusgegenstände oder aber auch Güter, die jeder Mensch zum Leben braucht, wie Speisesalz.
Geistige Produkte etwa von Künstlern und Wissenschaftlern, zum Beispiel Musikstücke oder Texte, können digital sehr einfach unendlich vervielfältigt werden. Darum gibt es Gesetze wie das Urheberrecht, die es verbieten, solche Produkte frei zu vervielfältigen. Diese Gesetze verknappen jene Produkte künstlich.
Knappheit in der Soziologie
Knappheit wird in der Soziologie seltener direkt thematisiert. Jedoch ist „Knappheit“ zu bekämpfen (nach Bálint Balla) Gegenstand allen sozialen Handelns. Dies erklärt sowohl unterschiedliche Formen sozialer Konflikte als auch Formen der Hilfe. Um sie zu beheben, arbeitet der soziale Akteur, wählt Formen der Gegenseitigkeit ( siehe Tausch in der Soziologie), entreichert oder bereichert andere oder sucht Formen der Kompensation in anderen sozialen Feldern (siehe Sublimierung).
Literatur
- Bálint Balla: Knappheit als Ursprung sozialen Handelns, Hamburg: Reinhold Krämer 2005, ISBN 3-89622-070-5
- Alois Hahn: Soziologische Aspekte der Knappheit. In: Klaus Heinemann (Hg.): Soziologie wirtschaftlichen Handelns, Opladen 1987, S. 119-132.
- Niklas Luhmann: Knappheit, Kapitel 6 (S.177-229) in Die Wirtschaft der Gesellschaft, 1988, ISBN 3518287524
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