Knilli

Knilli

Friedrich Knilli (* 1930 in Fehring, Steiermark) ist ein deutscher Medienwissenschaftler mit österreichischem Pass.

Knilli studierte in Graz Maschinenbau und anschließend in Tübingen, München und Graz Psychologie (Promotion 1959) und Allgemeine Literaturwissenschaft (Habilitation 1972). Ab 1960 lebte er als freier Schriftsteller, wobei er vor allem für den Österreichischen und Süddeutschen Rundfunk arbeitete.

Bekannt wurde Knilli vor allem durch sein Buch Das Hörspiel. Mittel und Möglichkeiten eines totalen Schallspiels (1961), in dem er eine Gegenposition zu dem damaligen „Hörspielpapst“ Heinz Schwitzke und dessen Definition vom Hörspiel als reines Wortspiel bezog.

Für das Drehbuch zu „Auf, Sozialisten, schließt die Reihen! Deutsches Arbeitertheater 1867-1918“ (Dokument Fernsehspiel, NDR 1970) bekam Knilli 1971 den Adolf-Grimme-Preis.

Von 1972 bis zu seiner Emeritierung war Friedrich Knilli Professor für Allgemeine Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Medienwissenschaft an der TU Berlin.

1986 gründete er den Hauptstudiengang "Diplom-Medienberatung" und leitete ihn bis 1998.

Zu seinen weiteren Forschungsschwerpunkten zählt seit Mitte der siebziger Jahre die Darstellung der Juden in den Medien. In einem Forschungsprojekt untersuchte er mit seiner Forschergruppe die Zuschauereaktionen anhand der Zuschriften an den WDR auf die Ausstrahlung der Mini-TV-Serie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß. Er schrieb eine Biographie über den Schauspieler Ferdinand Marian, den Hauptdarsteller in dem Film "Jud Süß" (Regie: Veit Harlan, 1940).

Werke

  • 1959 Das Hörspiel in der Vorstellung der Hörer
  • 1961 Das Hörspiel, Kohlhammer Verlag, Stuttgart.
  • 1963 Gewerbliche Leihbüchereien: Berichte, Analysen und Interviews, mit B. von Arnim, Thienemann Verlag, Gütersloh
  • 1970 Deutsche Lautsprecher. Versuch einer Semiotik des Radios, Metzlersche J.B. Verlagsbuchhandlung, ISBN 3476000834
  • 1970 Frühes deutsches Arbeitertheater 1847 - 1918 : eine Dokumentation, mit Ursula Münchow, Akademie-Verlag.
  • 1971 Einführung in die Film- und Fernsehanalyse: ein ABC für Zuschauer, mit E. Reiss und Karin Reiss, Anabas-Verlag, Steinbach
  • 1971 Semiotik des Films: Mit Analysen kommerzieller Pornos u. revolutionärer Agitationsfilme, mit E. Reiss und Knut Hickethier, Hanser Verlag, München, ISBN 3446113762
  • 1976 Literatur in den Massenmedien. Demontage von Dichtung?, mit Knut Hickethier und Wolf Dieter Lützen, Hanser Verlag, München, ISBN 3446122648
  • 1982 Holocaust zur Unterhaltung. Anatomie eines internationalen Bestsellers; Fakten, Fotos, Forschungsreportagen, mit Siegfried Zielinski, Elefanten Press, Berlin, ISBN 3882900121
  • 1982 Das Hörspiel. Mittel und Möglichkeiten eines totalen Schallspiels, Kohlhammer Verlag, Stuttgart, ISBN 3170880071
  • 1982 Medienmagazin I, mit Erwin Reiss und Knuth Hickethier, Hanser Verlag, ISBN 3446118756
  • 1983 Jud Süss. Filmprotokoll, Programmheft und Einzelanalysen, mit Thomas Maurer und Thomas Radevagen, Volker Spiess Verlag, Berlin, ISBN 3-88435-090-0
  • 1985 Lion Feuchtwanger : "... für die Vernunft, gegen Dummheit und Gewalt", mit Walter Huder, Publica Verlag, Berlin, ISBN 3-89087-017-1
  • 1985 Die Unterhaltung der deutschen Fernsehfamilie. Ideologiekritische Kurzananlysen von Serien, Hanser Verlag, ISBN 3446113932
  • 1985 Betrifft: Holocaust. Zuschauer schreiben an den WDR; ein Projektbericht, (mit Siegfried Zielinski, Erwin Gundelsheimer, Frank Ostermann und Heino Mass), Volker Spiess Verlag, Berlin, ISBN 388435082X
  • 1986 Medium Metropole : Berlin, Paris, New York, mit Michael Nehrlich und Heino Mass, Winter Verlag, Heidelberg ISBN 3-533-03781-9
  • 2000 Ich war Jud Süß. Die Geschichte des Filmstars Ferdinand Marian, mit einem Vorwort von Alphons Silberman, Henschel Verlag, ISBN 389487340X

Hörspiele

  • Es gibt Deutsche und Deutsche (SFB 1963)
  • Wo der Aar noch haust (ORF 1964)
  • Die Lust am Kapitalismus (zusammen mit Erwin Reiss, WDR 1969)
  • Der Jude in uns (zusammen mit Clemens Schwender, Heino Maß, Susanne Mechnich, Erwin Gundelsheimer, Elke Weisser, Sabine Nehls u.a., HR 1982)

Weblinks


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