Kofferdam (Zahnmedizin)

Kofferdam (Zahnmedizin)
Kofferdam in der Zahnmedizin

In der Zahnmedizin dient ein Kofferdam, oft auch Kofferdamtuch oder Spanngummi genannt, zur Abschirmung des zu behandelnden Zahns vom restlichen Mundraum, insbesondere bei einer Wurzelkanalbehandlung, einer Kunststofffüllung, einer Keramik-Einlagefüllung oder einer Amalgam-Entfernung. Somit wird der Zufluss von Speichel verhindert. Der Kofferdam besteht meist aus elastischem Kunststoff oder Gummi. Neben der Abschirmung des Mundraums für die einfachere speichelfreie Behandlung des eröffneten Zahnes wird auch verhindert, dass Fremdkörper wie Amalgamreste, Kronenreste, Krankheitserreger oder Flüssigkeiten verschluckt oder eingeatmet werden können.

Diverse Fachpublikationen kritisieren seit geraumer Zeit, dass Kofferdam nur von vergleichsweise wenigen deutschen Zahnmedizinern verwendet wird.

Das Argument, auch ohne Kofferdam mit der „relativen Trockenlegung“ speichelfrei/trocken zu arbeiten, ist insofern kritisch zu beurteilen, als der Kofferdam auch das Kondenswasser der Atemluft zurückhält. Bei einer gewissenhaft ausgeführten Kunststofffüllung ist der Kofferdameinsatz obligatorisch.

Die Nachteile des Kofferdams sind ein unangenehmes Gefühl durch die Druckspannung der Metallklammern am Zahn und ein Risiko der Traumatisierung des Zahnfleisches durch sie. Solange der Kofferdam gelegt ist, kann der Patient außerdem zu keiner Zeit den Mund schließen. Des Weiteren muss eine uneingeschränkte Nasenatmung möglich sein.

Ein großer Vorteil der Kofferdamtechnik ist die absolute Trockenlegung auch unter dem Zahnfleischrand liegender Bereiche. Dies wird durch aufwendiges Anpassen der Kofferdamklammer an den individuellen Wurzelquerschnitt erreicht und ermöglicht durch Verdrängung des Zahnfleisches die Behandlung von Arealen, die sich ohne Kofferdam im nicht sichtbaren Bereich unterhalb des Zahnfleisches befinden. Dieses Vorgehen ist aber nicht immer möglich und hat ein hohes Traumatisierungspotenzial für das Zahnfleisch. Wichtig ist diese Tatsache bei Anwendung der Adhäsivtechnik, bei der ein Hauptqualitätskriterium für den dauerhaften Verbund von Zahnsubstanz und Restaurationsmaterial die absolute Trockenlegung darstellt.

Geschichte

Der Kofferdam wurde 1864 von dem New Yorker Studenten Sanford Christie Barnum in die Zahnheilkunde eingeführt. Ursprünglich diente er dazu, eine Wasserkühlung der schnell rotierenden Zahnbohrer angenehmer zu gestalten, da es damals noch keine zahnärztlichen Sauganlagen gab. Mit der Verbreitung dieser Sauganlagen im 20. Jahrhundert verringerte sich die Akzeptanz des Kofferdam merklich und seine Vorteile beim Infektionsschutz (z. B. Wurzelbehandlungen) gerieten in Vergessenheit.

Literatur

  • Winkler, Reinhardt: Sanford Christie Barnum − Der Erfinder des Kofferdam. In: Die Quintessenz, 42,3.1991, S. 483−486.
  • Bargholz, Clemens: Präoperative Restauration und Kofferdam. In: Hülsmann M., Schäfer E., Bargholz C., Bartels C.: Probleme in der Endodontie. Quintessenz Verlag 2007

Weblinks

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