Kognitive Umstrukturierung

Kognitive Umstrukturierung

Kognitive Umstrukturierung beschreibt eine Veränderung/Umstrukturierung der gedanklichen/kognitiven Lebenskonzepte des Menschen und ist ein zentrales Element der Verhaltenstherapie.

Inhaltsverzeichnis

Therapieansätze

Kognitive Umstrukturierung ist nach verschiedenen Methoden durchführbar, und wird in kognitiven/verstandesbezogenen, emotionalen/gefühlsbezogenen und behavioralen/verhaltensbezogenen Methoden und Therapieansätzen beschrieben, wie Rational-emotive Therapie nach Albert Ellis, Kognitive Therapie nach Aaron T. Beck oder „Selbstverbalisierungstechnik“ nach Donald Meichenbaum.

Schritte

Beate Wilken unterteilt den Prozess der kognitiven Umstrukturierung in fünf Schritte[1] :

  1. Vermittlung des Kognitiven Modells (z.B. ABC-Theorie nach Albert Ellis, Unterscheidung zwischen Entstehung und Aufrechterhaltung eines Problems), etwa durch Psychoedukation, Bibliotherapie, gemeinsames Ausfüllen des schriftlichen ABC-Schemas, Imaginationsübungen (Beispielsituationen und Gedanken dazu vorstellen).
  2. Aufdeckung der dysfunktionalen Gedanken in konkreten Problemsituationen, v.a. durch Selbstbeobachtungsaufgaben verbunden mit schriftlichen Protokollen und gemeinsame Analyse mit dem Therapeuten.
  3. Infragestellen der dysfunktionalen Kognitionen. Hier ist - neben Vorstellungs- und Verhaltensübungen - der sokratische Dialog die zentrale Methode.
  4. Erarbeitung angemessenerer, funktionalerer Kognitionen (in Form von hilfreichen Selbstverbalisationen bzw. Selbstinstruktionen).
  5. Einübung dieser neuen Kognitionen in problematischen Situationen, z.B. durch täglich mehrfaches Aussprechen oder Lesen der erarbeiteten Selbstverbalisationen, Verknüpfung mit Metaphern, Gegenständen, Gesten etc., Rollenspiele (in denen der Pat. den Therapeut - in der Rolle eines Freundes oder Kritikers - von seinen neuen Denkweisen überzeugen soll), Vorstellungs- und Verhaltensübungen.

Das Ziel ist, dass der Patient im Laufe der Therapie lernt, diese Strategien selbstständig anzuwenden und langfristig auch ohne Hilfe des Therapeuten einzusetzen (vgl. Selbstmanagement-Therapie).

Beispiel

Ein wenig hilfreiches Lebenskonzept ist beispielsweise der dysfunktionale Gedanke „Du darfst nicht weinen“. Ein Hinterfragen dieses Gedanken verdeutlicht, dass Traurigkeit unterdrückt werden soll, aus falscher Scham, oder um andere nicht zu belasten. Das basiert auf der irrationalen Vorstellung, dass es möglich wäre, keine Gefühle zu empfinden, oder dass Menschen nicht traurig sein dürfen. Ein gesünderes, hilfreiches Lebenskonzept wäre beispielsweise der Gedanke „Du darfst weinen so viel Du willst“.

Literatur

  • Beate Wilken: Methoden der Kognitiven Umstrukturierung. Kohlhammer-Verlag, Auflage: 4. (Juli 2008) ISBN 317020596X
  • Mervin Smucker, Konrad Reschke, Betty Kögel: Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy: Behandlungsmanual für Typ I Trauma. Verlag: Shaker; Auflage: 1 (März 2008) (Sprache: Deutsch) ISBN 3832270930

Einzelnachweise

  1. Beate Wilken: Methoden der Kognitiven Umstrukturierung, 2006

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Umstrukturierung — findet als Begriff Verwendung in der Wirtschaft, oft unter der Bezeichnung Restrukturierung und beschreibt die Neugestaltung der aktuellen Geschäftsprozesse und betrieblichen Strukturen. in der Psychotherapie beschreibt Kognitive Umstrukturierung …   Deutsch Wikipedia

  • Kognitive Verhaltenstherapie — Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Verhaltenstherapie, die sich seit den 60er Jahren aus einer Gegenbewegung zur behavioristischen Psychologie, dem Kognitivismus entwickelte. Als Begründer kognitiver Therapien gelten Aaron T. Beck …   Deutsch Wikipedia

  • Kognitive Therapie — Die Kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Verhaltenstherapie, die sich seit den 60er Jahren aus einer Gegenbewegung zur behavioristischen Psychologie, dem Kognitivismus entwickelte. Als Begründer kognitiver Therapien gelten Aaron T. Beck …   Deutsch Wikipedia

  • KVT — Die Kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Verhaltenstherapie, die sich seit den 60er Jahren aus einer Gegenbewegung zur behavioristischen Psychologie, dem Kognitivismus entwickelte. Als Begründer kognitiver Therapien gelten Aaron T. Beck …   Deutsch Wikipedia

  • Verhaltenstherapie — Mit Verhaltenstherapie (VT) wird ein ganzes Spektrum von Formen der Psychotherapie bezeichnet. Allen Formen ist gemeinsam, dass die Hilfe zur Selbsthilfe für den Patienten im Mittelpunkt steht, ihm nach Einsicht in Ursachen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Neuropsychotherapie — befasst sich mit der Anwendung der Erkenntnisse der Neurowissenschaften (Neurobiologie, Neuropsychologie und Gehirnforschung) auf die Psychotherapie unter Einbeziehung der empirischen Ergebnisse der Psychotherapieforschung. Diese erzielten in den …   Deutsch Wikipedia

  • Alkoholkrankheit — Vergleichende Klassifikation nach ICD 10   DSM IV …   Deutsch Wikipedia

  • Generalisierte Angststörung — Klassifikation nach ICD 10 F41 sonstige Angststörungen F41.1 Generalisierte Angststörung …   Deutsch Wikipedia

  • Grübeln — Das Grübeln ist eine Form des Nachdenkens, bei dem die Gedanken um mehrere Themen oder ein spezielles Problem kreisen, ohne dabei zu einer Lösung zu gelangen. Streng genommen wird in der klinischen Psychologie und Psychopathologie hierbei… …   Deutsch Wikipedia

  • Therapeutischer Humor — Unter Therapeutischem Humor versteht man den gezielten Einsatz von Humor im Rahmen einer Therapie. Durch humorvolle Kommentare des Therapeuten und das Einüben solcher Kommentare durch den Klienten werden angstauslösende Situationen und Ereignisse …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”