Kommissionierzeiten

Kommissionierzeiten

Kommissionierung ist das Zusammenstellen von bestimmten Teilmengen (Artikeln) aus einer bereitgestellten Gesamtmenge (Sortiment) aufgrund eines Auftrages. Dabei kann es sich um einen Kundenauftrag oder auch um einen Produktionsauftrag handeln. Der Mitarbeiter, der den Auftrag zusammenstellt, wird als Kommissionierer oder Greifer bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Warenherkunft

Das Kommissionieren kann je nach Warenherkunft unterschieden werden:

  • Entnahme der Ware aus einem Standardlager (üblich)
  • Entnahme der Ware aus einem Kommissionierlager (verbesserte Kommissionierung)
  • Entnahme der Ware direkt aus der Produktion (genannt: Just in time)

Kommissioniermethoden

Kundenaufträge bestehen meist aus mehreren Positionen. In der Praxis wird eine Vielzahl von Kommissioniermethoden eingesetzt, um diese Kundenaufträge reibungslos und fehlerfrei abzuarbeiten. Nachfolgend sind drei grundlegende Methoden mit ihren Varianten dargestellt. Sie unterscheiden sich in ihren Informations- und Materialflüssen sowie in ihrer Organisation.

  • Auftragsorientierte, serielle Kommissionierung
  • Auftragsorientierte, parallele Kommissionierung
  • serienorientierte, parallele Kommissionierung

Sequentielles Kommissionieren

Die Waren werden sequentiell (entweder nach Warenart oder nach Kunde) in den Kommissionierbereichen aufgenommen und zusammengestellt. Es ist pro Kommissioniervorgang nur ein Materialstrom vorhanden.

Vorteile sind die hohe Kommissioniergeschwindigkeit sowie eine kurze Reaktionszeit.

  • Artikelweise parallel: Ausgehend von mehreren Kunden- bzw. internen Kommissionieraufträgen wird die Kommissionierung für alle Artikel mehrerer Aufträge in mehreren Kommissionierbereichen durchgeführt und anschließend auf die Kunden verteilt. Damit kann eine große Anzahl an Aufträgen mit unterschiedlichen Artikeln in kurzer Zeit abgewickelt werden. Nachteilig ist hierbei der große Organisationsaufwand.

Kommissionierzeiten

Von der Kommissionierzeit hängt es entscheidend ab, wie schnell ein Kunde oder die Produktionsabteilung die gewünschten Artikel bzw. Materialien erhält. Die Kommissionierzeit setzt sich aus verschiedenen Einzelzeiten zusammen:

Basiszeit
+ Wegzeit
+ Greifzeit
+ Totzeit
+ Verteilzeit      
= Kommissionierzeit

Erklärungen zu den einzelnen Zeiten

Basiszeit

ist die Zeit

  • zum Aufnehmen und Ordnen der Aufträge
  • Zugriff zum Kommissioniergerät
  • Abgabe des Kommissioniergerätes an einem Sammelpunkt

Wegzeit

ist die Zeit

  • zur Erreichung aller im Rahmen eines Auftrages anzulaufenden Positionen/Orte und hat den größten Anteil an der Kommissionierzeit

Greifzeit

  • Entnahme des Artikels aus dem Regal
  • ggf. Ablage des Artikels in einen Behälter

Totzeit

ist die Zeit für vor- und nachbereitende Tätigkeiten zur Entnahme

vorbereitend
  • Suchen des Lagerplatzes
  • Vergleichen der Position mit dem im Fach befindlichen Artikel
  • ggf. Bindung des Anbruches
  • Abzählen der Entnahmemenge

nachbereitend
  • Kontrollieren, Zählen, Wiegen der entnommenen Artikel
  • Quittieren der Entnahme

Verteilzeit

in der Verteilzeit wird nicht produktiv gearbeitet. Sie unterteilt sich in

sachliche Verteilzeit
  • Arbeitsmangel
  • Warten auf das Transportmittel
  • Warten auf Informationen

persönliche Verteilzeit
  • zur Toilette gehen
  • Nase putzen
  • Zigarette rauchen
  • usw.

Kommissioniersysteme

Es wird zwischen maschinellen und manuellen Kommissioniersystemen unterschieden

maschinell

manuell

  • Ware-zur-Person Systeme; sog. dynamische Bereitstellung = Dynamische Kommissionierung
  • Person-zur-Ware Systeme; sog. statische Bereitstellung = Statische Kommissionierung

Die Aufträge werden in den verschiedenen Lagerzonen nacheinander bearbeitet. Dabei können alle Lagerzonen von einem einzigen Kommissionierer pro Auftrag durchschritten werden, oder aber von einem Kommissionierer pro Lagerzone. Dies ist eine häufig praktizierte Methode der Kommissionierung, da sie eine leichte Einarbeitung gewährleistet, schnell Verantwortliche festlegen kann und wenig organisatorischer Vorbereitung bedarf. Problematisch sind jedoch die damit verbundenen langen Auftragsdurchlaufzeiten, die langen Kommissionierwege und das Problem der Übergabe eines Auftrags an den Kommissionierer der nächsten Lagerzone.

Kommissionierverfahren

Kommissionierung mittels Pickzettel

Anhand des Pickzettels (auch Pickliste oder Kommissionierliste), der Lagerplatz, Artikelnummer und Menge enthält, entnimmt der Kommissionierer die angegebene Menge und hakt diese dann ab.

Die Rückmeldung im Lagerverwaltungssystem erfolgt nach Abarbeiten der Kommissionierliste. Durch falsche Plätze, Bestandsfehler, Greiffehler, ... entstehen Fehler in der Kommissionierung, die einerseits die folgenden Prozesse behindern (z.B. die Produktion) und zu Inventurdifferenzen führen. Daher werden verschiedene Verfahren der Automatischen Identifikation und Datenerfassung verwendet, um den Lagermitarbeiter sowohl zum richtigen Platz zu steuern, als auch die Entnahme des korrekten Materials zu gewährleisten.

Kommissionierung mit MDE

Die Kommissionierliste wird hier auf einem MDE angezeigt. Entnommene Artikel werden auf dem MDE bestätigt; Fehlmengen können eingegeben werden. Durch die meistens direkte Verbindung des MDE zum Lagerverwaltungssystem kann der aktuelle Status der Kommissionierung laufend verfolgt werden. Bestandsdaten können ohne zusätzliche Dateneingaben aktualisiert werden. MDEs sind oft mit Barcodescannern oder RFID-Lesegeräten in einem Gerät kombiniert, was eine zusätzliche Überprüfung des entnommenen Artikels ermöglicht.

Pick-by-Light

Pick-by-Light (bzw. Pick-to-Light, Pick-2-Light) (zu Deutsch etwa "Kommissionieren nach Licht") bietet signifikante Vorteile gegenüber den klassischen manuellen Kommissioniertechniken, welche das Vorliegen von Lieferscheinen oder Rechnungen zum Zeitpunkt der Kommissionierung erfordern.

Bei Pick-by-Light-Systemen befindet sich an jedem Lagerfach eine Signallampe mit einem Ziffern- oder auch alphanumerischen Display, sowie mindestens einer Quittierungstaste und evtl. Eingabe- bzw. Korrekturtasten. Steht der Kommissionierbehälter an der Pickposition, so leuchtet an demjenigen Lagerfach, aus welchem der/die Kommissionierer/in eine Ware zu entnehmen hat, die Signallampe auf, und auf einem Display erscheint die zu entnehmende Anzahl. Die Entnahme wird dann mittels einer Quittiertaste bestätigt und die Bestandsänderung in Echtzeit an das Lagerverwaltungssystem zurückgemeldet. Pick-by-Light-Systeme werden oft in Kombination mit Mann-zu-Ware eingesetzt.

Vor- und Nachteile

Vorteile Nachteile
  • verringerte Suchzeit
  • direkte Rückmeldung an das Lagerverwaltungssystem bei Fehlbestand
  • weniger Pickfehler bzgl. Artikelart
  • weniger Pickfehler bzgl. übersehener Artikel
  • beschränkt auf einen Auftrag pro Zone zu einer Zeit, außer man arbeitet mit verschiedenen Farben (eine Farbe pro Auftrag / Kommissionierer)
  • ein unerkannter Ausfall einer Anzeige führt zu Fehlern bei der Kommissionierung, moderne Systeme erkennen solche Ausfälle aber selbständig. Außerdem erkennt die überlagerte Software im Fall eines Ausfalls einer Anzeige, dass nicht alle Positionen eines Auftrages quittiert wurden.

Pick-by-Voice

Bei der beleglosen Kommissionierung mittels Pick-by-Voice (bzw. Pick-to-Voice, Pick-2-Voice, Voice Picking, Move-by-voice) findet die Kommunikation zwischen Kommissioniersystem und Kommissionierer mittels Sprache statt. Anstatt ausgedruckter Kommissionierlisten oder Datenfunkterminals arbeitet der Kommissionierer mit einem kabelgebundenen oder kabellosen Bluetooth Headset, welches entweder an einen handelsüblichen Pocket-PC oder einem eigens dafür konstruiertem Gerät angeschlossen ist.

Die Aufträge werden vom Lagerverwaltungssystem mittels Funk, meist WLAN / WiFi an den Kommissionierer gesendet. Die erste Sprachausgabe umfasst das Regal von dem Waren entnommen werden sollen. Ist der Kommissionierer dort angelangt nennt er eine/einen am Regal angebrachte Prüfziffer oder -buchstaben, die es dem System erlaubt eine Überprüfung vorzunehmen. Wurde die richtige Prüfziffer genannt wird der Kommissionierer angewiesen wie viele Einheiten er aus dem Regal entnehmen soll. Nach Entnahme quittiert der Kommissionierer diesen Vorgang mittels Schlüsselwörtern, die vom Rechner mittels Spracherkennung verstanden werden.

Vor- und Nachteile

Vorteile Nachteile
  • Hände und Augen frei beim Kommissionieren.
  • weniger Fehler als bei Kommissionierung mittels Pickzettel.
  • höhere Kommissionierleistung.
  • höhere Konzentration durch Zuhören und reduzierte Kollegengespräche
  • die Kommunikation zwischen Kommissionierern ist nur noch eingeschränkt möglich, wenn sie geschlossene Kopfhörer tragen. Alternativ gibt es monaurale einseitige oder halboffene binaurale Headsets, die kabelgebunden oder kabellos mit Bluetooth funktionieren
  • Nicht in allen Sprachen verfügbar
  • Soll der Kommisionierer mehrere Artikel aus derselben Regalzone entnehmen, dauert dies unter Umständen länger als mit Pickliste, da er jeden entnommenen Artikel erst bestätigen muss, um die nächste Artikelnummer angesagt zu bekommen. Es fehlt also der Gesamtüberblick über die zu entnehmenden Artikel. Hier ist die Kommisionierung mittels Pickliste noch bedeutend schneller.
  • Wenn die Spracherkennung nicht richtig arbeitet, kostet beispielsweise die Korrektur der Artikelnummer ebenfalls Zeit.

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