Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage

Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage
Gemeine Stechmücke (Culex pipiens), eine von 33 Stechmückenarten im Gebiet der KABS
Ergänzend zu den großflächigen Bekämpfungen im Auwaldbereich und sonstigen Feuchtgebieten erfolgt die Ausgabe von CULINEX-Tabletten zur Schnakenlarvenbekämpfung in Wassertonnen und anderen Brutstätten in Wohngebieten

Die Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V. (KABS) ist ein Verband mit Sitz in Waldsee, der im Jahr 1976 gegründet wurde und dem im Jahr 2007 98 Körperschaften (Städte, Gemeinden, Landkreise sowie das Land Baden-Württemberg) entlang des Oberrheins angehören und die gemeinsam die Stechmücken im Rheingebiet bekämpfen. Die Mitarbeiter der KABS führen die biologische Stechmückenbekämpfung auf einer Strecke von ca. 300 Rhein-Kilometern zwischen Bingen und Offenburg auf einer Fläche von etwa 6.000 Quadratkilometern durch. Dabei kommen ausschließlich die vom Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) gebildeten Proteine zum Einsatz.

Die biologische Bekämpfung geschieht entsprechend dem Überflutungsgrad, der Wegigkeit des Geländes bzw.den gesetzlichen Maßgaben zu Fuß oder mit Hubschraubern. In jedem Fall wird der biologische Wirkstoff, der keine lebenden Bakterien enthalten darf, in die Brutgewässer der Larven ausgebracht. Dort muß der Wirkstoff von den Stechmückenlarven gefressen werden. Erst im Darm der Stechmückenlarven wird der Wirkstoff aktiviert und führt zu einer Auflösung der Darmzellen und somit äußerst selektiv zum Tod der Tiere.

Inhaltsverzeichnis

Verteilung

Der Wirkstoff wird mit Wasser angerührt und mit der Rückenspritze von Mitarbeitern zu Fuß verteilt oder als Eisgranulat mittels zweier Hubschrauber aus der Luft verteilt. Im Jahr 2007 wurden auf diese Weise 260 Tonnen Bekämpfungsmittel von den beiden Hubschraubern und 250 Helfern verstreut. Dies geschah an 84 Bekämpfungstagen, wovon 47 Tage mit Hubschrauberunterstützung erfolgten. Dabei wurden 33.000 Arbeitsstunden abgerechnet und 270.000 km zurückgelegt. Die dadurch entstehenden Kosten in Höhe von 400.000 € pro Jahr bescheren den Anwohnern eine Reduzierung der Schnakenpopulation um 99% gegenüber unbehandelten Flächen.

Entscheidend für die Wirksamkeit ist dabei der Zeitpunkt des Einsatzes. Schnaken legen Ihre Brut in Senken ab, die höher als der normale Wasserspiegel liegen; gibt es dann Hochwasser, wird die Brut aktiviert. Daher ist ein Einsatz immer nach einer Hochwasserwelle unabdingbar. Der Einsatz muss dann zeitnah innerhalb von einer Woche erfolgen.

Zusätzlich werden an die Bürger im KABS-Gebiet für stehende Kleinstgewässer in den Wohngebieten, insbesondere Regentonnen oder Gartenteiche ohne Fischbesatz, kostenlos CULINEX-Tabletten mit dem Wirkstoff ausgegeben. Eine einzige Regentonne kann zur Quelle von mehreren hundert Stechmücken werden, die dann im Wohngebiet belästigen.

Verband

Der Verband finanziert sich durch Umlagen (Mitgliedsbeiträge der angeschlossenen 98 Gebietskörperschaften). Für eine Stadt wie Wiesbaden bedeutet das einen Beitrag von 45.000 Euro im Jahr. Wissenschaftlicher Direktor der KABS ist Norbert Becker.

Internationale Aktivitäten

Die KABS stellt ihre Fachkunde auch international zur Verfügung. Unter ihren englischen Namen German Mosquito Control Association unterstützt sie über die UNO-Unterorganisation WHO weltweit Programme zur Steckmückenbekämpfung.[1]

Aktuelle Entwicklung

Da der Hochwasserschutz eine immer bedeutendere Rolle erlangt, kommt es in naher Zukunft zur vermehrten Ausweisung von Poldern. Diese geplanten Überschwemmungsgebiete sind zusätzliche Brutgebiete der Schnaken und erfordern einen zusätzlichen Aufwand, dem man wahrscheinlich nur mit der Zuhilfenahme eines dritten Hubschraubers bewältigen kann. Wie wichtig die Bekämpfung der Schnaken ist, sieht man an den sich vermehrt ausbreitenden Tigermoskitos (Aedes albopictus), diese Schnake ist ein gefährlicher Übertrager von Krankheiten und Seuchen. Diese Stechmücke, die mittlerweile in 12 europäischen Staaten heimisch ist, wurde jüngst auch in Rastatt nachgewiesen.

Quellen

Einzelnachweis

  1. WHO publications: Guideline Specifications for Bacterial Larvicides for Public Health Use, Seite 32

Literatur

  • Dr. Norbert Becker, Paul Glaser, Hermann Magin: Biologische Stechmückenbekämpfung am Oberrhein, (Festschrift) 20 Jahre Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage, 1996, ISBN 3-00-000584-6
  • Norbert Becker: BIOLOGICAL CONTROL OF MOSQUITOES: MANAGEMENT OF THE UPPER RHINE MOSQUITO POPULATION AS A MODEL PROGRAMME, in An Ecological and Societal Approach to Biological Control, Seite 227-245, ISBN 978-1-4020-4320-8 (Print) 978-1-4020-4401-4 (Online)

Weblinks


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