Kontinuierlich

Kontinuierlich

Die Kontinuität (von lat. continuitas, „gleichbedeutend“) bezeichnet einen lückenlosen Zusammenhang, eine Stetigkeit, einen fließenden Übergang, einen durch keine Grenze unterbrochenen Zusammenhang; einen ununterbrochenen, gleichmäßigen Fortgang. Sie zeichnet Abläufe und Prozesse aus, die stetig laufen und sich dabei gleichmäßig in eine Richtung verändern können. Abrupte, sprunghafte Veränderungen sind nicht zu erwarten, solange die Einflussfaktoren konstant bleiben. Daraus ergibt sich eine erhöhte Vorhersagbarkeit und damit Sicherheit gegenüber dem Ablauf.

In der Mathematik bedeutet „kontinuierlich“ dasselbe wie „stetig“. Außerhalb des fachsprachlichen Gebrauchs ist „kontinuierlich“ gleichbedeutend mit „fortlaufend“.

Das Gegenteil der Kontinuität ist die Diskontinuität.

Das Gesetz der Kontinuität (Gestaltungsgesetz): Reize, die eine Fortsetzung vorangehender Reize zu sein scheinen, werden als zusammengehörig angesehen.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsgeschichte

Die Eleaten waren Anhänger einer ausschließlichen Kontinuität. Die Einheitlichkeit des Seins im Sinne des Parmenides von Elea und die daraus resultierenden Paradoxien (Antinomien des Zenon von Elea) setzten die Kontinuität als fundamentalstes theoretisches Konzept voraus. Auch Aristoteles vertrat die Konzeption der Kontinuität.

Gottfried Wilhelm Leibniz übernimmt das Kontinuitätsprinzip von Aristoteles (siehe natura non facit saltus) und formulierte das Gesetz der Kontinuität (lex continui).

Bei Immanuel Kant kommt in der 2. Antinomie der reinen Vernunft zunächst die Widersprüchlichkeit und Gleichberechtigung für die These der Kontinuität und ihrer Antithese von der Diskontinuität zum Ausdruck. Er weiß beide zu begründen, tendiert aber schließlich dazu, die für die Zusammensetzung der Substanz formulierte Antinomie nach der Kontinuität aufzulösen. Kontinuierliche Größen sind bei Kant Raum und Zeit, was somit alle Erscheinungen einschließt.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel kritisierte Kant in dieser Frage. Er betonte, dass beide Bestimmungen nur in ihrer Einheit wahr sind. Während Hegel aber Kontinuität als wesentliche Charakteristik von Raum und Zeit ansah, ist für ihn die Diskontinuität nur die abstrakte Negation der Kontinuität. Hegel betrachtet die Quantität als "ununterbrochene Kontinuität"; da sie aber auch das Eins enthalte, sei ihr auch das Moment des Diskretion zuzurechnen.

Aus Sicht der materialistischen Dialektik ist die Kontinuität ein wesentliches Merkmal der Existenz, Bewegung und Entwicklung der Materie. Sie findet ihren Ausdruck in dem durchgängigen universellen Zusammenhang aller Materie- und Bewegungsformen, aber auch in dem wechselseitigen Zusammenhang und der gegenseitigen Bedingtheit der Elemente oder Zustände eines einzelnen Objekts oder Prozesses.

Verfahrenstechnik

In der (chemischen) Verfahrenstechnik werden technisch-chemische Prozesse (Synthesen, chemische Reaktionen) in kontinuierliche und diskontinuierliche unterteilt. Erstere finden beispielsweise in Rohrreaktoren statt, letztere in mehr oder weniger abgeschlossenen Gefäßen, wie etwa in Rührkesseln. Gesamtprozesse die auf beiden Prinzipien beruhen werden als semi- oder halbkontinuierliche Prozesse bezeichnet.

Betriebswirtschaft

In der Betriebswirtschaftslehre bedeutet "betriebliche Kontinuität" die Fortführung der Geschäftstätigkeit unter Krisenbedingungen oder zumindest unvorhergesehen erschwerten Bedingungen. Das betriebliche Kontinuitätsmanagement bezeichnet Konzepte, Planungen und Maßnahmen, die zur Absicherung der Geschäftstätigkeit gegenüber Risiken und Krisen beitragen sollen.

Kulturwissenschaft

In der Volkskunde (auch: Vergleichende Kulturwissenschaft oder Kulturanthropologie) bezeichnet Kontinuität einen lückenlosen, stetigen Zusammenhang im Bezug auf Brauchausübung. Ein Brauch weist Kontinuität auf, wenn er über längere Zeit in Form und Funktion gleich bleibend von einer Gruppe ausgeübt wird. Wird die Ausübung eines Brauches durch äußere Einflüsse (z. B. Krieg, Vertreibung) unterbrochen, so gilt die Kontinuität nicht als gebrochen, wenn der Brauch mit denselben Absichten wie vor der Unterbrechung ausgeübt wird.

Film

In der Filmkunst bezeichnet Continuity den Übergang zwischen zwei Einstellungen, siehe Anschluss (Film).

Siehe auch

Weblinks


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