Kontrollverlust

Kontrollverlust

Der Begriff Kontrollverlust (KV) benennt den Vorgang des die-Kontrolle-verlierens oder das Ergebnis desselben. Ein Kontrollverlust kann subjektiv anders (stärker oder schwächer) empfunden werden als er objektiv ist; dies ist ein Forschungsgegenstand der Psychologie.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele

Mangelnde subjektive Kontrolle

Es ist ein zentrales Bedürfnis jedes Menschen,

  • seine Umwelt und seine Innenwelt gemäß eigenen Wünschen beeinflussen zu können, also aktiv oder passiv kontrollieren zu können
  • und zukünftige Ereignisse zumindest vorhersehen zu können (Kontrollerwartung).

Wer glaubt (subjektiv den Eindruck hat), dass es ihm an Selbstkontrolle oder an Kontrolle über Dinge in seiner Umwelt mangelt, empfindet oft Enttäuschung und/oder Hilflosigkeit.

Beobachtungen in Realsituation und experimentell gesicherte Beobachtungen zeigen, dass das Fehlen subjektiver Kontrolle typischerweise einhergeht mit emotionalen, kognitiven und motivationalen Defiziten, zum Beispiel mit depressiver Verstimmung, verringerter Selbstachtung, herabgesetzter Reagibilität und/oder Passivität.

Sucht

Sucht wird heute erklärt als eine Störung der Impulskontrolle. Der Süchtige hat phasenweise oder dauerhaft weniger oder keine Impulskontrolle. Im letzteren Fall spricht man von Kontrollverlust.

Abhängige Menschen im Zustand des (oder in einer Phase des) Kontrollverlusts können nicht die Dosis ihrer Droge frei bestimmen. Sucht bzw. Drogenabhängigkeit impliziert einen Verlust der Kontrolle über das eigene Konsumverhalten; Maßhalten ist kaum noch oder gar nicht mehr möglich. Zum Beispiel trinken Alkoholiker bis zur Bewusstlosigkeit

Möglicherweise kann man auch bei nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten, wie etwa Spielsucht, Sexsucht, Kaufsucht, Kleptomanie, Essstörungen oder Sportsucht, von einem Verlust der Kontrolle (Impulskontrollverluststörung) sprechen.

Soziale Netzwerke

Wer persönliche Daten in Netzwerke wie Facebook eingibt, weiß weder zum Zeitpunkt des Eingebens noch später genau, von wem und wozu seine Daten genutzt werden. Dies kann einen Verlust von Privatsphäre (auch "Privacy" genannt) verursachen.[1] [2]

Objektiver Kontrollverlust

Beispiele für einen objektiven Kontrollverlust:

  • ein Autofahrer verliert auf spiegelblank vereister Straße die Kontrolle über sein Fahrzeug, wenn dieses ins Schleudern gerät
  • ein PC-User verliert - ganz oder teilweise - die Kontrolle über seinen PC, sein Smartphone oder andere vernetzte technische Alltagsgeräte, wenn dieses von einem Computervirus befallen ist [3]

Literatur

  • Hans Klein: Kontrollverlust, verborgenes Symptom der Sucht. Erklärungsversuch bei Alkoholismus und anderen Suchtformen. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Blaukreuz-Verlag, Wuppertal u. a. 1993, ISBN 3-89175-076-5.

Verwandte Themen

Weblinks

Fußnoten

  1. Teilen bedeutet Kontrollverlust. - Versehentlich 1.500 Leute zum Geburtstag geladen? Kontrollverlust ist kein Fehler im System sozialer Netzwerke. Er ist Teil der Idee, mit der wir lernen müssen zu leben.
  2. zeit.de 18. April 2011: Die Datenexhibitionisten. - Wären die Menschen ohne Datenschutz freier, weil dieser ohnehin überholt ist? Die Post-Privacy-Bewegung glaubt daran. Kritiker halten das für naiv.
  3. siehe Die Zeit vom 3. August 2011: Der Kontrollverlust – Wenn Alltagsprodukte nicht mehr sicher sind, weil z. B. Autos und Spielkonsolen sich von außen manipulieren lassen

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