Kostenträger

Kostenträger

Der Kostenträger beschreibt einen bestimmten Ausgabenzweck, d.h. wofür verschiedene Arten von Ausgaben (= Kosten) im Unternehmen angefallen sind. Dies sind in aller Regel die Endprodukte, denen mit Hilfe der Kostenrechnung die verschiedenen Kosten zugerechnet werden. Kostenträger sind somit alle vom Betrieb erstellten Leistungen. Sie haben als Kalkulationsobjekte der Kostenträgerrechnung alle Kosten zu "tragen".

Beispiel: Um zu verstehen, ob sich ein Produkt, zum Beispiel Schokoladenriegel, rentiert, ist es notwendig, die Kosten, die mit seiner Produktion in Zusammenhang stehen, zu kennen. Das wären bei diesem Beispiel unter anderem Rohstoffe wie Kakao und Zucker, Mieten für Fabrikhallen, Anschaffungskosten für Maschinen und natürlich Lohnkosten. Der Kostenträger sagt also aus, wofür Kosten angefallen sind. Einige Kosten werden sich nie einem bestimmten Produkt (Kostenträger) zuordnen lassen, z. B. die meisten Verwaltungskosten. Solche Kosten werden als Gemeinkosten bezeichnet. Da man sie nicht ganz unter den Tisch fallen lassen kann – der Preis für den Schokoladenriegel soll ja auch die Verwaltungskosten decken – werden sie dann in der Kostenrechnung nach einem bestimmten Schlüssel auf die verschiedenen Kostenträger verteilt.

Inhaltsverzeichnis

Grenzen der Kostenträgerrechnung

Die Kostenträgerrechnung ist in vielen Fällen nur bedingt geeignet, Entscheidungen über die Rentabilität eines Produkts zu treffen. Nehmen wir ein Beispiel aus der Softwarebranche. Eine Firma entwickelt zwei Produkte, A und B. Für Produkt B können Teile von A wiederverwendet werden. Das heißt B muss nicht völlig neu entwickelt werden. Wie steht es in diesem Fall mit den Kosten von B? Müssen zu den Entwicklungskosten von B nicht auch diejenigen für die von A wiederverwendeten Teile hinzugezählt werden? Dann wären sie aber zweimal vorhanden. Also gliedert man die gemeinsamen Kosten in einen Posten namens C aus. Das um C reduzierte A sei nun A'. Wie viel schlägt man nun A' und B jeweils von C zu? Die Hälfte oder macht man es anteilig zu den Kosten von A' und B? Beides würde zu einem verzerrten Bild führen. A (also inklusive C) könnte für sich genommen hochprofitabel sein. B ohne C könnte sich ebenfalls rentieren. Rechnet man nun einen Teil von C zu B hinzu, könnte B unrentabel werden. Das stimmt aber nicht, denn die Firma fährt in diesem Fall immer besser, wenn sie A und B entwickelt, als nur A. Eine schematische Anwendung der Kostenträgerrechnung würde also hier zu einer falschen Entscheidung führen.

Stückkosten

Stückkosten sind die Kosten, die bei der Herstellung einer Einheit eines bestimmten Produktes anfallen. In unserem ersten Beispiel wäre das also ein Schokoriegel. In diesem Fall sind die Stückkosten fast unabhängig von der Zahl der verkauften Schokoriegel. Für doppelt so viele Schokoriegel benötigt man eben doppelt so viele Maschinen, Arbeitskräfte, Fabrikhallen, Rohstoffe usw.. Das Gegenteil ist in unserem zweiten Beispiel der Fall. Ist Software einmal entwickelt, verursacht die Auslieferung (herunterladen aus dem Internet oder brennen und versenden einer DVD) kaum noch Kosten. Die Stückkosten wären also hier direkt von der Zahl der gelieferten Softwarelizenzen abhängig. Deswegen ist es sinnlos hier von Stückkosten zu reden. Eben weil es keine "Stücke" gibt, die für sich genommen Kosten verursachen.

Kostenträgerzeitrechnung

Die Kostenträgerzeitrechnung bestimmt die Kosten, die ein Kostenträger in einem bestimmten Zeitraum verursacht. Als Beispiel diene ein Beratungsunternehmen mit festangestellten Mitarbeitern, dessen Kapazitäten nicht immer ausgelastet sind. Der Kostenträger "Beratung" verursacht hohe Fixkosten, nämlich die Gehälter der Mitarbeiter. Diesen Kosten werden dann die, sagen wir monatlichen Einkünfte aus den Beratungsleistungen gegenübergestellt. So hat man immer einen guten Eindruck davon, wie profitabel das Unternehmen arbeitet. Eine Kostenträgerstückrechnung wäre in diesem Fall nicht sehr sinnvoll, da es keine "Stücke" gibt. Man könnte höchstens die Stunden bei Kunden, die stundenweise bezahlen, als Stücke betrachten. Aber wie in dem Beispiel mit der Softwarefirma sind auch hier die Stückkosten von der Anzahl der Stücke abhängig. Bei dem Beratungsunternehmen also vom Auslastungsgrad der Mitarbeiter.

Sinnvolle Verwendung der Kostenträgerrechnung

Wie man an dem Beispiel aus der Softwarebranche sieht, können Kosten oftmals nicht exakt einem bestimmten Produkt zugeordnet werden. Man kann dann nur die Kosten bestimmen, die ein bestimmter Produktmix verursacht. Und diesen mit den Kosten und natürlich Erlösen, die ein anderer Produktmix verursachen würde, vergleichen. Z.B. die Produktkombination A,B mit der Produktkombination A,D. Wenn wir bei unserem Beispiel bleiben, sehen wir auch, dass die Verwendung der Kostenträgerstückrechnung und der Kostenträgerzeitrechnung hier unzweckmäßig wäre. Stattdessen müssen die Kosten, die ein Produkt während seiner gesamten Lebenszeit verursacht, als Ausgangsbasis genommen werden.

Die Kostenträgerrechnung ist immer sehr hilfreich dabei, eine Vorstellung von den Kosten zu bekommen, die ein Produkt verursacht. Bei komplexen Produkten, z.B. Kraftfahrzeugen, ist sie geradezu unverzichtbar, wenn man nicht den Überblick verlieren will. Sie muss aber, wie die Beispiele gezeigt haben, auf die speziellen Bedingungen eines Unternehmens zugeschnitten werden. Eine rein schematische Verwendung könnte zu kostspieligen Fehlplanungen führen.

Stellung innerhalb des Rechnungswesens

Die Kostenträgerrechnung gehört zur Kostenrechnung und die wiederum ist zusammen mit Buchführung, Bilanzierung und Controlling Teil des Rechnungswesens.

Literatur und Quellen

  • Volker Schultz: Basiswissen Rechnungswesen. Deutscher Taschenbuchverlag.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Kostenträger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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