- Kreis Glatz
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Der preußisch-deutsche Landkreis Glatz bestand mit seinem Vorläuferkreis Neurode in der Zeit zwischen 1816 und 1945.
Der Landkreis wechselte als Teil der gleichnamigen Grafschaft nach den Schlesischen Kriegen Mitte des 18. Jahrhunderts von Österreich nach Preußen. Heute gehört das Territorium dieses ehemaligen Landkreises der Grafschaft Glatz, die wie eine Halbinsel nach Böhmen hineinragt, zum Powiat Kłodzki in der südwestpolnischen Woiwodschaft Niederschlesien.
Der Landkreis Glatz umfasste am 1. Januar 1945:
- 5 Städte,
- 96 Gemeinden,
- 1 Gutsbezirk (Forsten).
Inhaltsverzeichnis
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Nach den napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress trat Preußen dem Deutschen Bund als zweitgrößter Gliedstaat nach Österreich bei. Damit verbunden war eine Neuorganisation der Provinz- und Kreisgliederung im preußischen Staat, die am 1. Mai 1816 in Kraft trat. Der Kreis Glatz in der preußischen Provinz Schlesien kam vom Regierungsbezirk Breslau zum neuen Regierungsbezirk Reichenbach.
Das Landratsamt war in Glatz.
Zum 24. Januar 1818 wurden aus dem bisherigen Kreis Glatz die folgenden neuen Kreise gebildet:
- Kreis Glatz aus den Distrikten Glatz, Lewin, Neurode und Wünschelburg,
- Kreis Habelschwerdt aus den Distrikten Habelschwerdt und Landeck.
Die Landratsämter waren in Glatz und Habelschwerdt.
Nach Auflösung des Regierungsbezirks Reichenbach wurden der Kreis Glatz am 1. Mai 1820 dem Regierungsbezirk Breslau zugeteilt. Am 2. August 1855 wurde aus Teilen des Kreises Glatz der neue Landkreis Neurode gebildet. Das Landratsamt war in Neurode.
Deutsches Reich
Nach dem Deutschen Krieg wurde auf Druck Bismarcks der Deutsche Bund aufgelöst. Seit dem 1. Juli 1867 war Preußen die dominierende Macht des neu gegründeten Norddeutschen Bundes, welcher am 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich wurde.
Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien zweigeteilt. Aus den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz wurde die neue Provinz Niederschlesien gebildet. Zum 30. September 1929 fand in den Kreisen Glatz und Neurode entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Neurode war in dieser Zeit eine bedeutende Industriestadt. Einer der Betriebe war die 1892 gegründete Sonnenschutz- und Verdunklungsanlagen-Firma "Geyer und Klemt", die 1952 in Braunschweig wieder eröffnet wurde. Zum 1. Oktober 1932 wurden die Kreise Glatz und Neurode zum neuen Kreis Glatz zusammengeschlossen. Dabei wurden die Landgemeinde Neu Wilmsdorf aus dem Kreis Habelschwerdt und die Landgemeinde Wiltsch aus dem Kreis Frankenstein in den Kreis Glatz eingegliedert.
Am 1. April 1938 wurden die preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien wieder zur Provinz Schlesien zusammengeschlossen, was jedoch zum 18. Januar 1941 rückgängig gemacht wurde. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Glatz entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis. Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und trat danach unter polnische Verwaltung.
Kommunalverfassung
Die Kreise Glatz und Neurode gliederten sich zunächst in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden Bad Reinerz, Glatz, Lewin (später: Hummelstadt), Neurode und Wünschelburg führten jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Ortsnamen
Abgesehen von der Abänderung der Bezeichnungen, die vor allem den Böhmischen Winkel betrafen:
- Hallatsch: Hallgrund,
- Koritau: Kartau,
- Labitsch: Neißenfels;
- Lewin: 1938: Hummelstadt,
- Löschney: Talheim (Niederschles.),
- Morischau: Neißtal,
- Nerbotin: Markrode,
- Pischkowitz: Schloßhübel,
- Poditau: Neißgrund,
- Schlaney: Schnellau,
- Straußeney: Straußdörfel,
- Tscherbeney: Grenzeck,
Geographische Lage
Der Landkreis entsprach ungefähr der nördlichen Hälfte der ehemaligen Grafschaft Glatz und hat etwa geographische Breite 50.3°–50.6° sowie Länge 16.2°–17°. Er bildete mit dem Landkreis Habelschwerdt den von Bergen umgebenen Glatzer Kessel im Südwesten Niederschlesiens. Die den Landkreis umgebenden Gebirge sind:
- Eulengebirge (Góry Sowie)
- Reichensteiner Gebirge (Góry Złote)
- Glatzer Schneegebirge (Masyw Śnieżnika)
- Bielengebirge (Góry Bialskie),
- Adlergebirge (Góry Orlickie; tschech. Orlicke hory)
- Habelschwerdter Gebirge (Góry Bystrzyckie) und
- Heuscheuergebirge (Góry Stołowe, tschech. Stolové hory)
Persönlichkeiten
- Aloys Bach (1770-1845), Professor und Konvikt-Regens des Königlichen katholischen Gymnasiums Glatz; Verfasser der bedeutenden Urkundliche(n) Kirchengeschichte der Grafschaft Glaz [sic]
- Joseph Elsner (1845-1933), Architekt und Kirchenausstatter des Historismus
- Wilhelm Hauschild (1827-1887), Historienmaler, Königlicher Akademieprofessor
- Anton Jedek (1834-1903), deutscher Redemptorist
- Joseph Kögler (1765-1817), Geschichts- und Heimatforscher, Chronist
- Gerhard von Mutius (1872-1934), Diplomat und Philosoph
- Ignaz Reimann (1820-1885), Komponist
- Hieronymus Richter (1837-1899), Historienmaler
- Joseph Wittig (1879-1949), Theologe, Schriftsteller und Heimatforscher
Weblinks
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