- Kreuzzugschronisten
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Die Kreuzzüge der christlichen Völker des Abendlands waren strategisch, religiös und wirtschaftlich motivierte Kriege. Im engeren Sinne werden unter den Kreuzzügen nur die Orientkreuzzüge verstanden, die sich gegen die muslimischen Staaten im Nahen Osten richteten. In einem erweiterten Sinne werden auch die Feldzüge gegen nicht christianisierte Völker wie Wenden, Finnen und Balten, gegen Ketzer wie die Albighenser und gegen die Ostkirche dazu gezählt.
Dem Ersten Kreuzzug war ein Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos um militärische Unterstützung gegen die Seldschuken vorausgegangen. Dies löste den Aufruf Papst Urbans II. 1095 in Clermont aus, der zur Befreiung Jerusalems und des „Heiligen Landes“ aus der Hand der Muslime aufforderte, mehr als acht Jahrzehnte, nachdem es in der Regierungszeit des fatimidischen Kalifen al-Hakim 1009 zur Zerstörung der Grabeskirche gekommen war, eines der größten Heiligtümer des Christentums.
Nachdem ein Kreuzfahrerheer 1099 Jerusalem erobert hatte, wurden in Outremer insgesamt vier Kreuzfahrerstaaten gegründet. Infolge ihrer Bedrohung durch die muslimischen Anrainerstaaten wurden weitere Kreuzzüge durchgeführt, denen meistens kaum ein Erfolg beschieden war. Das Königreich Jerusalem erlitt 1187 in der Schlacht bei Hattin eine schwere Niederlage, auch Jerusalem ging wieder verloren. Mit Akkon fiel 1291 die letzte Kreuzfahrerfestung in Outremer.
Nach dem Ersten Kreuzzug wurde der Begriff „Kreuzzug“ auch auf andere militärische Aktionen ausgeweitet, deren Ziel nicht das Heilige Land war.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Allgemeines
Im 7. Jahrhundert fanden die islamische Expansion, die militärische Unterwerfung, teilweise Zwangsislamisierung und Besetzung ehemals christlicher Gebiete durch arabisch-muslimische Eroberer im Nahen Osten, in Nordafrika und (bis zur Rückeroberung im Rahmen der Reconquista) Spanien statt. Insofern wurde die Zurückeroberung des Heiligen Landes und die Zurückdrängung der Sarazenen als ein Akt der Verteidigung des Christentums betrachtet, welcher durch offiziellen Beistand und die Unterstützung der Kirche bekräftigt und angeführt wurde.
Die Kreuzzüge wurden nach kurzer Zeit allerdings auch zur Verwirklichung rein weltlicher Machtinteressen instrumentalisiert, insbesondere solcher, die gegen das Byzantinische Reich gerichtet waren. Schon bald wurde der Begriff Kreuzzug nicht nur auf Kriege gegen Muslime, sondern auch gegen von der römischen Kirche zu „Ketzern“ deklarierte Menschen (siehe Albigenser) ausgeweitet. Dieser Umstand gab dem Papsttum eine starke politische und militärische Waffe in die Hand.
Trotzdem darf der religiöse Aspekt, besonders bei den Kreuzzügen in den Osten, nicht unterschätzt werden. So waren nach der Einnahme Jerusalems im Jahre 1099 die Gefallenen als Märtyrer gefeiert worden. Oft lagen die Interessen der kriegführenden Parteien und die der kämpfenden Truppen weit auseinander. Die beiderseitigen Machthaber verfolgten unter anderem machtpolitische Interessen. Die Kreuzfahrer selbst glaubten zumeist an einen ehrenvollen, ja heiligen Kampf für Kirche und Gott.
Schon vor dem Aufruf zum Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems hatte die Kirche damit begonnen, Kriegszüge zu unterstützen. So wurden im Rahmen der Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer 1066 geweihte Fahnen an den Kriegsherren übersandt, die ihn und sein Heer im Kampf stärken sollten. Auf den geweihten Fahnen war unter anderem auch der Erzengel Michael abgebildet, der Schutzpatron des Heiligen Römisches Reiches und später Deutschlands. Auch der aragonesisch-französische Zug gegen das maurische Barbastro in Spanien im Jahr 1063, den Papst Alexander II. dogmatisch unterstützte, sowie die Kämpfe gegen die Araber auf Sizilien, 1059, standen unter päpstlicher Patronage und sind als Vorläufer der Kreuzzüge anzusehen. Diese gelten im Allgemeinen als die ersten historischen Ereignisse, an welchen die katholische Kirche beginnt, Kriegszüge dogmatisch zu stärken und zu rechtfertigen.
Grundlage des Kreuzzugsaufrufs
Ein Kreuzzug war zugleich Bußgang und Kriegszug, der nach Auffassung der (nicht orthodoxen, katholisch christlichen) Zeitgenossen direkt von Gott durch das Wort des Papstes verkündet wurde. Die Teilnehmer legten ein rechtsverbindliches Gelübde ab, ähnlich wie bei einer Pilgerfahrt. Als Folge der göttlichen und päpstlichen Verkündung waren die Kreuzzüge sehr populär. Dies erklärt auch die große Teilnehmerzahl. Die offiziell verkündeten Kreuzzüge (darunter fallen beispielsweise nicht die Abwehrkämpfe der Kreuzfahrerstaaten in Outremer) wurden als Angelegenheit der gesamten abendländisch-katholischen Christenheit begriffen. Die Kreuzfahrerheere bestanden daher in der Regel aus „Rittern“ aus ganz Europa.
Grundlage für die Kreuzzüge war aus christlicher Sicht der Gedanke des „gerechten Krieges“ (lat. bellum iustum), wie er von Augustinus von Hippo vertreten worden war. Dies bedeutete später, dass der „gottgefällige Krieg“ nur von einer rechtmäßigen Autorität verkündet werden konnte (wie dem Papst). Es musste ein gerechter Kriegsgrund vorliegen (wie die ungerechte Behandlung von Gläubigen), und der Krieg musste für gute Absichten (wie die göttliche Liebe) geführt werden.
Zeitgenössische Kritik an den Kreuzzügen
Nach dem katastrophalen Ausgang des Zweiten Kreuzzugs mehrten sich Stimmen von Theologen, die sich gegen die Idee bewaffneter Kreuzzüge wandten.[1] Dazu zählen in Deutschland der Würzburger Annalist des Zweiten Kreuzzugs und der Theologe Gerhoh von Reichersberg sowie der Verfasser des Schauspiels Ludus de Antichristo, in Frankreich der Abt von Cluny Petrus Venerabilis in seinen späteren Schriften, der englische Zisterzienser Isaac (später Abt in Frankreich), Walter Map (ein Höfling König Heinrichs II. von England) und der Engländer Radulphus Niger. Sie beriefen sich u.a. auf Matthäus 26,52, demzufolge durch das Schwert sterben solle, wer das Schwert zieht, aber auch auf die Offenbarung des Johannes [19,21 ELB], in der prophezeit wird, dass der wiederkehrende Messias als König der Könige die Feinde des Christentums mit dem Hauch seines Mundes - also nur mit Gottes Wort - vernichten werde. Um 1200 traten auch die Kanonisten, Kirchenrechtler wie Alanus Anglicus, dafür ein, die Muslime zu tolerieren.
Besonders ab Ende des 13. Jahrhunderts mussten die Päpste die Ablässe für das Anhören von Kreuzzugspredigten deutlich erhöhen, was ebenfalls als Indiz für die abnehmende Begeisterung der nicht-nahöstlichen Kreuzzüge zu deuten ist.
Kontroversen in der Geschichtswissenschaft
Gelegentlich wird geäußert, seitens der Christen habe es keinerlei zeitgenössische Kritik an den Kreuzzügen gegeben. In dieser Frage klaffen die Meinungen bis heute auseinander. Eine Einigung wird durch unterschiedliche historische ‚Schulen‘ erschwert.
Manche Historiker (wie Hans Eberhard Mayer) sehen lediglich die Orientkreuzzüge als die ‚eigentlichen‘ Kreuzzüge an. Demgegenüber herrscht im anglo-amerikanischen Sprachraum gelegentlich die Tendenz vor, den Begriff inhaltlich und auch zeitlich weiter zu fassen (besonders einflussreich: Jonathan Riley-Smith, Norman Housley). Dabei werden auch einige Militäraktionen der Frühen Neuzeit noch den Kreuzzügen hinzu gerechnet. Von Riley-Smith und seinen Schülern wird diese Sichtweise als „pluralistisch“ bezeichnet; ihnen zufolge stieß der Kreuzzugsgedanke noch im Spätmittelalter auf Begeisterung. Kritiker halten dieser Schule entgegen, Quellen zu ignorieren, die belegen, dass die Kreuzzugsidee im Spätmittelalter deutlich an Anziehungskraft einbüßte. Eine international einheitliche Definition des Kreuzzugsbegriffs steht noch aus.[2]
In der Geschichtswissenschaft der letzten Jahrzehnte werden in zunehmendem Maße Geschichte und Struktur der Kreuzfahrerstaaten berücksichtigt, so dass das Augenmerk nicht mehr allein der chronologischen Abfolge und den historischen Begebenheiten der Kreuzzüge gilt.
Motive der Kreuzritter und Situation vor den Kreuzzügen
Die Motivation der Kreuzfahrer speiste sich keineswegs allein aus religiösem Eifer; vielmehr gab es auch andere Ursachen für ihr Handeln, die sich zudem im Laufe der Zeit änderten. Die einzelnen Beweggründe waren:
Religiöse Motive
Aufbauend auf den Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II. auf der Synode von Clermont im Jahr 1095 (begleitet von dem Zuruf „Deus lo vult“ - Gott will es) waren viele Kreuzfahrer überzeugt, durch die Vertreibung der Muslime aus dem Heiligen Land Gottes Willen zu erfüllen und die Erlassung aller ihrer Sünden zu erreichen. Dies muss vor dem Hintergrund christlicher Berichte über Greueltaten der islamischen Machthaber gegen die christliche Bevölkerung des Heiligen Landes gesehen werden und der Verwüstung christlicher Stätten, beispielsweise der Grabeskirche 1009 in Jerusalem. In Konkurrenz mit wirtschaftlichen Interessen traten die religiösen Motive im Laufe der Zeit teilweise in den Hintergrund - besonders deutlich wird das bei der Eroberung und Plünderung der christlichen Stadt Konstantinopel im Vierten Kreuzzug. Bezüglich der Kreuzzüge in den Orient verschwanden sie jedoch nie ganz, sie hatten auch großen Einfluss auf die christliche Bevölkerung in Europa.[3] Besonders unter den nicht-adeligen Kreuzfahrern war die Religion ein wichtiges Motiv.
Verhältnis zum Islam
Ein wesentliches außenpolitisches Problem für die christliche Welt stellte der Islam dar, der in seinem Streben westwärts zunächst in der Mitte des 7. Jahrhundert das christliche Byzantinische Reich angriff. Ostrom/Byzanz verlor die seit dem monophysitischen Schisma in religiösem Gegensatz zu den griechischen und lateinischen Reichsgebieten stehenden semitischen Provinzen Syrien und Ägypten binnen weniger Jahre an die Araber, die dort vielleicht von Teilen der Bevölkerung als Befreier begrüßt wurden (was in der Forschung umstritten ist); es behauptete jedoch weiterhin das griechisch geprägte Kleinasien. Das westliche Nordafrika leistete bis zum Ende des 7. Jahrhunderts gegen die Araber Widerstand, während das spanische Westgotenreich um 700 binnen weniger Monate unter dem Arabersturm zusammenbrach, so dass die Araber im Westen erst durch das Fränkische Reich aufgehalten und zurückgedrängt wurden.
Nachdem das Byzantinische Reich 751 von den Langobarden aus Mittelitalien verdrängt worden war (Fall des Exarchats von Ravenna), war es Anfang des 8. Jahrhunderts hauptsächlich auf das orthodoxe Kernland Kleinasien, die Küsten des Balkans und Süditaliens begrenzt. In der Folgezeit fand das Reich im 9. und 10. Jahrhundert zu einem modus vivendi mit den Arabern, der sogar in militärische Bündnisse mit einzelnen arabischen Staaten mündete. Dem militärischen Wiederaufstieg um das Jahr 1000 folgte ein innerer Niedergang. Mit dem islamischen Turkvolk der Seldschuken betrat gleichzeitig aber eine neue, expansive Macht die politische Bühne des Nahen Ostens, die sich auf Kosten der Araber und Byzantiner ausdehnte. Dies führte 1071 für die Byzantiner zur militärischen Katastrophe in der Schlacht von Manzikert gegen die Seldschuken, die den Beginn der türkischen Landnahme in Anatolien markiert.
Kleinasien überließ der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos wegen der Abwehr der normannischen Invasion von Epiros und Makedonien (mit dem Ziel der Eroberung von Konstantinopel) schließlich 1085 gegen einen Lehenseid bis auf wenige Stützpunkte vollständig den Seldschuken, um nicht zwischen zwei Gegnern aufgerieben zu werden. Nach dem Sieg über die Normannen bat Alexios den Papst um Unterstützung zur Rückeroberung des kleinasiatischen Reichsgebiets, das inzwischen in mehrere türkische Emirate zersplittert war, die die byzantinische Diplomatie gegeneinander ausspielte.
Der große militärische Aufwand aller christlichen Mächte der damaligen Zeit ist damit zu erklären, dass der Islam als eine große Gefahr - nicht allein für das Byzantinische Reich - gesehen wurde. Schließlich grenzte das islamisch-arabische Machtgebiet an den Pyrenäen an Frankreich, zudem waren fast alle Mittelmeerinseln und Teile Süditaliens zeitweise von Arabern erobert worden. Letztere wurden auch nach Rückeroberung immer wieder von ihnen angegriffen. Das byzantinische Sizilien wurde ab 827 von den Arabern erobert, dann von den Normannen, bis es 1194 an Heinrich VI. fiel, wodurch das Reich der Staufer ebenfalls direkt an den islamischen Machtbereich grenzte.
Verhältnis zur Orthodoxie
Das morgenländische Schisma von 1054 belastete von Beginn der Kreuzzüge an das Verhältnis zwischen orthodoxen und katholischen Christen. Als das Heer des Ersten Kreuzzugs in Konstantinopel eine Moschee erblickte, trug dies auch nicht gerade zur Vertrauensbildung bei.
Ein weiterer Aspekt ist das politische Verhältnis der beiden führenden Mächte der katholischen bzw. orthodoxen Staatenwelt. Die Eigenbezeichnung des deutschen wie des byzantinischen Kaiserreiches war „Römisches Reich“, und der jeweilige Kaiser leitete daraus einen Führungsanspruch über die gesamte christliche Staatenwelt ab. Byzanz betrieb im 12. Jahrhundert eine expansive Westpolitik. Dynastische Heiraten mit dem ungarischen und deutschen Herrscherhaus, aber auch militärische Interventionen in Italien mit dem Ziel, auch die (west)römische Kaiserkrone zu erringen, waren eine Grundkonstante der Außenpolitik der byzantinischen Komnenendynastie. Um den Einfluss Venedigs im Byzantinischen Reich zurückzudrängen, verfolgte man in Konstantinopel in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine scharfe anti-venezianische Politik. Dies blieb in Westeuropa natürlich nicht ohne Reaktion. Die Kreuzzüge richteten sich daher zunehmend nicht nur gegen den Islam, sondern gleichzeitig auch immer mehr gegen das orthodoxe, griechisch geprägte Byzanz.
Dennoch blieb der religiös motivierte Kreuzzugsgedanke auch in der Folgezeit eine immer wiederkehrende Komponente der europäischen Politik, wenn in der Forschung auch manchmal betont wird, dass die Kreuzzugsidee ab dem 13. Jahrhundert an Kraft einbüßte (siehe oben den Abschnitt Forschungsprobleme). Insgesamt darf man wohl ihre Bedeutung im Spätmittelalter nicht mehr allzu hoch ansetzen. So wurde zwar im Jahr 1453 eine Militärexpedition erwogen, um Konstantinopel gegen Sultan Mehmed II. zu verteidigen. Doch startete diese halbherzige Expedition reichlich spät, nämlich erst im April 1453. Der Sultan hatte aber schon im Frühjahr 1452 mit den baulichen Vorbereitungen für eine mögliche Belagerung begonnen und machte daraus keinerlei Geheimnis.
Ob man die konzertierte militärische Hilfe christlicher Mächte, wie z.B. des Deutschen Reiches und Polens, bei der Verteidigung Wiens 1683 gegen die Türken in die Kreuzzugstradition stellen darf, ist fraglich. 1528 kam es nämlich zu einem wenige Jahrzehnte zuvor noch unvorstellbaren Ereignis: Frankreich, Ungarn und das Osmanische Reich schlossen ein Bündnis gegen das Habsburgerreich. Spätestens mit der Integration des muslimischen Staates in das Bündnissystem der christlichen Mächte endete der vereinigende Anspruch der katholischen Kreuzzugsidee in der europäischen Politik.
Gesellschaftliche Faktoren in Europa
Der abendländische Adel erhoffte sich durch die Eroberung neue Besitztümer. Auch und gerade traf das auf die jüngeren Söhne des Adels zu, die nicht erbberechtigt waren und nun die Chance sahen, doch noch über ein eigenes Gebiet herrschen zu können. Dies war ebenso ein Ziel der Kirche, da der Kirchenfrieden (eine päpstliche Regel, die streng vorschrieb, wann und wie gekämpft werden durfte; an Weihnachten und anderen hohen Feiertagen durfte beispielsweise nicht gekämpft werden) immer wieder durch Konflikte gestört wurde, in denen es in erster Linie um Gebietsstreitigkeiten ging. So boten die Kreuzzüge auch eine willkommene Beschäftigung für die überzähligen Söhne, die nicht im Kloster oder im Klerus untergebracht werden konnten oder wollten.
Große Teile der Landbevölkerung sahen im Kreuzzug eine Fluchtmöglichkeit vor den harten und oft sehr ungerechten Lebensumständen in der Heimat - zumal der Papst ein Ende der Leibeigenschaft in Aussicht gestellt hatte für jeden, der das Kreuz nehmen und ins heilige Land mitziehen würde.
Auch Verbrecher und Gesetzlose folgten den Aufrufen, weil sie sich durch ihr Kreuzzugsgelübde der Strafverfolgung entziehen konnten und sich ein neues Leben oder Beute erhofften.
Wirtschaftspolitische Motive
Wirtschaftlich profitierten auch die italienischen Seerepubliken (Genua, Pisa, Venedig und andere) vom Handel mit dem Orient. So wurde kurzzeitig überlegt, einen Kreuzzug zur Sicherung der Gewürzstraße durchzuführen. Die Idee wurde allerdings recht bald wieder fallen gelassen.
Das Papsttum versprach sich von der Kontrolle über das Heilige Land eine massive Stärkung seiner Machtposition. Letztlich haben die Päpste wohl auch auf die Wiedervereinigung mit der, bzw. auf die Kontrolle über die Ostkirche gehofft. Daneben dominierten mit Beginn des 4. Kreuzzuges auch wirtschaftliche Interessen. Das beste Beispiel für dieses Motiv ist wohl der Vierte Kreuzzug selbst, der von der Handelsmetropole Venedig nach Konstantinopel umgeleitet wurde und in der Plünderung durch das Kreuzfahrerheer mit Abtransport der Beute nach Venedig mündete, um den Handelskonkurrenten auszuschalten. Hier zeigt sich die vollständige Pervertierung des ursprünglich religiösen Kreuzzugsgedankens einerseits, andererseits auch ein Grund für die immer geringere Wirkung der Kreuzzüge in der Verteidigung des oströmischen Reiches.
Weitere Faktoren
Der britische Historiker Robert Bartlett sieht die Kreuzzüge in einem größeren, gesamteuropäischen Zusammenhang[4]: Im 11. Jahrhundert setzt ein starkes Bevölkerungswachstum ein, bedingt durch günstige klimatische Umstände und neue Entwicklungen in der Landwirtschaftstechnik. Der Bevölkerungsüberschuss führt zu einer Expansion in die Peripherien Europas: Iberische Halbinsel, Irland, Germania Slavica, Baltikum und eben auch ins Heilige Land.
Überblick: Begriff und zeitlicher Rahmen
Im engeren Sinne versteht man unter Kreuzzügen allgemein nur die Orientkreuzzüge, also gegen die muslimischen Staaten des nahen Ostens gerichtete Kreuzzüge (siehe jedoch oben den Abschnitt „Forschungsprobleme“). Daneben bzw. danach gab es folgende Arten von Kreuzzügen:
- gegen Heiden (Wenden, Finnen, Balten),
- gegen die Ostkirche (eher en passant, die Gebiete der Ostkirche waren nie offizielles Ziel eines Kreuzzugs),
- gegen Ketzer bzw. zu Ketzern erklärte Aufständische (Katharer (Albigenser); Stedinger; Hussiten),
- gegen politische Gegner (Ghibellinen).
Der Kreuzzug in seiner ursprünglichen Wortbedeutung hatte ausschließlich die Befreiung Jerusalems zum Ziel und war ein gesamteuropäisches Unternehmen, das auch passagia generalia genannt wird. Aus dieser entwickelte sich die passagia particularia, die sich gegen jeden anderen Ort wenden konnte.
Der Begriff „Kreuzzug“ wurde erst im 13. Jahrhundert geprägt, davor finden sich lediglich die Begriffe „bewaffnete Pilgerfahrt“ und „bewaffnete Wallfahrt“.
Neben den eigentlichen Kreuzzügen gab es noch den Katharer- oder auch Albigenserkreuzzug, der in Okzitanien (Südfrankreich) stattfand, den Kinderkreuzzug, der für die meisten Beteiligten in der Sklaverei endete, den Feldzug der Deutschordensritter ins Baltikum 1225 und diverse andere Feldzüge, z. B. gegen nicht-christliche Völker wie Türken oder Mongolen, die zum Teil bis ins 15. Jahrhundert dauerten. Auch Kriege gegen machtpolitische Gegner wurden von mittelalterlichen Herrschern mitunter als Kreuzzug propagiert, um eine Infragestellung der Notwendigkeit des Kriegs zu verhindern, um Verbündete zu gewinnen oder um Plünderungen und anderen Übergriffen auf Zivilisten einen Anschein von Legitimität zu verleihen.
Ein bleibendes Erbe der Kreuzzüge waren die Ritterorden, eine Art kämpfender Mönchsorden.
Klassische Zählweise der Kreuzzüge
In der Geschichtswissenschaft werden insgesamt sieben Kreuzzüge (Orientkreuzzüge) als offizielle Kreuzzüge unterschieden, wenn auch weitere kriegerische Handlungen unter dem Namen ‚Kreuzzug‘ stattfanden. Die Zählung ist in der Fachliteratur nicht ganz einheitlich, da manche Kreuzzüge nicht einhellig als eigenständige Kreuzzüge gewertet werden.
Zeitleiste
- Erster Kreuzzug: 1096–1099, Ziel: Jerusalem
- Volkskreuzzug: 1096, Ziel: Jerusalem
- Deutscher Kreuzzug von 1096, Ziel: eigentlich Jerusalem
- Kreuzzug von 1101, Ziel: Jerusalem
- Kreuzzug Sigurds von Norwegen: 1108–1111, Ziel: Sidon
- Volkskreuzzug: 1096, Ziel: Jerusalem
- Zweiter Kreuzzug: 1147–1149, Ziel: eigentlich Edessa, letztlich Damaskus
- Wendenkreuzzug: 1147, Ziel: Germania Slavica
- Dritter Kreuzzug: 1189–1192, Ziel: Jerusalem
- Kreuzzug Heinrichs VI.: 1197–1198, Ziel: Jerusalem
- Vierter Kreuzzug: 1202–1204, Ziel: eigentlich Ägypten/Jerusalem, letztlich Konstantinopel
- Kinderkreuzzug: 1212, Ziel: Jerusalem
- Albigenserkreuzzug: 1209–1229, Ziel: Okzitanien
- Fünfter Kreuzzug
- Kreuzzug von Damiette: 1217–1221, Ziel: eigentlich Jerusalem, letztlich Ägypten
- Kreuzzug Friedrichs II.: 1228–1229, Ziel: Jerusalem
- Kreuzzug Theobalds IV. von Champagne: 1239–1240, Ziel: Askalon/Damaskus
- Kreuzzug Richards von Cornwall: 1240–1241, Ziel: Askalon/Jerusalem
- Sechster Kreuzzug: 1248–1254, Ziel: Ägypten/Jerusalem
- Hirtenkreuzzug von 1251: 1251, Ziel: eigentlich Ägypten
- Siebter Kreuzzug: 1270-1272, Ziel: Tunis/Jerusalem
- Aragonesischer Kreuzzug: 1284–1285, Ziel: Girona
- Hirtenkreuzzug von 1320: 1320, Ziel: eigentlich Andalusien
- Kreuzzug gegen Alexandria: 1365, Ziel: Ägypten
- Barbareskenkreuzzug: 1390, Ziel: Mahdia
- Kreuzzug von Nikopolis: 1396
Auch die schwedischen Eroberungsfeldzüge gegen die Heiden in Finnland im 13. Jahrhundert werden als Kreuzzüge bezeichnet. Im 14. Jahrhundert wurden über 50 Kreuzzüge gegen die damals heidnischen Pruzzen und Litauer geführt. Diese vom Deutschen Orden organisierten Feldzüge bezeichnete man auch als „Preußenfahrten“ oder „Litauerreisen“. Das 15. Jahrhundert weist vier Kreuzzüge gegen die Hussiten auf. Von 1443 bis 1444 fand ein meist als „letzter Kreuzzug“ eingestufter Feldzug gegen das Osmanische Reich statt, der in der Schlacht bei Warna scheiterte.
Geschichte
Eine detailliertere Beschreibung der Geschichte ist in den separaten Artikeln zu den einzelnen Kreuzzügen enthalten.
Erster Kreuzzug und Entstehung der Kreuzfahrerstaaten
Aufgrund der Bedrängung des Byzantinischen Reiches durch die muslimischen Seldschuken infolge der byzantinischen Niederlage in der Schlacht von Mantzikert 1071, hatte der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos im Westen um Hilfe angefragt. Papst Urban II. hatte 1095 denn auch auf der Synode von Clermont zum ersten Kreuzzug aufgerufen, um die heiligen Stätten der Christenheit zu befreien. Allerdings war Jerusalem zum Zeitpunkt des „Kreuzzugaufrufs“ im Jahr 1095 vorübergehend im Besitz der Seldschuken (1071-1098), die christliche Pilger weitgehend ungestört gewähren ließen. Eine religiöse Begeisterung wurde in Westeuropa hervorgerufen, die teilweise erschreckende Züge annahm: So wurden im Rheinland mehrere jüdische Gemeinden von Christen regelrecht vernichtet, und sogar einfache Leute machten sich mit Peter dem Einsiedler auf ins Heilige Land (so genannter Volkskreuzzug) – sie sollten es jedoch nie erreichen.[5]
Als die verschiedenen Kreuzfahrerheere Ende 1096 die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel erreichten, traten weitere Probleme auf: Obwohl die Byzantiner einen Kreuzzug keineswegs herbeigewünscht hatten (sie hatten vielmehr auf Söldner aus Europa gehofft) und den Kreuzfahrern auch nicht ganz grundlos misstrauten – manche von ihnen, wie die unteritalienischen Normannen, hatten zuvor schon gegen Byzanz gekämpft –, unterstützte Alexios sie zunächst, zumal sie ihm einen Treueeid schworen und die Kreuzfahrer ebenfalls auf den Kaiser angewiesen waren. Im Frühjahr 1097 machte sich das Heer auf den Weg, und bald schon stellten sich erste Erfolge ein, wie die Eroberung von Nikaia, das vertragsgemäß den Byzantinern überlassen wurde. Nach schweren Kämpfen, unter anderem bei der Einnahme Antiochias, endete dieser Kreuzzug mit der Eroberung Jerusalems im Juli 1099, bei der es zu blutigen Massakern an den verbliebenen Bewohnern kam – ungeachtet der Religionszugehörigkeit. Es folgte die Entstehung der Kreuzfahrerstaaten. Byzanz hatte zwar Teile Kleinasiens zurückgewonnen, stand der Errichtung von Byzanz unabhängiger Staaten im Heiligen Land jedoch mit Misstrauen gegenüber, was bald schon zu Kämpfen mit dem Fürstentum Antiochia führte.
Situation der Kreuzfahrerstaaten und Zweiter, Dritter und Vierter Kreuzzug
Die so genannten Kreuzfahrerstaaten erwiesen sich jedoch auf die Dauer dem moslemischen Druck nicht gewachsen: die meisten Adligen waren schon kurz nach dem Fall Jerusalems wieder abgereist; zurück blieb keineswegs nur die Elite. Einerseits waren die feudal organisierten Kreuzfahrerstaaten aufgrund der geringen katholisch-christlichen Bevölkerungsanzahl (wo die Mehrheit der Bevölkerung christlich war, war sie nicht katholisch, wie etwa in Syrien) auf Nachschub aus Europa angewiesen, was diesen Staaten einen gewissen „kolonialen“ Charakter verlieh. Andererseits kam es zu einem durchaus bemerkenswerten Wandel im Verhältnis zwischen Christen und Moslems: Fortan lebten sie meistens durchaus friedlich miteinander. Den Moslems wurde eine weitgehend freie Religionsausübung gestattet, und es wurde ihnen eine eigene Gerichtsbarkeit zugestanden. Auch gegenüber den anderen christlichen Konfessionen verhielten sich die katholischen „Franken“ (so wurden die Kreuzritter vor allem in arabischen Quellen genannt) durchaus tolerant. Diese Entwicklung war ebenfalls eine direkte Konsequenz der zu geringen Zahl zurückgebliebener Kreuzfahrer, die sonst den eroberten Raum nicht zu kontrollieren vermocht hätten – was aber ohnehin nur in gewissen Grenzen möglich war. Auch die Juden hatten in den Kreuzfahrerstaaten eine wesentlich bessere Stellung als in Europa und wurden in Outremer, wieder anders als in Europa, nach der Eroberung Jerusalems auch nie das Opfer von Pogromen.[6]
Auch wenn es den Kreuzfahrern teils sogar gelang, die verfeindeten moslemischen Reiche, die sie umgaben, gegeneinander auszuspielen (die Fatimiden in Ägypten waren den Seldschuken beispielsweise feindlich gesinnt), so war die militärische Situation doch immer äußerst schwierig. Der letztendlich erfolglose Zweite Kreuzzug (1147-1149) hatte bereits das Ziel, die bedrängten Kreuzfahrerstaaten (nach dem Fall der Grafschaft Edessa) zu entlasten. Nach der Schlacht von Hattin 1187, in der faktisch das gesamte militärische Aufgebot des Königreichs Jerusalem geschlagen worden war, fiel sogar Jerusalem wieder in moslemische Hände. Die nachfolgenden Kreuzzüge, die diese Entwicklung umkehren sollten, hatten wenig Erfolg, teils aufgrund unzureichender Planung oder strategischer Fehler, teils aufgrund der Uneinigkeit bei der Führung des Oberkommandos: wie etwa beim Dritten Kreuzzug, wo der Hauptteil des Heeres aus Franzosen und Engländern bestand, die einander feindlich gesinnt waren.
Der Vierte Kreuzzug endete gar 1204 mit der Eroberung und Plünderung Konstantinopels, der damals größten christlichen Stadt der Welt, durch Kreuzritter, die mit einem Teil der gemachten Beute die Verschiffung des Kreuzfahrerheers durch die Flotte Venedigs „bezahlten“. Der Papst, der sich angesichts der Gräueltaten der Kreuzfahrer überdies darüber im Klaren war, dass damit eine Kirchenunion mit der Orthodoxie praktisch unmöglich wurde, verurteilte diese Aktion auf das Schärfste, was praktisch jedoch folgenlos blieb.
Kriegsfolgen, weitere Kreuzzüge im Mittelalter
Die Republik Venedig hatte somit ihren größten Konkurrenten im Orienthandel dauerhaft geschwächt, der Nimbus der Kreuzzüge nahm damit freilich dauerhaft Schaden, zumal in diesem Zusammenhang das Byzantinische Reich von einer intakten Großmacht zu einer (nach der Rückeroberung Konstantinopels 1261) Regionalmacht degradiert wurde. Außerdem wurde das Verhältnis der orthodoxen Völker zu Westeuropa für Jahrhunderte schwer belastet. So wandten sich die Russen auf Jahrhunderte fast vollständig von Europa ab.
Die Kreuzzüge hatten damit endgültig ihr ursprüngliches Motiv, die Rückeroberung des Heiligen Landes, verloren. Allerdings verlor man dieses Ziel nie ganz aus den Augen, auch wenn alle weiteren Versuche – vom diplomatischen Erfolg des Stauferkaisers Friedrich II. während des Fünften (bzw. nach anderer Zählung Sechsten) Kreuzzugs abgesehen – keinen Erfolg hatten oder sogar in militärischen Katastrophen endeten.
Der Albigenserkreuzzug (1209–1229) - wie andere, ähnlich geartete Unternehmen gegen Christen - trug mit dazu bei, dass die Kreuzzüge oft nur als eine politische Waffe des Papsttums begriffen wurden. Sogar Feldzüge gegen die Ghibellinen (Anhänger des Kaisers) in Italien wurden noch zu Kreuzzügen erklärt. Demgegenüber trugen die „Kreuzzüge“ der Reconquista auf der iberischen Halbinsel bereits quasi-nationale Züge.
Die Kreuzzüge in die Levante endeten 1291 mit dem Fall von Akkon, der letzten Kreuzfahrerbastion. Die Kreuzzüge in das Baltikum (die vor allem der Missionierung dienten und von den teilnehmenden Adligen auch als „gesellschaftliches Ereignis“ begriffen wurden) gingen noch bis ins 14. Jahrhundert weiter.
Kreuzzüge außerhalb des Mittelalters
Auch nach dem Ende des Mittelalters wurden immer wieder Militäraktionen als „Kreuzzüge“ deklariert (so der Versuch einer Invasion Englands durch den katholischen König von Spanien, Philipp II., und auch die Schlacht von Lepanto wurde von einer so genannten „Kreuzzugsliga“ geführt). Das Papsttum unternahm noch im 17. Jahrhundert ähnliche Anläufe, denen aber bestenfalls nur vorübergehende Erfolge beschieden waren.
Aber schon der Perserkrieg des oströmischen Kaisers Herakleios im 7. Jahrhundert trug in gewisser Weise Charakterzüge eines christlichen Religionskrieges, wobei der Kaiser später zum herausragenden Vorbild eines christlichen Kämpfers stilisiert wurde: so wurde beispielsweise das Geschichtswerk des Wilhelm von Tyrus in der altfranzösischen Übersetzung unter dem Titel Livre d'Eracles veröffentlicht.
Nachwirkungen
Der Begriff „Kreuzzug“ beschränkt sich nicht nur auf die historischen Kreuzzüge, sondern wird heute auch im übertragenen Sinne gebraucht. Seine abschätzige Verwendung als negatives Gütessigel in der internationalen politischen Rhetorik wird im westlichen Europa gewöhnlich als eine durch und durch absurde und abwegige Bezugnahme auf einen längst überwundenen Anachronismus wahrgenommen und stößt dort deshalb weitgehend auf strikte Ablehnung.
Allgemeine Begriffsverwendung
„Kreuzzug“ wird im Deutschen wie im Englischen auch als Synonym für eine gesellschaftliche Anstrengung oder organisierte Kampagne verwendet, die der Durchsetzung bestimmter Ziele dienen soll. Es wird z. B. von „Kreuzzügen“ gegen die weltweite Kinderarmut oder gegen Krankheiten und Seuchen gesprochen. In politischen Debatten wird der Begriff nicht selten polemisch eingesetzt, um ein Vorgehen der Gegenseite als weitaus überzogen zu brandmarken, beispielsweise wenn in einem verbalen Schlagabtausch von einem „Kreuzzug gegen die Internet-Infrastruktur“ die Rede ist.
Politische Verwendung des Begriffs
- In den USA wurde die Beteiligung an der Befreiung Europas von der Herrschaft des Nationalsozialismus häufig mit dem Begriff „Kreuzzug“ assoziiert. So gab etwa der US-Oberbefehlshaber und spätere US-Präsident Dwight D. Eisenhower seinem Kriegstagebuch den Titel Crusade in Europe.
- Im Zwanzigsten Jahrhundert bezeichnete der evangelikale Massenprediger Billy Graham seine Großveranstaltungen, auch zur Truppenbetreuung im Vietnamkrieg, als „Crusades“, engl. für Kreuzzüge.
- Der US-Präsident George W. Bush bezeichnete den dritten Irakkrieg wiederholt als „Kreuzzug gegen Terroristen“. Auf Drängen seiner Berater verzichtete Bush jedoch schnell wieder auf diesen Begriff, vornehmlich wegen seiner historisch-inhaltlichen Bedeutung. Umgekehrt werden die westlichen Staaten, insbesondere soweit sie sich an der Eroberung und Besatzung des Irak beteiligen, in arabischen Ländern häufig als „Kreuzritter“ oder „Kreuzzügler“ bezeichnet, denen der gesammelte Widerstand der Muslime zu gelten habe.
- Der italienische Reformenminister Roberto Calderoli aus der rechten Regierungspartei Lega Nord rief als Reaktion auf die Proteste in der islamischen Welt im Karikaturenstreit den Papst dazu auf, sich an die Spitze eines „neuen Kreuzzugs“ gegen die Muslime zu stellen.
- Im Juli 2006 veröffentlichte Al-Qaida eine Videobotschaft mit dem Titel „Der Zionisten-Kreuzritter-Krieg gegen Libanon und die Palästinenser“, in der gegen die angebliche „Kreuzfahrer-Allianz“ westlicher Staaten mit Israel polemisiert wird, hier online. Die Gründe, weshalb Al-Qaida offenbar wirkungsvoll zum Kampf gegen die „Kreuzritter“ aufrufen kann, hat Amin Maalouf [7] diskutiert; er zieht Parallelen zu den Vorgängen bei der Eroberung der Stadt Maarat an-Numan 1098.
Wichtige Persönlichkeiten
Papst Urban II., Bohemund von Tarent, Raimund von Toulouse, Gottfried von Bouillon, Balduin von Boulogne, Bernhard von Clairvaux, Friedrich I. Barbarossa, Richard I. Löwenherz, Friedrich II., Ludwig der Heilige, Kılıç Arslan I., Zengi, Nur ad-Din, Saladin, Baibars I.
Siehe auch
Chronisten
- Christentum
- Albert von Aachen
- Robert der Mönch
- Der Autor der Gesta Francorum
- Raimund von Aguilers: ein Kleriker aus Frankreich, stand dem Anführer der Provenzalen (Südfranzosen) Raimund von Toulouse nahe.
- Fulcher von Chartres: Kleriker, politisch aber weit besser informiert als seine Kollegen, stand Papst Urban II. und seiner Reformpolitik nahe. Er beendete seine Niederschrift um 1100.
- Anna Komnena: Tochter des byzantinischen Kaisers Alexios I., nannte die Kreuzfahrer Hoi Keltoi (Kelten). Beendete ihre Niederschrift um 1118.
- Lambert von Arras: schrieb sehr detailliert über die Dekrete von Clermont.
- Wilhelm von Tyrus
- Ekkehard von Aura
- Odo von Deuil
- Gottfried von Villehardouin
- Jean de Joinville
- Islam
- Ibn al-Qalanisi
- Usama Ibn Munqidh
- Ibn al-Athir
- Abu Shama
- Abu l-Fida
- Ibn Kathir
- Maqrizi
- Abu l-Mahasin Ibn Taghribirdi
Literatur
- Bibliografien
Siehe auch die umfassende Bibliografie in: Kenneth M. Setton (Hrsg.): A History of the crusades, Bd. 6 (s.u.).
- Hans Eberhard Mayer: Bibliographie zur Geschichte der Kreuzzüge. 2. Auflage, Verlag Hahn, Hannover 1965.
- Online-Bibliografie von Prof. Paul Halsall
- Lexika
- Alan V. Murray (Hrsg.): The Crusades. An Encyclopedia. 4 Bde., ABC-CLIO, Santa Barbara/Calif. u.a. 2006, ISBN 1-57607-862-0.
(Fachwissenschaftliche Enzyklopädie, berücksichtigt die Forschungsliteratur bis etwa 2005.)
- Deutschsprachige Literatur
- Carl Erdmann: Die Entstehung des Kreuzzuggedankens (Habilitationsschrift, Universität Berlin 1932). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-00199-0 (unveränderter Nachdruck der Ausgabe Stuttgart 1955).
- Francesco Gabrieli: Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht ("Storici arabi delle crociate"). Bechtermünz-Verlag, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-0371-1.
- Nikolas Jaspert: Die Kreuzzüge (Geschichte kompakt). 4. überarbeitete Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-20091-7.
- Hans-Jürgen Kotzur (Hrsg.): Die Kreuzzüge - Kein Krieg ist heilig. Verlag von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3240-8.
(Katalog der Ausstellung im Dommuseum Mainz.) - Bernhard Lewis: Die Welt der Ungläubigen - Wie der Islam Europa entdeckte (Originaltitel: The muslim discovery of Europe). Ullstein, Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-548-34427-5.
- Ralph-Johannes Lilie: Byzanz und die Kreuzzüge. Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-017033-3.
(Das Buch behandelt die Wechselwirkung zwischen dem Byzantinischen Reich und den Kreuzzügen.) - Amin Maalouf: Der Heilige Krieg der Barbaren - Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber ("Les croisades vues par les Arabes"). Dtv, München 2003, ISBN 3-423-34018-5. (Populärwissenschaftliche Darstellung.)
- Hans Eberhard Mayer: Geschichte der Kreuzzüge. 10. überarbeitete Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-018679-5 (Standardwerk).
- Peter Milger: Die Kreuzzüge. Krieg im Namen Gottes. 5. Auflage, Orbis-Verlag, München 2000, ISBN 3-572-01169-8.
(Mit Bildmaterial versehene populärwissenschaftliche Einführung, die ursprünglich ein Begleitbuch zu einer Fernsehserie des Hessischen Rundfunks gewesen war.) - Jonathan Riley-Smith: Wozu heilige Kriege? Anlässe und Motive der Kreuzzüge (Originaltitel: What were the crusades). Wagenbach-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-8031-2480-8.
(Knappe Einführung.) - Jonathan Riley-Smith (Hrsg.): Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge. Campus Verlag, Berlin-New York 1999. ND Parkland-Verlag, Köln 2004, ISBN 3-89340-068-0).
Originaltitel: The Oxford Illustrated History of the Crusades, 1995. (Illustrierte Einführung mit Beiträgen von mehreren Historikern.) - Jonathan Riley-Smith: Kreuzzüge. In: Theologische Realenzyklopädie Bd. 20 (1990), S. 1-10.
- Jonathan Riley-Smith (Hrsg.): Grosser Bildatlas der Kreuzzüge. Sechs Jahrhunderte abendländischer Kultur- und Glaubensgeschichte. Herder, Freiburg/B. 1992, ISBN 3-7632-4038-1.
- Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. Dtv, München 42003. ISBN 3-423-30175-9
Originaltitel: The History of the Crusades. (Teils romantisierendes Standardwerk, das den Forschungsstand bis zu den 1950er Jahren berücksichtigt.) - Ludwidg Schmugge: Die Kreuzzüge aus der Sicht humanistischer Geschichtsschreiber (21. Vorlesung der Aeneas-Silvius-Stiftung). Helbing & Lichtenhahn, Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-7190-0960-2.
- Peter Thorau: Die Kreuzzüge. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56287-7.
(Knapp gehaltene Einführung.) - Alfried Wieczorek, Mamoun Fansa, Harald Meller (Hrsgg.): Saladin und die Kreuzfahrer. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3513-X (Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung).
- Fremdsprachige Literatur
- Michael Angold: The Fourth Crusade. Event and context. Pearson Longman, Harlow 2003, ISBN 0-582-35610-5.
- Thomas Asbridge: The First Crusade. A New History. Free Press, London 2005, ISBN 0-7432-2084-6.
- Michel Balard u.a. (Hrsg.): Dei gesta per Francos. Études sur les croisades dédiées à Jean Richard. Crusade Studies in Honour of Jean Richard. Ashgate Books, Aldershot 2001, ISBN 0-7546-0407-1.
- John Godfrey: 1204, the unholy crusade. University Press, Oxford 1980, ISBN 0-19-215834-1.
- Carole Hillenbrand: The Crusades. Islamic Perspectives. University Press, Edinburgh 1999, ISBN 0-7486-0630-0.
- Peter M. Holt: The Age of the Crusades. The Near East from the Eleventh Century to 1517. Longman, London 1997, ISBN 0-582-49303-X.
- Norman Housley: The Later Crusades, 1274–1580. From Lyons to Alcazar. University Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-822136-3.
- Benjamin Z. Kedar u.a. (Hrsg.): Montjoie. Studies in Crusade History in Honour of Hans Eberhard Mayer. Ashgate Books, Aldershot 1997, ISBN 0-86078-646-3.
- Thomas F. Madden: A new concise history of the crusades. Rowan & Littlefield, Lanham 2005, ISBN 0-7425-3822-2 (früherer Titel A concise history of the crusdaes).
- Jonathan Phillips: The fourth crusade and the sack of Constantinople. Pimlico Books, London 2005, ISBN 1-8441-3080-0.
- Donald E. Queller: Medieval diplomacy and the Fourth Crusade. Variorum Reprint, London 1980, ISBN 0-86078-059-7.
- Jean Richard: The Crusades 1071–1291 ("Histoire des croisades"). University Press, Cambridge 1999, ISBN 0-521-62369-3 (Cambridge Medieval Textbooks).
- Jonathan Riley-Smith: The Crusades. A History. 2. Aufl. New Haven 2005.
- Kenneth M. Setton (Hrsg.): A History of the Crusades. 6 Bände. University Press, Madison/Wisc. 1969-89
(Als detailliertes Kompendium ausgelegtes Standardwerk zu allen Aspekten der Kreuzzüge; hier online). - Emmanuel Sivan: L'Islam et la Croisade. Idéologie et propagande dans les réactions musulmanes aux Croisades. Librairie d'Amerique et d'Orient, Paris 1968.
- Christopher Tyerman: God's war. A new history of the crusades. Penguin Books, London 2007, ISBN 978-0-14-026980-2.
(Aktuelles Überblickswerk) - Christopher Tyerman: The Invention of the Crusades. Macmillan, London 1998, ISBN 0-333-66901-0.
Weblinks
- Das Standardwerk von Setton, A History of the Crusades frei zugänglich!
- Laiou/Mottahedeh (Hgg.), The Crusades from the Perspective of Byzantium and the Muslim World
- Quellenauszüge (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Hannes Möhring, König der Könige, Königstein i. Ts. 2004, S. 53ff.
- ↑ Vgl. dazu etwa die kritischen Anmerkungen in den Rezensionen von Housleys Büchern The Avignon Papacy and the Crusades sowie The Later Crusades.
- ↑ Vgl. Jonathan Riley-Smith, Die Mentalität der Orientkreuzfahrer, in: Jonathan Riley-Smith (Hrsg.), Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge, S. 83ff.
- ↑ Robert Bartlett: Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt. München 1998, Knaur-TB 77321 ISBN 3-426-60639-9. Die englische Originalausgabe (1993) hat einen neutraleren Titel: The making of Europe. Conquest, Colonization and Cultural Change.
- ↑ Am detailliertesten beschreibt Runciman die Geschichte der Kreuzzüge; vgl. auch Setton (Hrsg.), A History of the Crusades.
- ↑ Vgl. allgemein zu den inneren Verhältnissen Mayer, Geschichte der Kreuzzüge, 10. Aufl., S. 186ff.
- ↑ Amin Maalouf: Der Heilige Krieg der Barbaren - Die Kreuzzüge aus Sicht der Araber. Kreuzlingen 2001, S. 52-55. ISBN 3896314203
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