- Kriechkeller
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Ein Keller (von lat. cella; Kellergeschoss, Sockelgeschoss oder Souterrain) ist ein geschlossenes Gebäudebauteil, das sich ganz oder zumindest überwiegend unterhalb der Erdoberfläche befindet. Zweck des Kellers war ursprünglich die Lagerung von Lebensmitteln in kühler Umgebung, da ein Keller eine gleichmäßigere Temperatur aufweist als ein oberirdisches Bauwerk. Durch die Fortschritte in der Entwicklung der Kältetechnik ist diese Bedeutung des Kellers in den Hintergrund getreten.
Inhaltsverzeichnis
Zum Begriff Keller
Keller gibt es verschiedenen Bauformen, wie Erdkeller, Felsenkeller nach dem Material, Hauskeller nach der Bauausführung, oder Weinkeller, Bierkeller, Heizkeller, Eiskeller nach der Funktion
Vom Keller zu unterscheidende unterirdische Bauwerke sind:
- Erdhäuser und Wohnhöhlen - der Begriff „Keller“ steht ausdrücklich für Nebenräume, nicht den Hauptwohnbereich
- Katakomben
- Erdstall, auch Schratzelloch
- Bergwerk unter Tage
Von Keller als Lagerraum abgeleitet bezeichnet das Wort Kellerei einen Betrieb zur Herstellung alkoholischer Getränke, wie Wein und Sekt. In der Regel sind Kellereien zur Lagerung ihrer Erzeugnisse auf einen Keller angewiesen, jedoch ist die Lagerung in wärmegedämmten Tanks unter Verwendung moderner Kältetechnik auch ohne Keller möglich.
Erdkeller
Ein Erdkeller entsteht durch Ausgraben eines Loches ins Erdreich, meist an einem Hang, das dann mit seitlichem Mauerwerk und Deckengewölbe ausgebaut wird. Das Gewölbe wird anschließend wieder mit dem Erdreich abgedeckt. Alte Erdkeller befinden sich häufig an den Wegen im Randbereich einer Siedlung, wobei der Eingang des Kellers sich an dem Weg befindet und nach einem gemauerten Eingangstor als schräger Gang in den Keller führt.
Erdkeller sind meist etwa vier Meter vom Erdreich überdeckt, da in dieser Tiefe optimale Temperaturbedingungen herrschen. Im Erdreich breitet sich Wärme mit ca. acht Metern pro Jahr aus, in vier Meter Tiefe herrscht damit genau die umgekehrte Temperaturkurve wie an der Erdoberfläche. Das bedeutet, die Kälte des Winters trifft genau im Sommer auf den Keller, im Winter dagegen ist der Keller am wärmsten.
Felsenkeller
Ein Felsenkeller ist ein in den Felsen geschlagener Hohlraum. In Städten mit geeignetem Felsuntergrund befinden sich oft ausgedehnte Systeme von Felsenkellern, die in mehreren Jahrhunderten in den Stein geschlagen wurden. Ein Beispiel sind die Keller unter dem Burgberg in Nürnberg. Diese Keller sind oft von Gebäuden aus zugänglich, aber sie dehnen sich weit über die Grundfläche des zugehörigen Hauses aus.
Hauskeller
Der Hauskeller beschränkt sich auf die Grundfläche des darauf stehenden Gebäudes und wird beim Bau angelegt wie ein Erdkeller, wobei allerdings die Grube offen bleibt und mit dem Gebäude überdeckt wird. So haben Hauskeller oft mehrere Ebenen. Hauskeller sind sehr dauerhafte Bauwerke und wurden oft bei Wiederaufbauten nach Zerstörung ins neue Haus integriert. So gibt der Keller Aufschluss über die ursprünglichen Grundrisse der Häuser und Straßen in mittelalterlichen Städten, sogar wenn die Häuser nicht mehr aufgebaut wurden, z.B. Neue Straße in Ulm, Neupfarrplatz in Regensburg oder Dresden.
Lochkeller
Der oft als Burgverlies fehlgedeutete Lochkeller ist ein Keller im untersten Geschoss eines Turmes einer Burg. Der Name Lochkeller stammt von dessen Zugang ab, der nur über ein Loch in der Mitte des Gewölbes möglich war. Ein derartiger Raum eignete sich natürlich auch perfekt als Gefängnis.
Kriechkeller
Oft werden Installationsräume für Elektro- und Rohrleitungen aus Kostengründen als Kriechkeller gebaut (auch als Versorgungstunnel bezeichnet). Die Kosteneinsparung kann jedoch durch unentdeckte Schadensereignisse schnell aufgezehrt werden. Darüber hinaus werden Reparaturarbeiten deutlich teurer. Da diese Räume oft schwer zugänglich und revidierbar sind, übt die Feuerwehr regelmäßig in modellhaften Nachbildungen dieser Kellerräume Schutz- und Rettungsmaßnahmen. Einsatz u. a. bei der (Spezial-)Ausbildung von Feuerwehrleuten, die, um ihre Fitness unter Beweis zu stellen, jährlich mit schwerem Atemschutzgerät einen bis zu 50 m langen Kriechgang bewältigen müssen.[1]
Keller in Wohngebäuden
Der Keller eines Wohngebäudes, fachsprachlich auch Untergeschoss genannt, besteht aus dem Fundament, der Grundplatte und den Kellerwänden. Das Fundament und die Grundplatte eines Kellers bestehen fast immer aus Stahlbeton, die Kellerwände aus Beton oder Mauerwerk. Früher dienten Keller nur als Pufferzone zum kalten und nassen Erdreich. Sie wurden höchstens zur Lagerung benutzt.
Neue Abdichtungssysteme, Kellerdämmung, Lichtschächte und Kellerfenster führten dazu, dass Keller heute warm, hell und trocken sind. In ihnen sind heute u.a. Hauswirtschaftraum, Heizungsanlage, Warmwasserspeicher und Regenwassernutzungsanlagen untergebracht. Immer mehr Hausbesitzer nutzen den Keller auch als Arbeits- oder Gästezimmer.
Sollen Wohnungen im Keller liegen, sind die Vorschriften der Landesbauordnung (LBO) des Bundeslandes an Aufenthaltsräume und Brandwege zu erfüllen. Diese Vorschriften gelten nicht bei zeitweiligem Aufenthalt (in den meisten LBOs maximal 4 Stunden).
Moderne Keller
Der Keller eines Gebäudes besteht in der Regel aus den Räumen unter der Erdoberfläche und wird im allgemeinen fachsprachlich im Sinne planerischer Vereinheitlichung Untergeschoss genannt.
Der Keller bildet sich in Einfamilienhäusern aus dem Fundament, welches bei modernen Häusern aus Stahlbeton gegossen ist. Der Keller wird teilweise im Rohzustand belassen. Die Grundplatte besteht aus Beton und die Wände entweder aus Beton oder aus Mauerwerk. Dabei unterscheidet man als heute übliche Konstruktionen zwischen der weißen Wanne, bei der die tragenden Konstruktionen selbst wasserundurchlässig sind, indem sie aus wasserundurchlässigem Beton (WU-Beton) hergestellt werden, und abgedichteten Konstruktionen, üblicherweise schwarze Wanne bezeichnet. Nicht gegen anstehendes Wasser dichte Konstruktionen sind seit den dreissiger Jahren des letzten Jhds. nicht mehr üblich und werden im deutschsprachigen Raum heute kaum geplant.
Unterirdische Geschosse sind in der Regel wesentlich teurere Konstruktionen als überirdische Gebäudeteile. Da sie sich – in Deutschland wegen Bestimmungen der (Landes-)Bauordnungen bzw. wegen der Arbeitsstättenrichtlinien – meist nicht als Aufenthaltsräume eignen, wird ihre Fläche gerne minimiert und nimmt nur die Fläche unter dem Gebäude ein, die für Betrieb und Lagerung notwendig ist. In einem Ein- oder Mehrfamilienhaus dient der Keller als Hobbyraum oder Lager, oft werden einzelne Räume später zu Wohnräumen ausgebaut. Da die Ver- und Entsorgungsleitungen (Gas, Wasser, Elektrizität, Kommunikation) üblicherweise unterirdisch verlegt sind, ist auch der Hausanschlussraum unterirdisch und meist große Teile der Gebäudetechnik wie Heizungs- und Klimaanlagen, Aufzugsmaschinenräume, Anlagen zur Frischwasserversorgung bzw. Abwasseraufbereitung.
In vielen Ländern existieren Vorschriften, was im Keller eines Hauses eingebaut werden muss. So wird üblicherweise der Hausanschlussraum zwingend gefordert, in Wohngebäuden muss zu jeder Wohnung ein Abstellraum nachgewiesen werden (Mieterkeller). In der Schweiz existiert die Vorschrift, dass im Keller eines Einfamilienhauses ein Luftschutzkeller eingebaut werden muss. Parkräume werden aus Platz- und ästhetischen Gründen ebenfalls gerne als Tiefgaragen unterirdisch gebaut, ebenso wie in Verwaltungsgebäuden die Kommunikationsinfrastruktur wie Serverräume etc.
Der Keller wird gerne auch als Waschküche genutzt. In diesem Raum steht die Waschmaschine und es sind Wäscheleinen aufgespannt, wo die gewaschene Wäsche getrocknet werden kann. Diese Vorliebe hat auch mit der Angst der Bewohner zu tun, dass die Waschmaschine bei einem Defekt auslaufen könnte. Bei der Wäschetrocknung im Keller ist natürlich auf eine entsprechende Lüftung zu achten, um Kondenswasserschäden zu vermeiden.
Bauweise heute
Unter Kellerisolierung versteht man das Verhindern von Nässeeindringung durch Schutzanstriche und Einbau einer Drainage um die Fundamentplatte. Die Kelleraußenwände werden neben dem Schutz-/Voranstrich mit einer Bitumenmasse verputzt. Zudem werden Polystyrol-Drainageplatten aufgeklebt. Bei vollständig oder teilweise als Wohnraum ausgebauten Kellern werden die betreffenden Räume zusätzlich wärmeisoliert. Diese Isolierung wird zwischen dem Bitumenanstrich und den Drainageplatten angebracht. Zuletzt wird vor den Drainageplatten ein Vlies-Stoff angebracht um ein Verschmutzen der Drainageplatten zu verhindern.
Darstellung der einzelnen Bauteile (von Rechts nach Links): Mauerwerk (36,5 cm Lochziegel und 17 cm Lochziegel an Stellen die verblendet werden), Voranstrich, Bitumendichtmasse (3 mm), Wärmedämmplatten, Drainageplatten, Vlies
Alternativ besteht auch die Möglichkeit, einen Keller komplett aus (WU-)Beton anzufertigen. Mit entsprechender Isolierung ist ein solcher ebenfalls als Wohnkeller nutzbar. Die Vorteile dabei bestehen aus der meist schnelleren Fertigstellung (besonders bei Fertigbauteilen) sowie aus dem teilweise besseren Schutz gegen von außen eindringender Feuchtigkeit.
Nachteile ergeben sich dabei aus der fehlenden "Atmungsaktivität". So wird man in einem Partykeller nach einer Nutzung mit vielen Freunden zwecks einer Feier anschließend das Wasser buchstäblich an den Wänden herunterlaufen sehen. Teilweise Abhilfe schafft hier eine entsprechende Lüftung zum Zwecke der Luftfeuchteverringerung.
Literatur
- F. Frössel, Mauerwerkstrockenlegung und Kellersanierung, IRB-Verlag 2001, 2. Auflage 2003
- F. Frössel, Lexikon der Bauwerksabdichtung und Kellersanierung, Baulino Verlag 2005
- F. Frössel, Lehrbuch der Kellersanierung und -abdichtung, expert verlag, 2006
Siehe auch
Einzelnachweise
Weblinks
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