Kriegsgrab

Kriegsgrab
Sowjetischer Friedhof in Hagenow (Mecklenburg-Vorpommern)
Kriegsgräberstätte Besch im Saarland
Britischer Soldatenfriedhof Rheinberg War Cemetery 1939–1945
Gedenkstein: „Their Name Liveth For Evermore
Soldatenfriedhof am Wiener Zentralfriedhof
Deutscher Soldatenfriedhof nahe Rovaniemi, Finnland

Ein Soldatenfriedhof (veraltend: Gefallenenfriedhof) ist eine Grabstätte, auf der während eines Kriegs gefallene Soldaten beerdigt sind. Insbesondere im Zusammenhang mit den Gräbern des Zweiten Weltkriegs wird auch von einer Kriegsgräberstätte gesprochen.

Soldatenfriedhöfe liegen nicht immer am eigentlichen Kriegsschauplatz. Manche dieser Anlagen sind abgetrennte Gräberfelder innerhalb ziviler Friedhöfe. Oft finden sich Soldatengräber auch im räumlichen Zusammenhang mit Kriegsgefangenenlagern oder Lazaretten. Gefallene wurden auch teilweise in ihre Heimat überführt und dort auf Ehrenfriedhöfen bestattet. Nach britischer Tradition können auch Schiffswracks als war grave (englisch, wörtlich übersetzt Kriegsgrab) deklariert werden und erhalten dadurch den besondern Schutzstatus der Genfer Konventionen.

Der Grund des Sprachwandels vom Soldatenfriedhof zur Kriegsgräberstätte in den vergangenen Jahrzehnten ist, dass ein großer Teil der Bestatteten keineswegs Kombattanten waren und als Opfer unmittelbarer militärischer Kampfhandlungen starben, sondern an den unmenschlichen Bedingungen der Lagerhaft, etwa in Kriegsgefangenschaft, starben. Hinzu kommen zivile Tote durch Bombenangriffe und die Opfer von Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus.

Galten Soldatengräber vielen Menschen früher als Ort des „Heldengedenkens“, werden heute Kriegsgräberstätten von der Mehrheit der Europäer als Orte der Mahnung für Frieden und gegen Krieg und Gewalt betrachtet – besonders wegen der Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges mit Millionen von Toten.

Inhaltsverzeichnis

Rechtsgrundlage

Die Genfer Konventionen liefern heute international verbindliche Grundlagen für die Anlage und den Erhalt von Kriegsgräberstätten. Im Zusatzprotokoll von 1977 heißt es im Art. 34 Sterbliche Überreste:

„Sterbliche Überreste von Personen, die im Zusammenhang mit einer Besetzung oder während eines durch Besetzung oder Feindseligkeiten verursachten Freiheitsentzugs verstorben sind, und von Personen, die keine Angehörigen des Staates waren, in dem sie infolge von Feindseligkeiten verstorben sind, werden geachtet; auch die Grabstätten aller dieser Personen werden nach Artikel 130 des IV. Abkommens geachtet, instand gehalten und gekennzeichnet […].“

– Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen, 8. Juni 1977.[1]

Kriegsgräber in Deutschland

Gräber deutscher Soldaten

In Deutschland gibt es seit 1952 das Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (Gräbergesetz).[2] Damit wurden die inländischen Kriegsgräberstätten in die Obhut der jeweiligen Gemeinden gestellt.

Die meisten der auf deutschen Soldatenfriedhöfen Bestatteten des Ersten Weltkrieges starben in Lazaretten, in Ostpreußen oder bei den ersten Bombenangriffen auf Westdeutschland. Kampfhandlungen fanden nur in vergleichsweise geringem Umfang zu Beginn des Krieges auf deutschem Territorium statt. Demgegenüber starben im Zweiten Weltkrieg, besonders ab 1944, weit mehr deutsche Soldaten und Zivilisten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Sie sind beispielsweise auf dem Waldfriedhof Halbe in Brandenburg, auf dem Hügel Golm auf Usedom oder auf dem Ehrenfriedhof Eversberg in Nordrhein-Westfalen bestattet. Besonders bekannt wurde der Soldatenfriedhof in der rheinland-pfälzischen Kreisstadt Bitburg durch den Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan am 8. Mai 1985 und die sich darum entspannende „Bitburg-Kontroverse“.

Ein Teil der in beiden Weltkriegen gestorbenen deutschen Soldaten ist auf Gemeindefriedhöfen (→Kategorie:Friedhof in Deutschland) bestattet, oft in abgetrennten und als Soldatenfriedhof oder Ehrenfriedhof gekennzeichneten Bereichen, zum Beispiel auf dem Hauptfriedhof Dortmund, dem Friedhof Öjendorf in Hamburg oder dem Kölner Südfriedhof.

Sowjetische Kriegsgräberstätten

Datei:Soviet Cemetery Pankow.jpg
Sowjetisches Ehrenmal und Kriegsgräberstätte in Berlin-Schönholz

In Deutschland existieren insgesamt 760.000 Gräber von Kriegstoten aus Russland bzw. der ehemaligen Sowjetunion. Dies umfasst sowohl Einzelgräber auf Gemeindefriedhöfen als auch große Kriegsgräberstätten mit Zehntausenden von Toten. Die Mehrzahl stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, den Jahren von 1940 bis 1945. Es handelt sich um Soldaten der Roten Armee, um sowjetische Kriegsgefangene oder um Opfer der Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus (→Sowjetische Kriegsgräberstätten in Deutschland).

Britische Kriegsgräberstätten

siehe:

Weitere Kriegsgräberstätten

Situation in anderen Ländern

Beinhaus von Douaumont (L’Ossuaire de Douaumont)

Gräber deutscher Soldaten

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge übernimmt im Auftrag der Bundesregierung die Pflege von Friedhöfen im Ausland, auf denen deutsche Soldaten beerdigt sind. Deutschland hat dazu mit zahlreichen Staaten bilaterale Abkommen geschlossen. In 100 Ländern weltweit befinden sich Deutsche Kriegsgräber, insgesamt zwei Millionen Kriegsgräber in 44 Staaten betreut der Volksbund.[3] Der größte ausländische Friedhof für deutsche Soldaten vor allem des Zweiten Weltkriegs ist der Soldatenfriedhof in Sologubowka bei Sankt Petersburg, der größte in Westeuropa ist der belgische Soldatenfriedhof Lommel mit über 39.000 Bestatteten. Weitere bekannte Soldatenfriedhöfe sind etwa der Deutsche Soldatenfriedhof Langemarck in Belgien, der kleine Deutsche Soldatenfriedhof in Nazareth in Israel (beide mit im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten), die Kriegsgräberstätte Bordj Cedria in Tunesien mit den 8.562 deutschen Opfern des Tunesien-Feldzuges 1942–1943 und der Deutsche Soldatenfriedhof Maleme mit 4465 Gefallenen der Luftlandeschlacht um Kreta. Zahlreiche deutsche Soldaten sind auch auf bzw. in internationalen Soldatenfriedhöfen und Gedenkstätten bestattet, viele Opfer der Schlacht um Verdun (1916) etwa im Beinhaus von Douaumont.

Frankreich, Belgien, Niederlande und Luxemburg

"Division militaire" des Pariser Friedhofs Thiais

Insbesondere in Frankreich und Belgien bestehen große Soldatenfriedhöfe, auf denen Soldaten aus Australien, Großbritannien, Kanada, Neuseeland und den Vereinigten Staaten begraben liegen, die in beiden Weltkriegen dort gefallen sind (→Gedenken an die Operation Overlord).

Vereinigte Staaten

Seit dem Zweiten Weltkrieg werden gefallene US-Soldaten möglichst zurück in die USA überführt. Amerikanische Soldaten werden entweder, je nach Wunsch der Angehörigen, in ihrem Heimatort oder auf einem der 139 United States National Cemeteries (Nationalfriedhöfe der Vereinigten Staaten) beigesetzt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Zusatzprotokoll vom 8. Juni 1977 zu den Genfer Abkommen vom 12. August 1949 über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte, Abschnitt III Vermisste und Tote (SR 0.518.521), bei den Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, [28. Oktober 2007].
  2. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Bekanntmachung der Neufassung des Gräbergesetzes vom 29. Januar 1993 (PDF, 568 KB), [28. Oktober 2007].
  3. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. …, Kurzprofil auf der offiziellen Website volksbund.de, [28. Oktober 2007].

Weblinks

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