Kriegszitterer

Kriegszitterer

Als Kriegszitterer wurden auf deutscher Seite im Ersten Weltkrieg und auch danach Soldaten bezeichnet, welche an posttraumatischen Belastungsstörungen litten. Die meisten Patienten zitterten unkontrolliert (daher der Name), konnten weder sich selbst auf den Beinen halten noch ein Gewehr bedienen, verweigerten die Nahrungsaufnahme und hatten vor banal scheinenden Gegenständen wie z. B. Mützen oder Schuhen panische Ängste.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Ausgelöst wurde das Krankheitsbild durch eine psychische Überlastung der Soldaten angeblich wegen der Situationen, denen sie im Krieg ausgesetzt waren. Ursprünglich waren führende Neurologen wie z. B. Hermann Oppenheim der Auffassung, diese Störungen seien durch mechanische Ursachen bedingt. Mit ihm nahmen auch Psychiater und Psychologen damals an, die Störungen würden durch die Druckwellen der explodierenden Granaten oder durch laute Explosionsgeräusche verursacht, deren Folge kleine Gehirnerschütterungen seien.[1] Erst viel später erkannte man den wahren Grund für das Leid der Patienten, von denen es auf Seiten aller Kriegsparteien Tausende gab. Zum Teil wird dieses Problem auch als nichtorganischer Tremor angesehen und den Konversionsstörungen zugeordnet bzw. als Ausdruckskrankheit angesehen. Diese Diskussion wird als „bis heute nicht abgeschlossen“ bezeichnet.[2]

Die Alliierten nannten die Krankheit Bomb Shell Disease oder auch shell shock, da sie glaubten, die Druckwellen der Explosionen hätten die Gehirne an die Schädelwände gedrückt und so beschädigt.[3]

Heilung gab es bis auf wenige Fälle praktisch keine, da es zu dieser Zeit noch keinerlei Therapien für derartige Störungen gab. Die Opfer waren meist für den Rest ihres Lebens schwerst pflegebedürftig.

Quellen

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uexküll, Thure von: Grundfragen der psychosomatischen Medizin. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1963, Kap. Die Vorgeschichte der psychosomatischen Medizin, Seite 17
  2. Hoffmann, Sven Olav und Hochapfel, G.: Neurosenlehre, Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin. [1999], CompactLehrbuch, Schattauer, Stuttgart 62003, ISBN 3-7945-1960-4, Seiten 175, 230
  3. Shorter, Edward A historical Dictionary of Psychiatry. Oxford University Press, New York, 12005, ISBN 0-19-517668-5, Stw. Shell shock, Seiten 224 ff., 290; fernladbarer Text

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