- Ausdruckskrankheit
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Ausdruckskrankheit ist ein von Thure von Uexküll beschriebenes Krankheitskonzept.[1] Es besagt, dass gesellschaftlich sanktionierte Sachverhalte, die demnach von einer Einzelperson nicht ohne gesellschaftliche Nachteile zum Ausdruck gebracht werden dürfen, auf einer körperlichen Ebene mit Hilfe von „Körpersprache“ oder von sonstigen demonstrativ wirkenden Auffälligkeiten zum Ausdruck gebracht werden. Meist handelt es sich um moralisch von der Gesellschaft oder der näheren familiären Umgebung geforderte Verhaltensweisen, die jedoch vom Betroffenen selbst nicht gebilligt werden können. Da ein verbaler Protest aussichtslos erscheint, stellt ein gewisses als Protest zu verstehendes Ausdrucksverhalten einen Kompromiss zwischen der gesellschaftlich geforderten Befolgung gewisser Prinzipien und der vom Individuum verfolgten Motivation dar. Dieses mehr oder weniger leicht zu verstehende Verhalten der Einzelpersonen wird von Vertretern der gesellschaftlichen Ächtung dieser Motivation gern als „krankhaft“ oder gar stigmatisierend als „psychisch krank“ bezeichnet. Es handelt sich demnach in der Begriffssprache der Psychoanalyse um einen Konflikt zwischen Ich und Über-Ich. Das Konzept ist auch heute noch aktuell.[2]
Beispiele
Beispiele von Ausdruckerkrankungen sind: Hysterie, Kriegszitterer, Motilitätspsychosen.
Sonderformen
Als sekundäre Ausdruckskrankheit wird eine auf sekundärem Krankheitsgewinn beruhende Ausdruckskrankheit bezeichnet. Von den Ausdruckskrankheiten unterschied von Uexküll die Bereitstellungskrankheiten, die ohne eine bewusste Verarbeitung von Konflikten einhergehen. Ausdruckskrankheiten sind in ihrer affektiven Genese dem Betroffenen zumindest teilweise bewusst, die bewussten persönlichen Motivationen unterliegen jedoch im Krankheitssymptom der Verdrängung.
Einzelnachweise
- ↑ Uexküll, Thure von: Grundfragen der psychosomatischen Medizin. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1963, Seiten 150 ff., 155, 158, 165, 172, 194, 197 f., 201, 203 ff., 233
- ↑ Hoffmann, Sven Olav und Hochapfel, G.:Neurosenlehre, Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin. [1999], CompactLehrbuch, Schattauer, Stuttgart 62003, ISBN 3-7945-1960-4, Seiten 202, 204, 218,
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