Krimgotisch

Krimgotisch
Krimgotisch

Gesprochen in

Krim-Halbinsel (heute: Ukraine)
Sprecher (ausgestorben)
Linguistische
Klassifikation

indogermanische Sprachen

germanische Sprachen
gotische Sprache
  • Krimgotisch
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

got (Gotische Sprache)

ISO 639-3:

got (Gotische Sprache)

Die krimgotische Sprache war möglicherweise ein Dialekt des Gotischen. Goten kamen im 3. Jahrhundert auf die Krim, dort wurden die Krimgoten isoliert in ihrer Sprachkultur. Das Krimgotische starb im 17./18. Jahrhundert aus, existiert aber noch in einigen Flurnamen fort.

Die spärlichen Sprachzeugnisse sind im Wesentlichen in Aufzeichnungen des Diplomaten Ogier Ghislain de Busbecq erhalten, der während seiner Zeit als Gesandter in Konstantinopel mit zwei Sprechern des Krimgotischen in Kontakt gekommen war, in seinem Rechenschaftsbericht über die Gesandtschaft deren Aussehen und Sitten beschrieb und einige krimgotische Wörter und Sätze behelfsmäßig mit deren lateinischen Übersetzung aufzeichnete, z. B.:

  • broe "panis (= Brot)"
  • plut "sanguis (= Blut)"
  • hoef "caput (= Kopf [→ Haupt])"
  • schieten "mittere sagittam (= schießen)"
  • knauen tag "bonus dies (= guten Tag)"
  • reghen "pluvia (= Regen)"
  • bruder "frater (= Bruder)"
  • schuuester "soror (= Schwester)"
  • alt "senex (= alt)"
  • wintch "ventus (= Wind)"
  • siluir "argentum (= Silber)"
  • goltz "aurum (= Gold)"
  • fisct "piscis (= Fisch)"
  • thurn "porta (= Tür)"
  • sune "sol (= Sonne)"
  • mine "luna (= Mond)"
  • bars "barba (= Bart)"
  • handa "manus (= Hand)"
  • boga "arcus (= Bogen)"
  • brunna "fons (= Brunnen)"
  • waghen "carrus (= Wagen)"
  • apel "pomum (= Apfel)"
  • schlipen "dormire (= schlafen)"
  • kommen "venire (= kommen)"
  • singhen "canere (= singen)"
  • lachen "ridere (= lachen)"
  • geen "ire (= gehen)"
  • oeghene "oculi (= Augen)"
  • stul "sedes (= Stuhl)"
  • hus "domus (= Haus)"
  • salt "sal (= Salz)"

Diese Zeugnisse zeigen einige gotische, andererseits aber auch eher westgermanische Merkmale. Daher ist die Klassifizierung nicht ganz unumstritten; manche Forscher rechnen mit einer westgermanischen (niederdeutsch-niederländischen) Sprache.

Während der Jahrhunderte fanden zahlreiche Lehnwörter Eingang ins Krimgotische, insbesondere aus dem Griechischen, den iranischen Sprachen und dem Slawischen. So übernahmen die Krimgoten für das Zahlwort hundert das iranische sade (vgl. aber gotisch hund).

Um 1780 bereiste der Erzbischof von Mahiljou (Weißrussland) die Krim und berichtete unter anderem, er habe an der Südküste und bei Sewastopol „Tataren“ angetroffen, deren Sprache dem „Plattdeutschen“ ähnlich sei.

Literatur

  • MacDonald Stearns, Crimean Gothic. Analysis and Etymology of the Corpus, Saratoga (Calif.) 1978. (Studia Linguistica et Philologica 6)
  • MacDonald Stearns, Das Krimgotische. In: Heinrich Beck (Hrsg.), Germanische Rest- und Trümmersprachen, Berlin / New York 1989, 175–194 (RGA Ergänzungsband 3).
  • Ottar Grønvik, Die dialektgeographische Stellung des Krimgotischen und die krimgotische cantilena, Oslo 1983.

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