Krimidinner

Krimidinner
„Mordopfer“ bei einem Krimispiel

Ein Krimispiel (auch Detektivspiel, Krimiparty, Detektivparty auf Englisch murder mystery game, murder mystery dinner, murder mystery weekend) ist ein Begriff für unterschiedliche deduktive Gesellschaftsspiele. Allen gemeinsam ist eine kriminalistische Rahmenhandlung, bei der fiktive Täter fiktive Opfer ermorden. Die Aufgabe der Teilnehmer ist es, den Fall zu lösen.

Für das Spiel gibt es verschiedene Ansätze. Das Krimispiel kann entweder als Rollenspiel ausgestaltet worden sein, bei dem die Mitspieler sämtliche Rollen selbst übernehmen müssen oder das Spiel kann auch schlicht eine reine Theateraufführung sein, bei der die Teilnehmer als passive Zuschauer den Fall lösen müssen. Häufig finden auch Mischformen statt, bei der Zuschauer als Akteure entweder freiwillig oder unfreiwillig in das Geschehen integriert werden. Ebenso wird der zeitliche Rahmen bei den Spielen sehr unterschiedlich gestaltet. Sie können von wenigen Stunden (Dinner) bis zu einem Wochenende dauern (Mystery Weekend). Die meisten Spielvarianten sind offen für Improvisationen.

Krimispiele werden außer zum Spaß auch für das Training von Managern und Geschäftsleuten eingesetzt. Diese eignen sich um kommunikative Fähigkeiten, Selbstreflexion, soziale Kompetenzen wie Toleranz, Humor, Neugier und Flexibilität zu schulen. Auch für teambildende und -festigende Maßnahmen werden derartige Rollenspiele genutzt.

Diese Spiele finden entweder in einer fiktiven Umgebung statt, oder in einer realen. So gibt es Stadtkrimis, welche eine ganze Stadt als Kulisse benötigen oder historische Spiele welche in Burgen oder alten Häusern aufgeführt werden.

Inhaltsverzeichnis

Varianten

Reines Rollenspiel

Bei dieser Variante müssen alle Teilnehmer vorgegebene Rollen in einem Kriminalfall übernehmen. Jeder spielt die Rolle eines Verdächtigen, mindestens einer ist auch der Mörder. Die Rollen, die Motive und die Handlung sind als Skript vorgegeben, und werden den Teilnehmern meist in Form von schriftlichen Hinweisen verteilt. Je nach Spiel gibt es verschiedene Spielrunden, indem die Spieler sich in ihrer Rolle miteinander unterhalten und sich dabei gegenseitig ins Kreuzverhör nehmen. In jeder Runde erhalten die Mitspieler unterschiedliche Hinweise, dies können Hinweise in Textform sein, aber auch Fotos, Bilder, Dokumente,... Alle Spieler außer der Täter dürfen nicht lügen. Wenn einer der Mitspieler, einen für ihn ungünstigen Hinweis über die eigene Rolle verraten muss, darf er den Hinweis verharmlosen oder den Charakter der anklagenden Figur anschwärzen, aber er muss die Wahrheit sagen. Interessant wird das Spiel dann, wenn die Mitspieler möglichst treffend ihre Rolle verkörpern. Das Spiel endet damit, dass alle Mitspieler ihre Theorie über den Täter angeben dürfen. Danach folgt eine Lösungsrunde, in der die Lösung des Falls verraten wird.[1]

Bekannt wurde diese Form der Krimispiele in den 80er Jahren als der Spiele – Verlag „Schmidt Spiele“ in der Reihe „Krimi Party“ Krimispiele vertrieb, dies aber nach einigen Jahren wieder einstellte. Auch der Dumont Verlag Köln brachte zu dieser Zeit vier Spiele heraus („Eine Leiche zum Souper“), ebenso Manuel Lorenz und Kai v. Schauroth unter dem Titel „Silvesterexpress“[2] und der ASS – Verlag („Täter unter uns“)[3]. Dann passierte 10 Jahre gar nichts bis 2002 der Freeform Form Games LLP drei englischsprachige Spiele herausbrachte, die von den Fans ins deutsche übersetzt wurden. Ein deutscher Student bot zudem ein selbst entwickeltes Krimspiel „Mord im Leuchtturm“ kostenlos im Netz an. 2004 gründeten sich die Verlage Krimi Total und Kupferberg Kreativ die neue Fälle schreiben und veröffentlichten. [4]

Im bereits 1953 erschienen Knaurs Spielbuch ist ein Spiel namens Mörder und Detektiv als ein Konversationsspiel gelistet, das sich mit der Altersangabe ab 15 und der Teilnehmerzahl 10 an Jugendgruppen mit Spielleiter richtet. Viel Platz im Raum und Dunkelheit sind erforderlich, um einen per Zufall bestimmten Mörder ein Opfer suchen zu lassen und nach dessen Todesschrei der hereinstürzende Detektiv alle Teilnehmer zum Tathergang befragt. Alle außer dem Mörder müssen in ihren Aussagen die Wahrheit sagen.[5]

Mischformen

Mischformen sind solche, welche die theatralische Rahmenhandlung nach Drehbuch und das Rollenspiel bewusst mischen.

Mystery Weekend

In der Schweiz werden Krimispiele als sogenannte Mystery Weekends seit 1993 organisiert. Durchgeführt werden sie von der Genossenschaft Fatamorgana des Spieleerfinders Urs Hostettler. Dies sind Spiele, welche von Freitag bis Sonntag stattfinden. Die Besucher dürfen Rollen selbst definieren und vorgängig mit der Spielleitung absprechen, damit sie passend ins Geschehen integriert werden. Ebenso lebt das Wochenende von Improvisationen der Besucher. Es gibt aber eine fixe Rahmenhandlung nach Drehbuch mit verschiedenen Mordopfer und Verdächtigen. Ebenso ermittelt eine fiktive Polizei. Obwohl die veröffentlichten Fakten der Polizei immer stimmig sind, ist sie selber nicht imstande, den Fall korrekt aufzulösen. Am Samstag Abend ist das Spiel zu Ende und die Besucher dürfen dann ca. eine Stunde eine Lösung des Falles aufschreiben und der Spielleitung abgeben. Am nächsten Morgen wird dann einen Sieger bestimmt. Das ist eine Einzelperson oder eine Gruppe, die der echten Lösung am nächsten gekommen ist. Alle Fälle sind grundsätzlich logisch aufgebaut und dadurch auch beweisbar. [6]

Auch in Deutschland gibt es diese Krimiwochenenden, beispielsweise in der Eifel (Hotel Hillesheim, Agentur Blutspur). Es werden einzelne Tage aber auch Wochenenden angeboten. Der Fall wird in Teams gelöst.

Krimispiele als Live Alternate Reality Games

Ein Live Alternate Reality Game (LARG) ist eine Mischform aus Liverollenspiel (LARP) und Alternate Reality Game (ARG). Es ist eine neue Form des Erlebnis-Events, bei der die Grenze zwischen Realität und Spiel verschwimmt. Dies kann so weit gehen, dass die Teilnehmer nicht mehr wissen, ob sie sich nun gerade in einer echten Situation befinden oder in einer vom Veranstalter zu diesem Zweck erschaffenen. LARGs spielen oft im Krimi- oder Spionage-Genre, etwa mit dem Ziel, eine geheime Mission zu erfüllen, Doppelagenten zu enttarnen oder eine Straftat aufzudecken.[7])

Der Spielfilm The Game mit Michael Douglas demonstrierte dieses Prinzip 1997 recht eindrucksvoll: als Geschenk von seinem Bruder stimmt der wohlhabende Geschäftsmann van Orton einem Abenteuer-Spiel zu, das sein gelangweiltes Leben verändern soll. Schnell entpuppt sich dieses angebliche Spiel als gefährliche Verschwörung, bei der van Orton bedroht, beraubt und gejagt wird und schließlich um sein Leben kämpfen muss. Erst ganz am Ende des Films wird klar, dass dies alles tatsächlich nur Teil eines aufwendig geplanten und umgesetzten Spiels, eines LARG war.

Diese Variante werden von unterschiedlichen Anbieten angeboten, zum Beispiel von der Firma Citythriller (www.citythriller.de). Die Gäste (=Ermittler) sind in der Stadt unterwegs, müssen Zeugen und Verdächtige finden und befragen, Beweismittel sicher stellen, Fakten kombinieren und am Ende in der Innenstadt einen Mörder verhaften. Dieses Spiel wird oft als Betriebsfest oder Teambuilding eingesetzt.

Siehe auch

Ähnliche Spielformen mit teils einfacheren, teils komplexeren Handlungsabläufen sind:

Einzelnachweise

  1. http://de.host-party.com/large-group1.asp
  2. http://ftp.informatik.rwth-aachen.de/cgi-bin/luding/GameData.py?f=00w^E4X&gameid=2298
  3. http://ftp.informatik.rwth-aachen.de/cgi-bin/luding/GameData.py?f=00w^E4X&gameid=2632
  4. http://www.kupferberg-kreativ.de/krimispiel/index.htm
  5. Knaurs Spielbuch, Johanna Praetorius, Knaur Verlag, München, Seite 242
  6. Mystery Weekends auf der Seite von Urs Hostettler
  7. Die Agentenmacher


www.blutspur.de www.citythriller.de


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