- Kriminalgericht Berlin-Moabit
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Im Kriminalgericht Moabit ist der überwiegende Teil der Berliner Strafgerichtsbarkeit untergebracht. Der Bau befindet sich im alten Berliner Arbeiterviertel Moabit, unweit des Berliner Regierungsviertels.
Die Bezeichnung „Kriminalgericht“ bezieht sich nur auf das Gebäude, eine juristische Instanz dieses Namens gibt es nicht. Im Gebäude residieren diejenigen für ganz Berlin zuständigen Strafabteilungen des Amtsgerichts Tiergarten, die sich nicht im Gebäude Kirchstraße 6 befinden. Weiterhin in dem Gebäude ansässig sind die Strafkammern und ein Großteil der Staatsanwaltschaft des Landgerichts Berlin. Die gemeinsame Adresse ist Turmstraße 91, 10559 Berlin. Hinter dem ausgedehnten Gebäudekomplex des Gerichts schließt sich die Untersuchungshaftanstalt Moabit an (Postanschrift Alt-Moabit 12a, 10559 Berlin).
Im etwa 100 Jahre alten „Justizpalast“ mit seinen zwölf Höfen und 17 Treppenhäusern, einst gebaut für um die 900 Personen, arbeiten ca. 1.500 Menschen, darunter gut 270 Richter, 80 Rechtspfleger und 350 Staatsanwälte. Es sind ca. 1.300 Untersuchungshäftlinge aus 80 Nationen untergebracht, und es kommen täglich 1.500 Besucher, Zeugen und „Prozessbeteiligte“. In Moabit gehen im Jahr etwa 60.000 neue Strafverfahren ein, hinzu kommen rund 100.000 Vorgänge von „sonstigem Geschäftsanfall“ wie Strafbefehle und Vollstreckungen, und etwa 24.000 Bußgeldsachen.
Der heute wegen seiner monumentalen Architektur (die beiden Türme erreichen eine Höhe von rund 60 Metern) als Zeichen des Wilhelminismus geltende Bau wurde vom leitenden Staatsanwalt schon zu Bauzeiten als „kaiserlicher Faustschlag ins Gesicht der Moabiter Arbeiterklasse“ kritisiert. [1]
Technisch war der Bau zu seiner Errichtung im Jahre 1906 jedoch hochmodern: Nach Plänen der Architekten Rudolf Mönnich und Carl Vohl aus der preußischen Bauverwaltung von 1902 bis 1906 errichtet, war er das erste elektrisch beleuchtete Gebäude Berlins. Hervorzuheben ist auch das einmalige Gänge- und Lüftungssystem, das es ermöglicht, die Angeklagten nichtöffentlich zu den Gerichtssälen zu führen.
Zu den bekanntesten im Kriminalgericht Moabit verhandelten Fällen gehören der des Hauptmanns von Köpenick, die der Terroranschläge auf die Diskothek La Belle und das Restaurant Mykonos sowie der Prozess gegen das Zentralkomitee der SED.
Literatur
- Alois Wosnitzka (Hrsg.): Das Neue Kriminalgericht in Moabit. Festschrift zum 100. Geburtstag am 17. April 2006. Berlin, 2006. (184 Seiten mit 34 S/W-Abbildungen)
Einzelnachweise
Weblinks
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Allgemeine Informationen über das Amtsgericht Tiergarten
- Allgemeine Informationen über das Landgericht
- DIE ZEIT 37/2000: Dossier „Die Strafkolonie“
- Spiegel TV-Reportage: Recht sprechen am Rande des Nervenzusammenbruchs
- Originale Zeitungsberichte von 1885–2006
52.52638888888913.352777777778Koordinaten: 52° 31′ 35″ N, 13° 21′ 10″ O
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