Kriminalgericht Moabit

Kriminalgericht Moabit
Haupteingang des Kriminalgerichts Moabit
Heinrich Zille: Moabit, 1911
(„… und dann haben Sie den Zeugen mit einem Instrument geschlagen!“ – „I wo Herr Richter, ick habe noch nie een Klavier besessen!“)

In dem als Kriminalgericht Moabit bezeichneten Gebäudekomplex im Berliner Bezirk Mitte, Ortsteil Moabit, ist der überwiegende Teil der Berliner Strafgerichtsbarkeit untergebracht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das ursprüngliche Gebäude (heute Bau A) wurde 1902–1906 errichtet. Entsprechend der wilhelminischen Epoche wurde ein monumentaler Bau mit 21 Gerichtssälen für die Berliner Justiz erbaut. Sowohl die Angeklagten wie auch die Besucher des Gebäudes sollten durch eine wuchtige Eingangshalle mit geschwungenen Treppen von der Architektur beeindruckt werden. Die Untersuchungsgefangenen werden allerdings über versteckte Gänge und Treppen zum Gerichtssaal gebracht. Dadurch sollte der Kontakt zu Zeugen verringert und die unfreiwillige Zusammenkunft mit Publikum verhindert werden.

Architektur

Technisch war der Bau zu seiner Errichtung im Jahre 1906 hochmodern: Nach Plänen der Architekten Rudolf Mönnich und Carl Vohl aus der preußischen Bauverwaltung errichtet, war er das erste elektrisch beleuchtete Gebäude Berlins. Hervorzuheben ist auch das einmalige Gänge- und Lüftungssystem, das es ermöglicht, die Angeklagten nichtöffentlich zu den Gerichtssälen zu führen. Der heute wegen seiner monumentalen Architektur als Zeichen des Wilhelminismus geltende Bau wurde vom leitenden Staatsanwalt schon zu Bauzeiten als „kaiserlicher Faustschlag ins Gesicht der Moabiter Arbeiterklasse“ kritisiert.[1]

Die beiden Türme erreichen eine Höhe von 60 Metern. Die Straßenfront entlang der Turmstraße beträgt 210 Meter. Auf Grund der zunehmenden Aufgaben der Berliner Justiz und der Nähe der JVA wurden seit den 1950er Jahren die weiteren Gebäudeteile B bis E entlang der Wilsnacker Straße in moderner und sachlicher Architektur an das ursprüngliche Gebäude angefügt. Der Gesamtkomplex umfasst heute über zwölf Innenhöfe, darunter den sogenannten Galgenhof, und 17 Treppenhäuser.

Einrichtungen

Die Bezeichnung „Kriminalgericht“ bezieht sich nur auf das Gebäude, eine juristische Instanz dieses Namens gibt es nicht. Im Gebäude residieren diejenigen für ganz Berlin zuständigen Strafabteilungen einschließlich der Jugendstrafabteilungen des Amtsgerichtes Tiergarten, die sich nicht im Gebäude Kirchstraße 6 befinden. Weiterhin in dem Gebäude ansässig sind die Strafkammern und ein Großteil der Staatsanwaltschaft des Landgerichts Berlin. Die gemeinsame Adresse ist Turmstraße 91, 10559 Berlin. Hinter dem ausgedehnten Gebäudekomplex des Gerichts schließt sich die Untersuchungshaftanstalt Moabit mit der Postanschrift Alt-Moabit 12a, 10559 Berlin, an.

In dem einst für 900 Beschäftigte errichteten Gebäudekomplex arbeiten heute rund 2500 Personen, darunter gut 270 Richter, 80 Rechtspfleger und 350 Staatsanwälte. Es sind rund 1300 Untersuchungshäftlinge aus 80 Nationen untergebracht, und es kommen täglich 1500 Besucher, Zeugen und „Prozessbeteiligte“.

In Moabit gehen im Jahr etwa 60.000 neue Strafverfahren ein, hinzu kommen rund 100.000 Vorgänge von „sonstigem Geschäftsanfall“ wie Strafbefehle und Vollstreckungen, und etwa 24.000 Bußgeldsachen.[2] Im Keller werden auf 2500 Quadratmetern in 30 Räumen die Asservate verwahrt. Etwa 20.000 Verwahrstücke kommen jährlich hinzu und etwa 19.000 Asservate verlassen pro Jahr in der wöchentlichen Auktion die Räume, nachdem sich ihr Zweck erfüllt hat.

Fälle (Auswahl)

Zu den bekanntesten im Kriminalgericht Moabit verhandelten Fällen gehören

Literatur

  • Alois Wosnitzka (Hrsg.): Das Neue Kriminalgericht in Moabit. Festschrift zum 100. Geburtstag am 17. April 2006. Berlin, 2006. (184 Seiten mit 34 S/W-Abbildungen)
  • Die Strafkolonie von Moabit. In: Die Zeit, Nr. 37/2000

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Strafkolonie von Moabit. In: Die Zeit, Nr. 37/2000
  2. Berliner Woche vom 24. Februar 2010, Seite 8
52.52638888888913.352777777778

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