- Kristina Wambui Kenyatta-Pratt
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Kristina Wambui Kenyatta-Pratt (* September 1952) ist eine Tochter und erstes Kind des ersten Präsidenten von Kenia Jomo Kenyatta und seiner Frau Ngina Kenyatta. Sie entstammt der Ethnie der Kikuyu und ist als praktizierende Katholikin heute Präsidentin der Nationalstiftung für Behinderte (National Fund for the Disabled) von Kenia. Ihr Bruder Uhuru Kenyatta ist der Oppositionsführer Kenias.
Wegen der Deportation ihrer Eltern wurde sie von ihrer Großmutter mütterlicherseits Anne Nyokabi Muhoho in dem kleinen Dörfchen Gatitu im Distrikt Gatundu erzogen. Die Mutter verbrachte die Zeit von 1955 bis 1960 im Kamiti-Hochsicherheitsgefängnis, weil sie sich nicht von ihrem Ehemann und seinem Kampf für uhuru lossagen wollte. Hier besuchten sie Großmutter und Enkelin oft, nachdem sie einen langen Weg von 60 km laufen mussten, manchmal ohne Essen. Kristina lehnte es stets ab, wenn die „Cucu“ (sprich: Schoscho) genannte Großmutter sie tragen wollte und lief allein. Vielleicht liegt hier ein Grundstein für ihre späteren sportlichen Erfolge.
Den Vater sah sie 1960 bewusst zum ersten Mal mit 8 Jahren in Lodwar, wo er mit ihrer Mutter unter Hausarrest lebte. Sie blieb mit ihrer Schwester Jeni bei den Eltern und hatte eine relativ harte Kindheit. Auch hier wurde viel gelaufen, denn die Grundschule in Lodwar war 5 Kilometer vom Gefängnis entfernt. Die beiden Schwestern, die zum Mittagessen nach hause kamen, mussten täglich also 20 km Schulweg auf sich nehmen. 1961 zog die Kenyatta-Familie nach Maralal um, stand aber immer noch unter Hausarrest, bis Kenyatta am 14. August 1961 die Freiheit erlangte. Mutter Ngina lebte in Gatundu, der Vater Jomo war in politischen Geschäften in Nairobi zu Hause.
Von 1962 bis 1964 lebte Kristina in der Familie von Sir Derek Erskine (einem liberalen Mitglied des Legislative Council = der Kolonialregierung) in Nairobi und besuchte die Hospital Hill primary School, denn wegen der schlechten Straßenverhältnisse hätte sie nicht von Gatundu zur Schule pendeln können. 1965 wechselte Kristina zur St. George´s Primary School über, und musste wiederum laufen, diesmal 10 Kilometer am Tag. Ihre Gymnasialzeit absolvierte sie in der Kenya High School. Ihr Studium begann sie zunächst in einem Kunstkolleg in Allentown in Pennsylvania (PA), USA, um dann zu fühlen, dass ihr Herz mehr für die Sache der Behinderten schlug. Mit Unterstützung ihrer Professorin René Paul wechselte sie ins Kutztown State College (PA) über, wo sie 1974 einen Bachelor in Sonderpädagogik erwarb. 1976 erwarb sie an der Lehigh University in Bethlehem (PA) den akademischen Grad eines Masters of science, ebenfalls in Sonderpädagogik.
Nach Kenia zurückgekehrt fand sie eine Anstellung als Schulrätin für Sonderpädagogik. Ihr erstes Auto (ein Fiat) schenkte ihr nicht der Vater – nun Präsident der Republik – sondern sie nahm ein staatliches Darlehen in Anspruch. Überhaupt gab es für die Präsidententochter nach ihren eigenen Aussagen keine Privilegien oder spezielle Sicherheitsmaßnahmen. In dieser Zeit lebte sie in Gatundu und fuhr mit dem Fiat täglich ins Büro im Jogoo-Haus in der Innenstadt von Nairobi. 1977 wurde Kristina von der Unesco zum Botschafter der Sehbehinderten für Afrika ernannt. 1978 machte sie sich an die Gründung des “Kenya Institute of Special Education“ (KISE) im Stadtteil Kasarani, wo Lehrer für Blinde, Hörgeschädigte und geistig Behinderte ausgebildet werden. Heute bietet auch die Kenyatta University ein Diplom in Sonderpädagogik an.
1980 gab sie ihren Job als Direktorin für Sonderpädagogik zugunsten der geplanten Familie auf. Im gleichen Jahr wurde von US-Präsident Jimmy Carter der Preis des Präsidenten für Sonderpädagogik verliehen. Seit diesem Jahr (1980) ist sie mit Victor Pratt, einem gebürtigen Libanesen, verheiratet, der eine Consulting-Firma leitet. Das Paar hat vier Kinder: Selina René (* 1982), Ngina (* 1983), Nyokabi (* 1985) und Jomo (* 1993). Die drei Mädchen haben in den USA studiert.
Kristina engagierte sich in zahlreichen sonderpädagogischen Vereinen und Schulen, so im Vorstand der „Kambui School for the Deaf“, der „Jacaranda School for the Mentally Handicapped“ und der „Kenya Society for the Blind“. 1979 ehrte sie die „Kenya Society for the Mentally Handicapped“ (Gesellschaft für die geistig Behinderten).
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