Kulacken

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Der Begriff Kulak (russisch кулак, „Faust“) war in Russland bis 1917 eine abfällige Bezeichnung für Zwischenhändler, Wucherer und Schwindler.

Nach der Oktoberrevolution von 1917 und im Rahmen der Kollektivierung der Landwirtschaft von 1928 bis 1933 unter Josef Stalin wurde die Bedeutung des Begriffs „Kulak“ jedoch auf alle ländlichen „Ausbeuter“ ausgedehnt. Da sich die Kampagne gegen die „Kulaken“ immer stärker radikalisierte, galten auf dem Höhepunkt der Kollektivierung 1932 bereits geringfügiges landwirtschaftliches Eigentum wie zum Beispiel eine Kuh oder die Beschäftigung von Tagelöhnern oder Knechten als Kulakentum und führte zu Zwangsmaßnahmen: Zuerst höhere Abgaben, dann Enteignung, schließlich Deportation in menschenleere Gebiete oder in den Gulag. Oft wurden auch die Familienangehörigen der „Kulaken“ und sogar angebliche Kulakensöldlinge verfolgt.

Die Schätzungen über die Anzahl der von diesen Maßnahmen zwischen 1928 und 1937 betroffenen Menschen schwanken zwischen 10 Millionen Deportierten und Opfern (Eigenangabe Stalins gegenüber Winston Churchill[1]) und 15 Millionen. Der amerikanische Politologe Rudolph Joseph Rummel geht von erheblich mehr Todesopfern aus; er nennt die Zahl 11,4 Millionen.

1919 galten in etwa folgende landwirtschaftliche Standards:[2]

  • Kulaken: zwei Häuser mit Blechdach, 5–6 Pferde, 5–6 Kühe, 20–25 Schafe, Trockenriege, Scheune etc.
  • Mittelbauern: Haus, 1–2 Pferde, 1–2 Kühe, 3–8 Schafe, kauft und verkauft kein Getreide
  • Dorfarme: 1 Pferd oder Kuh, Hütte, Getreide reicht nie bis zur nächsten Ernte

Siehe auch: Demozid, Holodomor

Einzelnachweise

  1. Churchill: Der Zweite Weltkrieg, S. 700, Fischer-Verlag, Frankfurt/M, 2003
  2. Peter Scheibert: Lenin an der Macht. Das russische Volk in der Revolution 1918–1922. Weinheim 1984, S. 132f.

Literatur

In mehreren sowjetischen Romanen kommt das Schicksal der „Kulaken“ vor und spielt dort die Rolle eines kollektiven Traumas: so z. B. bei Tschingis Aitmatow: Ein Tag länger als das Leben (1980) und bei Jewgeni Jewtuschenko: Wo die Beeren reifen (1981).

Sachbücher:


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