Kulturmorphologie

Kulturmorphologie

Die Kulturmorphologie ist ein theoretisches Modell der Ethnologie. Der Begriff stammt von Leo Frobenius, der damit seine Lehre von der äußeren Gestaltung der Kultur bezeichnet. Es geht um die Beschreibung von Formen, um Ethnografie. „Ihr liegt die Annahme zugrunde, dass Kulturen analog zur individuellen Entwicklung des Menschen die Phasen von Jugend, Blütezeit, Alter und Tod durchlaufen und zwar nach einem ihnen innewohnenden Programm, auf das der Mensch nur sehr begrenzten Einfluss nehmen kann.“[1] Kultur wird damit als etwas den Menschen Übergeordnetes angesehen, nicht als etwas von ihnen Geschaffenes.

Der Begriff „Morphologie“ geht auf Goethe zurück und fand Eingang in die Botanik und die Biologie. Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff auch von Geisteswissenschaftlern aufgegriffen. Vertreter der Kulturmorphologie waren neben Frobenius auch Eduard Spranger, Oswald Spengler und Arnold J. Toynbee.

Frobenius unterteilte jede Kultur in drei Phasen, die er Ergriffenheit (Frühphase), Ausdruck (Reifephase) und Anwendung (Endphase) nannte. „Die Ergriffenheit/Jugend ist die Phase des kreativen Schaffens von Kulturgütern; in der Phase des Ausdrucks/der Reife erhalten Kulturgüter ihre volle Wirksamkeit, während der Anwendung/im Alter werden sie schließlich zunehmend abgenutzt und sinnentlehrt: Die Kultur geht ihrem Verfall entgegen.“[2]

Einzelnachweise

  1. Kultur in: Microsoft Encarta
  2. Martin Rössler: Die deutschsprachige Ethnologie bis ca. 1960: Ein Abriss. (PDF)

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