- Kunstverein Hamburg
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Der Kunstverein in Hamburg ist ein gemeinnütziger und eingetragener Verein, der sich der Vermittlung zeitgenössischer Kunst widmet. Er wurde 1817 in Hamburg gegründet, und gehört damit zu den ältesten Kunstvereinen Deutschlands.
Geschichte
Gründung (1817-1825)
Ab 1817 trafen sich im Haus des Hamburger Bleideckermeisters Mettlerkamp allwöchentlich im Winter 19 Mitglieder der Patriotischen Gesellschaft, die alle Veteranen der Befreiungskriege waren, zu Konversationsabenden. Erst 1822 entschlossen sie sich zur formellen Gründung des Kunstvereins.
„§ 1 Der Zweck des Kunstvereins ist die mehrteilige Mittheilung über bildende Kunst.“
– Erste Verfassung des Kunstvereins in Hamburg
Mit „mehrteilige Mittheilung“ war die periodische Verbreitung von Neuigkeiten über Kunst gemeint.
Zu den 30 Gründungsmitgliedern gehörten neben Mettlerkamp die Juristen August Abendroth und Adolph Halle, der Maler Siegfried Bendixen, der Kaufmann und spätere Verfasser eines Standardwerkes über Hamburgische Münzen und Medaillen Otto Christian Gaedechens, der Maler Heinrich Joachim Herterich und der Lithograph Johannes Michael Speckter, die später zusammen eine Lithographische Anstalt gründeten, der Privatier Nicolaus Hudtwalcker, der Arzt Nikolaus Heinrich Julius, der Historiker Johann Martin Lappenberg, die Architekten Alexis de Chateauneuf und Carl Ludwig Wimmel, der Schriftsteller und Diplomat Johann Georg Rist, der Diplomat Karl Sieveking, sowie weitere Kaufleute, Architekten, und Künstler. Die Verwaltung übernahm der Kunsthändler Georg Ernst Harzen, in dessen Geschäft in der Johannisstraße 48, nahe der Börse, der Kunstverein noch 1822 umzog.
Erste Aktivitäten, Zusammenschluss und Märzrevolution (1826-1849)
1826 fand auf Vorschlag des Malers Bendixen die erste Ausstellung des Kunstvereins statt. Ausstellungsort war das von Chateauneuf erbaute Haus Ecke ABC-Straße / Fuhlentwiete. Zu sehen waren Gemälde von vorrangig deutschen Malern, darunter Georg Friedrich Kersting und Caspar David Friedrich. 1836 fassten die Vereinsmitglieder den Entschluss, eine Kunstsammlung aufzubauen. Dazu wurde aus Vereinsmitteln ältere Kunst angekauft, die Sammlung wuchs jedoch hauptsächlich durch Schenkungen und Vermächtnisse. So kam auch das Gemälde „Die Hülsenbeckschen Kinder“ von Philipp Otto Runge in die Sammlung.
1848 schloss sich der Kunstverein mit dem 1826 gegründeten Hamburger Gemälde-Verlosungs-Verein zusammen, der vormals den Erwerb von Kunstwerken über Bilderlotterien organisiert hatte. Der neue Name des Zusammenschlusses war Kunstverein in Hamburg. Der Verein hatte nach der Zusammenlegung 467 Mitglieder, davon 30 Frauen. Beeinflusst von den Ideen der Märzrevolution stand der Beitritt nun jedem frei; Beschlüsse wurden von nun an demokratisch von einer Deliberations-Versammlung gefasst. Erster Vorsitzender des Vereins nach dem Zusammenschluss war 1849 Christian Petersen, Professor für klassische Philologie am Akademischen Gymnasium.
Restauration, Kaiserreich und Weimarer Republik (1850-1932)
1899 bezog der Verein neue Ausstellungsräume am Neuen Wall, in denen zusammen mit der Kunstgewerbesammlung, dem späteren Museum für Kunst und Gewerbe, ausgestellt wurde. Ab 1922 fanden jährliche Ausstellungen der 1919 gegründeten Künstlergruppe Hamburgische Sezession statt.
Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945)
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde 1933 die 11. Ausstellung der Sezession polizeilich geschlossen und der Vorstand des Kunstvereins ausgewechselt. Nachfolgend kam es zu einer Gleichschaltung des Programms. 1936 kam es erneut zu einer zwangsweisen Ausstellungschließung: Der Chef der Reichskulturkammer, Adolf Ziegler, kam selbst nach Hamburg, um die von Heinrich Stegemann organisierte Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes Malerei und Plastik in Deutschland 1936 zu verbieten. In der Ausstellung waren unter anderem Werke von Barlach, Beckmann, Dix, Feininger, Kirchner, Munch, Nolde, und Schmidt-Rottluff zu sehen gewesen. Die meisten dieser Künstler waren selbst Schwierigkeiten durch das Regime ausgesetzt. Ziegler löste den Künstlerbund auf. Im gleichen Jahr wurde der Kunstvereinsleiter Hans-Harder Biermann-Ratjen abgesetzt.
Adolf Ziegler veranlasste zudem den Verkauf des Vereinsgebäudesin der Neuen Rabenstraße. 1937 kam es zur zwangsversteigert. Der Kunstverein zog daraufhin wieder in die Räume der Kunsthalle. Stegemann musste sich als Organisator der inkriminierten Ausstellung einem berufsständischen Verfahren unterwerfen, das ironischerweise als Ehrengericht tituliert wurde. Nach der Ausrufung des Totalen Kriegs und den Luftangriffen auf Hamburg wurde der Kunstverein 1944 auf behördliche Anordnung geschlossen.
Nachkriegszeit bis zum Umzug in das heutige Haus (1945-1993)
1945 kam es zur Wiedergründung des Kunstvereins mit der Satzung von vor 1933. Der Verein hatte 471 Mitglieder, keine Räume für Ausstellungen und keinen Zugang zu Vereinskonten. 1946 fand die erste Nachkriegsausstellung statt, abgehalten in den Räumen der Kunsthalle. Am Ferdinandstor, östlich der Lombardsbrücke, baute der Kunstverein 1963 ein neues Vereinsgebäude. Künstlerischer Leiter war ab 1973 der spätere Kunsthallenleiter Uwe M. Schneede, den 1985 Karl-Egon Vester ablöste. Dieser verstarb 1988 im Amt. Sein Nachfolger war Jürgen Schweinebraden (1989-1992). 1991 wurde das Gebäude am Ferdinandstor abgerissen, um Platz für die 1995 fertiggestellte Galerie der Gegenwart zu schaffen, und der Kunstverein zog temporär in die Deichtorhallen.
Vom Umzug an den Klosterwall bis heute
1992 wurde Stephan Schmidt-Wulffen Direktor des Kunstvereins und hatte dieses Amt bis 2000 inne. Nach einem erneuten Umzug in ein Übergangsquartier in der Admiralitätsstraße bezog der Verein 1993 das heutige Gebäude am Klosterwall. Die erste Ausstellung im neuen Haus war „Backstage“ mit 25 jungen Künstlern aus Europa und den USA. Seit 2001 ist Yilmaz Dziewior Direktor des Kunstvereins. Neuer Direktor ist seit 1. Januar 2009 Florian Waldvogel [1]. Er studierte Kunstvermittlung bei Kasper König an der Städelschule in Frankfurt am Main. Zuletzt war er Kurator im Witte de With, Center of Contemporary Art in Rotterdam.
Der Kunstverein in Hamburg ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine.Gebäude
Das heutige Gebäude des Kunstvereins war eine alte Markthalle, die von der Architektengemeinschaft Störmer und Partner, Floder & Simons zu einem modernen Ausstellungsort umgestaltet wurde, ohne den ursprünglichen Charakter des Ortes zu verleugnen. Vom Kunstverein werden zwei Stockwerke der Halle genutzt: Der Eingangsbereich im Parterre bietet Platz für Foyer, Garderobe und Sanitärräume sowie einen 200 m² großen Kunstlichtraum für Ausstellungen, der von Werkstätten und Magazinen umgeben ist. Die Büros der Mitarbeiter befinden sich auf einem neu eingezogenen Zwischengeschoss. Im ersten Stock ist eine 1.000 m² große Ausstellungshalle mit Tageslicht. Neben dem Eingang liegt das Restaurant Jena Paradies, das auch für Vernissagen genutzt wird.
Literatur
- Maike Bruhns: "Ausgegrenzt", in: Kunst in Hamburg 1933-1945. Hamburger Kunsthalle 2005. ISBN 3-89757-309-1
Einzelnachweis
- ↑ Gätjen, Heike: Locker wie ein Wein aus Baden. In: Hamburger Abendblatt, Journal, vom 3. Januar 2009, S. 18-19
Weblinks
- Homepage des Kunstvereins in Hamburg
- Literatur von und über Kunstverein in Hamburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Christoph Behnke: Zur Gründungsgeschichte deutscher Kunstvereine
53.5485210.006681Koordinaten: 53° 32′ 54,67″ N, 10° 0′ 24,05″ O
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