Hamburg-Harburg (Stadtteil)

Hamburg-Harburg (Stadtteil)
Lage des Stadtteils

Harburg

Lage des Bezirks

Harburg

Basisdaten
Bundesland: Hamburg
Bezirk: Harburg
Fläche: 3,9 km²
Einwohner: 21.193 (31. Dezember 2006)
Bevölkerungsdichte: 5409 Einwohner je km²
Höhe: 4 bis 79 m ü. NN
Postleitzahl: 21073, 21079
Vorwahl: 040
Geografische Lage: 53° 28′ N, 9° 59′ O53.4592599.9826727Koordinaten: 53° 28′ N, 9° 59′ O
Kfz-Kennzeichen: HH
Blick vom Schwarzenberg
Panorama vom Schwarzenberg 1654

Harburg ist ein Stadtteil im Süden Hamburgs und das Zentrum des Hamburger Bezirkes Harburg.

Der an der Süderelbe gelegene Stadtteil ist der Kern der ehemaligen Stadt Harburg (auch als "Harburg an der Elbe" oder Harburg/Elbe bezeichnet) und der späteren Großstadt Harburg-Wilhelmsburg sowie ehemaliger Verwaltungssitz des Landkreises Harburg.

Quartiere im Stadtteil sind das Phoenixviertel und der Harburger Binnenhafen.

An Harburg grenzen die Stadtteile Neuland, Gut Moor und Rönneburg im Osten, Wilstorf im Süden, Eißendorf und Heimfeld im Westen und Wilhelmsburg auf der anderen Seite der Süderelbe im Norden.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Funde in der Umgebung lassen auf eine Besiedlung der Gegend seit der Jungsteinzeit schließen. Namensgeber und Ausgangspunkt von Harburg war die "Horeburg" (Hore = Sumpf/Moor). Diese stand spätestens seit dem Jahr 1000 (Scherbenfunde) auf einer trockenen Talsandinsel in der Niederung der Elbe an der Stelle des heutigen Harburger Schlosses und war mit der Geest nur über einen Damm verbunden, der im Verlauf der heutigen Harburger Schloßstraße entsprach. Die 1133-37 erstmals urkundlich erwähnte Burg wurde vermutlich von den Grafen von Stade als Grenzfestung errichtet. 1257 gelangte sie in den Besitz der Welfen. Die Siedlung, die sich zunächst entlang des Dammes vor der Burg entwickelte, erhielt 1288 das Recht einer freien Gemeinde, 1297 schließlich das Stadtrecht. In der Folgezeit wurde Harburg zum wirtschaftlichen Zentrum der Vogtei Harburg. Eine wichtige Existenzgrundlage der Stadt blieb bis in das 19. Jahrhundert hinein der Fährverkehr nach Hamburg und das damit verbundene Speditions- und Logiergewerbe.

Harburg war 1527 bis 1642 Residenz einer Nebenlinie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. 1528 wurde die Harburger Schützengilde gegründet. 1642 fiel das Amt Harburg an die Celler Hauptlinie der Welfen zurück und die Burg, die mittlerweile zu einem Residenzschloss ausgebaut war, wurde zu einer von Wasser umschlossenen Zitadelle erweitert. Dies erforderte den Abriss des ältesten Teils der Stadt, einschließlich der Marienkirche. Die Siedlung wurde daraufhin nach Süden erweitert und die Dreifaltigkeitskirche als Ersatz errichtet.

Wappen der Stadt Harburg

Seit 1705 gehörte die Stadt zum Kurfürstentum und späteren Königreich Hannover. 1757 und zwischen 1803 und 1814 war die Stadt mehrmals Kriegsschauplatz und musste französische Belagerungen erdulden.

1829 wurde eine regelmäßige Dampfschiff-Verbindung zwischen Harburg und Hamburg eingerichtet und zwischen 1845 und 1849 der Binnenhafen (als Dockhafen durch eine Schleuse von der Elbe getrennt) erheblich erweitert. 1847 eröffnete die Eisenbahnverbindung zwischen Hannover und Harburg. Der Kopfbahnhof am Hafen östlich der Alstadt ermöglichte den direkten Güterumschlag. Zudem hatte Harburg 1848 das Freihafen-Privileg bis zum Beitritt Hannovers zum Deutschen Zollverein 1854 (ab 1857 Errichtung eines zollfreien Speichers). Harburg wurde zu einem rasch wachsenden und für Hannover wichtigen Hafen- und Industriestandort, vor allem im Bereich der Verarbeitung von Kautschuk und Ölsaaten. Ab 1866 gehörte Harburg als Teil der Provinz Hannover zu Preußen. Neben der Industrie spielte die Garnison eine wichtige Rolle in der Stadt. Eine feste Verbindung nach Wilhelmsburg bzw. Hamburg bestand seit Fertigstellung der Eisenbahn-Elbbrücken 1872.

Die umliegenden Ortschaften Wilstorf und Heimfeld wurden 1888 in den Stadtkreis eingemeindet, um der Ausweitung der Stadt und der im Rahmen der Industrialisierung stark gewachsenen Bevölkerungszahl gerecht zu werden. Es folgten 1893 Teile von Hamburg-Neuland, 1906 Lauenbruch (der Ort verschwand durch den folgenden Bau eines Seehafens) und 1910 Eißendorf. Wohnviertel für Fabrikarbeiter, wie das Phoenixviertel, entstanden. Während der nördliche Teil der Altstadt an Schloss und Binnenhafen zunehmend gewerblich genutzt wurde, gab sich Harburg mit dem Neubau eines Rathauses (1890-92) und anschließender Verwaltungsbauten sowie dem neuen Harburger Hauptbahnhof (1897) ein städtisches Gesicht. 1902 erhielt Harburg eine Straßenbahn (eingestellt 1971) und 1904 begann der Bau von zunächst drei großen Seehafenbecken.

In den 1920er-Jahren entstanden in Harburg zunehmend gemeinnützige Wohnsiedlungen, der Harburger Stadtpark in Wilstorf, das Stadtbad und die Friedrich-Ebert-Halle als Stadthalle mit zwei Schulgebäuden in Heimfeld. 1927 wurden der Stadtkreis Harburg und der Stadtkreis Wilhelmsburg zur Großstadt Harburg-Wilhelmsburg vereinigt. 1937 wurde die Stadt im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes, ebenso wie einige Orte des umliegenden Landkreises Harburg, 1938 Teil Hamburgs und verlor dadurch seine Selbstständigkeit.

Während der Pogrome der Nationalsozialisten wurde im November 1938 die Harburger Synagoge zerstört. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Industrieanlagen und Wohngebiete im Rahmen der alliierten Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung stark zerstört. Darunter das alte Rathaus von 1722, Teile des neuen Rathauses (vereinfacht aufgebaut), die Dreifaltigkeitskirche, die Garnisonskirche St. Johannis und auch die in Harburg verbliebene Kreisverwaltung für den Landkreis Harburg, die 1944 dann endgültig nach Winsen (Luhe) verlegt wird.

Teich auf dem Gelände der TUHH

Es folgten Jahre des Wiederaufbaus der Stadt, die nochmals erheblich ihr Gesicht durch neue Bauprojekte veränderten. So wurden für den Bau der 1983 eröffneten S-Bahn durch Harburg ganze Straßen neu geschaffen. Ein Straßenring schließt sich jetzt um die zur Fußgängerzone umgestaltete Lüneburger Straße. 1978 wurde die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) gegründet.

Am Abend des 27. März 2006 zog ein Tornado durch Harburg und verursachte erhebliche Schäden. Im Binnenhafen wurden zwei Kranführer beim Umstürzen der Kräne getötet, zwei weitere Personen schwer verletzt. Ein auf zwei Stromleitungen geschleudertes Dach verursachte einen mehrstündigen Stromausfall, von dem 300.000 Einwohner, das Krankenhaus Harburg und der Schiffsmeldedienst betroffen waren. Auch die Wasserversorgung fiel teilweise aus und der Bahn- und Straßenverkehr über die Süderelbbrücken war unterbrochen.

Politik und Verwaltung

Rathaus Harburg

Das Harburger Rathaus ist Sitzungsort der Bezirksversammlung für den Bezirk Harburg. Hier und in den umliegenden Gebäuden sitzt auch das Bezirksamt und die weiteren für den Bezirk zuständigen Verwaltungsbehörden. Im Stadtteil liegen auch das Amtsgericht Hamburg-Harburg, Arbeitsamt und Finanzamt Harburg. Für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Hamburg-Harburg zum gleichnamigen Wahlkreis Harburg.

Harburger Binnenhafen

Der „Channel Tower“ in Harburg

An den alten, durch eine Schleuse von der Elbe abgetrennten Hafenbecken im Harburger Binnenhafen entstanden um den Entstehungskern der Stadt Harburg, dem Harburger Schloss, moderne Bürohäusern (Channel Hamburg), zum Teil auch hinter alten Speicher- und Fabrikfassaden. Im Sommer existiert hier ein Beachclub. Das zur Internationalen Bauausstellung (IBA) 2013 gehörende Areal der Schlossinsel soll mit Wohnungen bebaut werden.


Bauwerke

Der 1883 errichtete Palmspeicher befindet sich im Zentrum des aufstrebenden und von Neubauten gekennzeichneten Channel-Hamburg-Viertels. Auf dem Bild ist die während der Sanierung vorgeblendete neue (hellrote) Fassade zu erkennen.

Kulturdenkmäler

Kunst

Die Sammlung Falckenberg, eine bedeutende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst, ist in einer alten Fabrikhalle der Phoenix AG untergebracht. Die Kulturstiftung Phoenix Art von Harald Falckenberg und der Phoenix AG präsentieren dort auch Wechselausstellungen mit bedeutenden internationalen Kunstsammlungen. Der Bahnhof Hamburg-Harburg beherbergt als "Kulturbahnhof" den "Kunstverein Harburger Bahnhof e. V." mit wechselnden Ausstellungen und den Jazzclub im Stellwerk.

Von Plastiken – beeinflusst von der Berliner Schule Anfang des 20. Jahrhunderts – bis zur Minimal-Concept-Kunst ist bis heute ein Mix von „Kunst im öffentlichen Raum“ realisiert worden.

Auf dem Gelände der TUHH:

Kriegerdenkmal

Wirtschaft

Handel

Einkaufszentrum "Phoenix-Center". Seit 2004 auf einem Teil des Werksgeländes der Phoenix AG

Der Stadtteil ist das Einzelhandelszentrum des Bezirkes Harburg und der näheren Orte und Städte in Niedersachsen. Neben der Fußgängerzone Lüneburger Straße, einem Warenhaus und drei Einkaufszentren (Marktkauf-Center, Harburg Arcaden und Phoenix Center) findet auf dem "Sand" ein täglicher Wochenmarkt statt. 2009 wurde der Bereich um die Hauptgeschäftsstraße zum Business Improvement District, BID Lüneburger Straße erklärt, um die Straße aufzuwerten und den Einzelhandelstandort zu stärken, der dort in den letzten Jahren an Attraktivität verloren hatte.

Medien

Die Harburger Anzeigen und Nachrichten (HAN) mit Sitz in Harburg, ist eine seit 1844 in Harburg erscheinende Tageszeitung für die Region einschließlich der benachbarten Landkreise in Niedersachsen. Sie ist die älteste in Hamburg erscheinende Zeitung.

Unternehmen

1836 nimmt die Spirituosen und Likörfabrik H. Osterhoff (später Louis Hilke) am Karnapp 15-16 als eines der ersten fabrikähnlichen Anlagen ihren Betrieb auf. Der Ausbau der Hafenanlagen zu einem modernen, tideunabhängigen Dockhafen (Hamburger Hafen tideabhängig) mit direktem Eisenbahnanschluss, die Zugehörigkeit Harburgs zum Deutschen Zollverein (1854) und dem damit verbundenen zollfreien Warenabsatz im Binnenland, sowie das fehlen geeigneter Industrieflächen in Hamburg zog Unternehmer von Hamburg nach Harburg. 1854 verlegt H. C. Meyer jr. (Stockmeyer) einen Teil der Produktion nach Hamburg. In Harburg waren traditionell Ölmühlen, Kautschuk verarbeitende Betriebe und die Hersteller der Maschinen für die vorgenannten Industriezweige ansässig. Bereits 1855 gründete German Julius Koeber in Harburg eine Eisenhütte. Das heutige Werksgelände der 2005 entstandenen Firma Harburg-Freudenberger geht zurück auf die Harburger Eisen- und Bronzewerke, die später an Krupp übergingen. 1856 entsteht die Kautschukverabeitung in Form der Harburger Gummi-Kamm Compagnie (als Teil von H. C. Meyer jr.) welche 1930 von der New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie übernommen wird. Die Firma produzierte bis zum Umzug nach Lüneburg 2009 im Harburger Binnenhafen (darunter immer noch Kämme für den Friseur-Bedarf z. B. tradionsreiche Modelle unter dem Namen "Hercules Sägemann"). Ebenfalls 1856 entsteht die Albert & Louis Cohen, Harburg - Schuhfabrik, eine Weichgummifabrik der Brüder Albert und Louis Cohen aus der die spätere Phoenix AG entsteht, einem der größten Arbeitgeber der Stadt. Seit 2004 gehört der Betrieb zur ContiTech einer Tochter der Continental AG. 2006 wird ein Teil, die Autozulieferer-Sparte Stankiewicz ausgegliedert, verbleibt jedoch in Harburg. Neben der Gummiindustrie siedelte sich der heute noch wichtige Bereich der Ölsaatenverarbeitung an. Auf die erste Dampfmühle 1838 folgte 1857 die Kohleol- und Gasfabrik Noblée & Thoerl. Neben den klassischen Bereichen sind es vor allem Zulieferer und Maschinenbaubetriebe die Harburgs Industrie heute prägen. In Harburg-Bostelbek (heute Bostelbek in Hamburg-Heimfeld) wurden seit 1935 durch die Firma Vidal & Sohn Tempo-Werk Fahrzeuge gebaut, darunter der dreirädrige Tempo-Wagen. 1965 ging die Firma ganz an Hanomag und 1971 an Daimler-Benz, die dort den Harburger Transporter bauten. Mit der Jöhnk-Werft ist noch eine Werft in Harburg ansässig. Die Drogeriekette Budni/Budnikowsky wurde 1912 in Harburg (Am Sand) gegründet. Die im Harburger Binnenhafen entstehenden Büros werden unter anderem von Airbus, Firmen aus dem IT-Bereich und der TuTech Innovation GmbH der TUHH genutzt. Die (Schiffs-)Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas hat ihren Deutschland-Sitz hier.

Verkehr

1949 wurde in Harburg ein Obusbetrieb als Ersatz für zwei stillgelegte Straßenbahnlinien eingerichtet, der bis 1958 bestand. Im Mai 1971 verlor Harburg seine letzte Straßenbahnverbindung, die Linie 11. Dafür wurde 1983 der S-Bahn-Tunnel unter der Harburger Innenstadt mit den Stationen Harburg und Harburg Rathaus in Betrieb genommen.

Weblinks


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