Kupferdreh

Kupferdreh

Kupferdreh
Stadtteil von Essen

Lage von Kupferdreh im Stadtbezirk VIII Essen-Ruhrhalbinsel
Koordinaten 51° 23′ 32″ N, 7° 4′ 57″ O51.3922222222227.082562Koordinaten: 51° 23′ 32″ N, 7° 4′ 57″ O
Höhe 62 m ü. NN
Fläche 9,34 km²
Einwohner 11.363 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 1217 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Aug. 1929
Stadtteilnummer 32
Bezirk Stadtbezirk VIII Essen-Ruhrhalbinsel
Quelle: Statistik der Stadt Essen
Luftbild von Kupferdreh (Oktober 2007), Blick Richtung Osten
Das 1984 eröffnete Mineralien-Museum, die alte Hinsbeckschule, aus Ruhrsandstein erbaut
Eisenhammer Kupferdreh
Der Deilbachhammer
Pfarrkirche St. Josef
Kupferdreh von der Dilldorfer Höhe aus mit B227
Alte Eisenbahnbrücke
Panorama von Kupferdreh (August 2008)

Kupferdreh ist ein Stadtteil der Stadt Essen, im Westen unmittelbar an der Ruhr und am Baldeneysee gelegen. Kupferdreh grenzt im Nordosten an den Stadtteil Byfang, im Süden an Velbert und im Westen an Heidhausen, Fischlaken und Heisingen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ältestes Zeugnis einer Besiedlung auf heutigem Kupferdreher Gebiet ist ein etwa 4.000 Jahre altes neolithisches Grab, welches 1937 beim Bau der ehemaligen Ruhrlandkaserne freigelegt wurde.

Auf Kupferdreher Gebiet gab es im Mittelalter die Bauerschaft Dilldorf, welche damals zu den sächsischen Brukterern zählte und dann zur Herrschaft Hardenberg in Neviges gehörte. Andererseits gab es die fränkischen Honnschaften (Hundertschaften) Hinsbeck und Rodberg, welche zur Reichsabtei Werden gehörten.

Auf Kupferdreher Gebiet wurde bereits im Jahre 1550 eine Kupferhütte, die Deiler Koperhut, und seit etwa 1660 der Deilbachhammer betrieben. Dieser Eisenhammer war nach dem kleinen Fluss Deilbach benannt, der hier in die Ruhr mündet. Das Deilbachtal gilt als Vorreiter der Industrialisierung im Ruhrgebiet, da hier schon im 16. Jahrhundert nicht nur Steinkohle, sondern auch Kupfer, Eisen und Zink abgebaut wurde.

Ab 1780 wird die Ruhr für die aufkommende Industrie schiffbar gemacht, wobei die schärfste Flusskrümmung mit hoher Fließgeschwindigkeit bei Hinsbeck in der Deilbachmündung lag. Die Kurve, oder besser Drehung der Ruhr betrug etwa 180 Grad. Die Bürger nannten diese Drehung der Ruhr mundartlich Kopperdreih bzw. Kupperdrehe. Bereits 1550 ist in der Nähe eine erste Kupferhütte urkundlich nachgewiesen. In der Deilbachmündung befand sich ein Hafen für den, aus dem 17. Jahrhundert stammenden, nahe gelegenen Kupferhammer. Vor dem Hafen bildete der Deilbach eine große Schleife um die damals sogenannte Kupferwiese, wo auch der Lagerplatz des Kupferhammers war. Nachdem Hinsbeck 1803 preußisch wurde, beginnt um 1820 die Aufnahme des preußischen Urkatasters, worin der Berghang an der Ruhrkrümmung mit An der Kupperdrehe bezeichnet wird. 1933 werden die Kupperdrehe, also der Knick der Ruhr und der alte Hafen vom neu aufgestauten Baldeneysee überflutet.

Der Erbauer der Deilthaler Eisenbahn (oder Prinz-Wilhelm-Eisenbahn), Friedrich Harkort, verwendete 1831 beim Bau dieser den Namen An der Kupperdrehe für eine Haltestelle. Die 7,3 Kilometer lange Strecke der von Pferden gezogenen Bahn wurde für den Kohletransport nach Nierenhof ins Bergische Land benötigt. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es Erwähnungen von bergbaulichen Tätigkeiten auf Kupferdreher Gebiet. Die Eisenbahn war die erste als Gesellschaft betriebene Eisenbahn Deutschlands. Als sie 1844 auf Dampfbetrieb umgestellt und bis Vohwinkel erweitert wurde, verwendet Friedrich Harkort den Namen An der Kupperdrehe erneut. Begünstigt durch den Eisenbahnanschluss siedelte sich 1852 die Eisenhütte Phoenix an[1], deren Betriebe in Kupferdreh mitsamt den Hochöfen 1914 wieder aufgelöst wurden[2]. Im Jahre 1855 bekam die Bahnstation in Hinsbeck eine eigene Postexpedition. Hierfür wurde der Name Kupferdreh erstmals offiziell verwendet. 1872 baute man in Kupferdreh ein Bahnbetriebswerk und eine Eisenbahnbrücke über die Ruhr, die die Ruhrtalbahn als Teil der Bergisch-Märkischen Eisenbahn anband. So entstand hier einer der größten Eisenbahnknotenpunkte des Ruhrgebietes. Die Brücke über die Ruhr hatte einst runde Bögen und erhielt dann während des Baus des Baldeneysees 1929 ihr heutiges Aussehen. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie gesprengt, aber danach als eingleisige Bahnbrücke wieder errichtet. Heute dient sie als Fußgängerbrücke, die Gleise wurden entfernt.

Ein Nebenprodukt der Eisenhütte Phoenix war Schlacke, die dem in Velbert abgebauten Kalk zusammen Rohstoff für Portlandzement war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Kupferdreh eine Zementfabrik. Und um deren Produkte vor Ort zu verarbeiten, wurden 1897 die bekannten Kupferdreher Steinwerke gegründet.

1875 wurde Kupferdreh als Gemeinde aus den ehemaligen Honnschaften Hinsbeck und Rodberg gebildet, welche schon 1150 im Heberegister der Äbte von Werden genannt wurden. 1895 wurden noch die ehemaligen Bauernschaften Dilldorf und Teile des Voßnacken der Gemeinde Kupferdreh zugeordnet. 1896 wurde Kupferdreh gemeinsam mit Byfang zur Bürgermeisterei erhoben, und damit aus der Landgemeinde Werden gelöst. 1922 gab es nach Abschaffung der Einzelgemeinden nur noch die Gemeinde Kupferdreh. Vor der Eingemeindung in die Stadt Essen 1929 gab es die drei Bürgermeister Johann Jacob Hubert Arntz (1896–1901), Johann Wilhelm Krake (1902–1919) und Hermann Gerhard Pieper (1920–1929).

Von 1937 bis 1994 war Kupferdreh Garnisonsstadt. Auf einem Hochplateau in der Gemarkung Hinsbeck (Ruhr), befand sich in dieser Zeit die Ruhrlandkaserne.

Kupferdreh heute

Kupferdreh ist einer der südlichsten Stadtteile Essens, abseits des Zentrums und südöstlich des Baldeneysees an der Ruhr gelegen. Es gibt ein Naherholungsangebot mit teils markierten Wanderwegen in Felderlandschaften, Wäldern, kleinen Tälern bis hin zum Baldeneysee. In Kupferdreh kreuzen sich zwei Radfernrouten: Duisburg-Sauerland entlang der Ruhr und die sogenannte Kaiser-Route, einem 370 Kilometer langen Radweg, der die historische Verbindung der Kaiserpfalzen Aachen und Paderborn nachzeichnet. Die umliegenden Dörfer wie Dilldorf, welches heute zu Kupferdreh gehört, und der Stadtteil Essen-Byfang, sowie die Kupferdreher Straße als Geschäftsstraße mit naheliegendem Marktplatz und Bus- und S-Bahnhof, geben zusammen einen Eindruck von Eigenständigkeit Kupferdrehs. Hier in der Kupferdreher Straße erinnern noch meist gut renovierte alte Fassaden der Herrenhäuser aus Backsteinen aus der Jahrhundertwende 1900 an die Fabrikdirektoren und Geschäftsleute zu Zeiten der Industrialisierung. Die Siedlungsstruktur des Stadtteils wird durch seine eigenartige Topographie bestimmt. Deutlich erkennbar ist das Gebiet dem "bergisch-sauerländischen Unterland" zuzuordnen. Geprägt ist Kupferdreh durch gelockerte Wohnbebauung mit größeren Grünflächen und einem großen Teil Landwirtschaft. Hinzu kommen als markante Strukturen die Gewerbebebauung im Deilbachtal und Ruhrtal, die zum Teil verdichtete Bebauung im inneren Ortsbereich und am West- und Osthang[3].

Sehenswert ist die 1878 aus Ruhrsandstein erbaute Kirche St. Mariä Geburt in Dilldorf, sowie auch die evangelische Christuskirche, die in den Jahren 1877/1878 vom Kupferdreher Architekten Wilhelm Bovensiepen entworfen wurde.

1895 war die erste „Kampmannbrücke“, die Kupferdreh mit Heisingen verband, fertiggestellt. Gebaut hatte diese der Kupferdreher Kaufmann Hermann Kampmann, der an dieser Stelle vorher eine Fähre betrieb. Diese erste Brücke ließ er als auf der Ruhr schwimmende Pontonbrücke bauen, damit diese bei Hochwasser per Seilwinde auf einer höher gelegenen Auffahrt festgemacht werden konnte. Dieses Verfahren wurde patentiert und ebenfalls bei der „Holteyer Brücke“ zwischen Horst und Burgaltendorf verwirklicht. Dort wurde, wie auch an der Kampmannbrücke per Kassenhäuschen und Schranke eine staatlich genehmigte Gebühr von fünf Pfennig verlangt. In den Jahren 1950 bis 1951 ersetzte man die alte Pontonbrücke durch einen heute noch vorhandenen festen Neubau, der inzwischen aber wieder baufällig ist. Diese, wegen der nachlassenden Tragfähigkeit nur noch einspurig befahrbare Straßenbrücke, ist eine Balkenbrücke mit sieben 13,5 Meter langen Feldern.

In Kupferdreh befindet sich auch das weltgrößte Trainingszentrum für Kernkraftwerkstörfälle, betrieben von der 1987 entstandenen VGB PowerTech/Kraftwerks-Simulator-Gesellschaft KSG. Diese befindet sich auf dem Gelände der 1977 stillgelegten Bergischen Elektrizitätsversorgung.

Dilldorfer Höhe

2004 wurde das große Neubaugebiet Dilldorfer Höhe auf dem Gelände der ehemaligen Ruhrlandkaserne fertiggestellt. Dieses Gebiet wird heute durch die in dieser Zeit neu ausgebaute Bundesstraße 227 vom restlichen Stadtteil getrennt. 1995 kaufte die Allbau-AG das etwa 17.000 Quadratmeter große Gebiet, welches sie schon einmal besaß, für rund 13,6 Millionen D-Mark zurück. Geplant waren ursprünglich etwa tausend Wohneinheiten für 2.500 Bewohner. Vorbildlich sind heute die Einrichtungen für Kinder in diesem Gebiet[4].

Bildung

In Kupferdreh gibt es drei Grundschulen (Städt.kath. Grundschule - Josefschule, Städt. Grundschule - Hinsbeckschule und die Städt. Grundschule - Dilldorfschule). Zudem gibt es vier Kindergärten, die Evangelische Kindertagesstätte an der Benderstraße, die Kindertagesstätte an der Nierenhofer Straße, den Katholischen Kindergarten St. Mariä Geburt und die Katholische Kindertagesstätte St. Josef.

Benderpark und Krankenhaus

Der Benderpark ist ein Park mitten in Kupferdreh. Hier befand sich früher das Anwesen (Villa und Park) des Fabrikbesitzers Dr. August Bender (Zementfabrik Narjes und Bender). August Bender hat das gesamte Gelände der Gemeinde Kupferdreh mit der Auflage vermacht, hier einen Park für die Kupferdreher Bürger anzulegen. Dieser grenzt heute an die Kupferdreher Straße, an das Katholische St. Josef Krankenhaus, an die Byfanger Straße, und liegt nahe der Josef-Schule.

Das St. Josef Krankenhaus gehört heute zur Katholische Kliniken Ruhrhalbinsel gGmbH. Die Anfänge reichen zu den Bemühungen der Waldbreitbacher Franziskanerinnen zurück, die am 14. Mai 1895 eine Niederlassung in Kupferdreh gründeten, in der sich vier Schwestern der ambulanten Krankenpflege widmeten und mit Kollekten für den Bau eines Krankenhauses sammelten. Das Grundstück dafür erwarb der Katholische Krankenhausbauverein im Jahre 1900 auf dem Gelände des vormaligen Feldmannshofes. Dieser noch heute als St. Josef-Krankenhaus e.V. existierende Verein wurde am 31. März 1900 vom ersten Pfarrer der St. Josef-Gemeinde, Friedrich Schwermann, gegründet. Am 16. April 1901 wurde der Bauauftrag vergeben, so dass am 20. September 1901 die ersten Schwestern einzogen, denen nach einigen zu pflegenden Patienten am 5. April 1902 die ersten stationären Kranken folgten. 1920 erweiterte man das Haus von 40 auf 120, und dann weiter auf 170 Betten, 1944 waren es dann 220 Betten. 1968 und 1970 wurde in zwei Bauabschnitten ein Neubau mit 315 Betten errichtet. Später kam eine Intensivstation, eine Ambulanz und 1986 ein Altenkrankenheim mit 126 Betten hinzu[5].

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Kupferdreh und seine Geschichte (mit Byfang und Dilldorf), Hrsg. Bürgerschaft Kupferdreh e.V., AK Heimatkunde, Johann Rainer Busch, 2008 ISBN 978-3-00-024-737-8

Quellen

  1. Kupferdreh online - Chronik
  2. Hespertalbahn - Chronik
  3. Webseite der Stadt Essen
  4. Initiative "Bürger Für Dilldorf"
  5. St. Josef Krankenhaus

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