Kurze Hessen (Straße)

Kurze Hessen (Straße)

Die Straße "durch die kurzen Hessen" und "durch die langen Hessen" waren zwei Altstraßen, auf denen man im Mittelalter von Frankfurt kommend über Eisenach nach Leipzig reisen konnte. Der Name dieser Altstraßen kam von der Länge der Strecke, die in der Landgrafschaft Hessen zurückgelegt werden mussten[1][2]. Die Straße "durch die langen Hessen" führte mitten durch Hessen (Frankfurt - Kleinlinden - Treysa - Homberg - Spangenberg - Waldkappel - Creuzburg - Eisenach), während "durch die kurzen Hessen" durch das hersfeldisches Gebiet verlief (Frankfurt - Friedberg - Grünberg - Alsfeld - Hersfeld - Eisenach). Bei der zuletzt genannten Straßen hatte man daher den kürzeren Weg durch Hessen.

Eine dritte Altstraße war die Via Regia von Frankfurt durch das Kinzigtal nach Fulda und Eisenach und weiter nach Leipzig.

Die Altstraßen waren Naturwege, die die trockenen Höhen bevorzugten und die Talstraßen mied, die zu sehr von der Witterung abhängig waren. Es handelte sich weniger um Straßen im heutigen Sinne, eher an sich auffächernde und am gemeinsamen Ziel wieder zusammenführende Straßenspinnen, wie sie auf der Karte der Messestraßen des 16. Jahrhunderts (siehe Weblinks) erkennbar sind.

Inhaltsverzeichnis

Wegführungen

durch die kurzen Hessen

Von Friedberg, einer alten Reichs- und Messestadt nördlich von Frankfurt, führt die Straße über Dorheim und Wölfersheim nach Berstadt und weiter über Utphe und Inheiden nach Hungen. Über den Hessenbrückenhammer, eine Furt durch den Oberlauf der Wetter, Wetterfeld und Münster geht es weiter nach Grünberg und anschließend über Ruppertenrod, Ermenrod und Romrod nach Alsfeld. Stationen nach Alsfeld sind Eifa und Breitenbach am Herzberg. Über Niederjossa geht es nach Asbach und weiter nach Hersfeld. Hinter Hersfeld folgen Friedewald, Kleinensee, Dankmarshausen, Berka, Herda und schließlich Eisenach.

Die heutige B 62 folgt ab Alsfeld etwa ihrem früheren Verlauf. Die Altstraße verlief allerdings auf den Anhöhen über der heutigen Bundesstraße.

durch die langen Hessen

Ab Frankfurt bis Butzbach haben die langen Hessen denselben Verlauf wie die Weinstraße, entweder auf der östlichen Route entlang des Taunus über Bonames, Ober-Erlenbach, Burgholzhausen, Ober-Rosbach, Ostheim und Nieder-Weisel oder auf der mittleren Route über Massenheim und Ober-Wöllstadt, Friedberg und Nauheim nach Butzbach.

Von Butzbach aus ging es weiter nach Kirch-Göns, Langgöns, Großen-Linden, Kleinlinden und Staufenberg. In Staufenberg verließ die Straße durch die langen Hessen das Lahntal, die Weinstraße und auch den Lahnhöhenweg und wandte sich dem Ebsdorfergrund zu, an Hachborn, Ebsdorf und Wittelsberg vorbei durch eine Furt der Ohm zunächst Richtung Amöneburg und Stadtallendorf. In späteren Zeiten, nachdem der Ebsdorfergrund hessisch geworden war (14. Jahrhundert) wurde der Verkehr in Wittelsberg an Amöneburg vorbei Richtung Kirchhain gelenkt. Von Kirchhain ging es dann weiter nach Momberg und Treysa, Frielendorf, Homberg, in Morschen überquerte man die Fulda, dann ging es weiter nach Spangenberg, Bischofferode, Hetzerode, Waldkappel, Netra, Ifta, Creuzburg (hier ging es über eine steinerne Brücke über die Werra) und schließlich ebenfalls Eisenach.


Literatur

  • Erika Dreyer-Eimbke: Alte Straßen im Herzen Europas - Könige, Kaufleute, Fahrendes Volk Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1989 , ISBN 3-524-69078-5
  • Museum Amöneburg 1998 (Hrsg.): Reinhard Maurer: Historische Straßen im Gebiet von Lahn und Ohm ISBN 3-00-002554-5
  • Luitgard Gedeon: Spuren der mittelalterlichen Pilgerfahrten auf dem Weg von Marburg nach Frankfurt am Main, in: Sternenweg. Zeitschrift der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft e.V., Nr. 36 (2005), S. 12-20
  • Georg Landau: Beiträge zur Geschichte der alten Heer- und Handelsstraßen in Deutschland. Bärenreiter, Kassel 1958

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. in einer Urkunde aus dem Jahr 1569 schrieben ein Leipziger: wenn man hinnen (Leipzig) auf Frankfurt will, so hat man zweierlei ordentliche Straßen durchs Land zu Hessen, welche wir und vor uns unsere Vorfahren, eine lange Zeit und weit über Menschengedenken, unverhindert gebraucht haben. Die eine geht durch die kurzen Hessen auf Eisenach, Hersfeld, Alsfeld und Grünberg, die andere durch die langen Hessen auf Eisenach oder Kreuzbrug, Kappel, Spangenberg, Treisa, Kirchhain und Gießen.
  2. Georg Landau, Seite 62 ff.

Weblinks


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