- Kinzig (Hessen)
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Kinzig Kinzig in der Bulau bei Hanau
Daten Gewässerkennzahl DE: 2478 Lage Hessen, Deutschland Flusssystem Rhein Abfluss über Main → Rhein → Nordsee Quelle 500 m südwestlich der Ortslage von Sinntal-Sterbfritz
50° 18′ 12,5″ N, 9° 37′ 11″ O50.3034799.619721400Quellhöhe 400 m ü. NN[1] Mündung westlich der Altstadt von Hanau in den Main bei Strom-Kilometer 55 50.1295348.9022299Koordinaten: 50° 7′ 46″ N, 8° 54′ 8″ O
50° 7′ 46″ N, 8° 54′ 8″ O50.1295348.9022299Mündungshöhe 99 m ü. NN[1] Höhenunterschied 301 m Länge 86 km[1] Einzugsgebiet 1.058,283 km²[1] Abflussmenge
am Pegel Hanau
(87,0 % des Einzugsgebiets)[1][2]NNQ: 1,0 m³/s
MNQ: 2,39 m³/s
MQ: 10,836 m³/s
MHQ: 71,9 m³/s
HHQ: 160 m³/s (im Jahr 1967)Rechte Nebenflüsse Ramholzer Wasser, Grennelbach, Elmbach, Riedbach, Steinaubach, Ulmbach, Salz, Bracht, Gründau, Fallbach Linke Nebenflüsse Ahlersbach(2478118), Auerbach, Ahlersbach(2478152), Klingbach, Orb, Bieber, Schandelbach, Birkigsbach, Hasselbach, Lache Durchflossene Stauseen Kinzig-Stausee Mittelstädte Hanau, Gelnhausen, Schlüchtern Kleinstädte Steinau an der Straße, Bad Soden-Salmünster, Wächtersbach, Langenselbold Schiffbar nein (im Mittelalter von Gelnhausen bis zur Mündung) Mündung in Hanau
Die Kinzig ist ein Fluss, der den Main-Kinzig-Kreis durchfließt. Urkundlich erstmals erwähnt wurde die Kinzig 815 als „Chinzicha“.
Inhaltsverzeichnis
Flussverlauf
Die Flussquelle befindet sich auf etwa 400 m ü. NN südlich von Sinntal-Sterbfritz, in der Nähe eines Hofes. Von der Quelle nimmt die Kinzig nordwestlichen Lauf und bildet bis Schlüchtern die Grenze zwischen dem Naturpark Hessische Rhön und dem Naturpark Hessischer Spessart. Westlich von Schlüchtern fließt die Kinzig in südwestlicher Richtung und grenzt den Vogelsberg im Norden vom Spessart im Süden ab. Zwischen Steinau und Ahl befindet sich der Kinzig-Stausee. Im unteren Flussbereich kann die Kinzig auch von Kanuten genutzt werden. Kurz vor Hanau durchfließt die Kinzig die so genannte Bulau. Dieses Waldgebiet wurde früher von der US Army als Übungsgebiet verwendet und ist daher noch sehr naturbelassen. Bei Hochwasser läuft die Waldaue durch viele Gräben schnell mit Wasser voll, so dass im Frühling weitläufige Bärlauch-Wiesen zu finden sind. Der Fluss mündet nach etwa 82 km in Hanau bei etwa 100 m ü. NN in den Main. Dort kann man wie von einem Balkon aus zum Schloss Philippsruhe oder zum Mainhafen blicken. Die Aussichtsplattform besteht aus zwei in einander geschobene Terrassendecks, die durch eine Stahlmauer verbunden sind.
Orte an der Kinzig
(in Flussrichtung)
- Sterbfritz (Quelle)
- Sannerz
- Vollmerz
- Herolz
- Schlüchtern
- Niederzell
- Steinau an der Straße
- Ahl
- Salmünster
- Neudorf
- Wächtersbach
- Wirtheim
- Gelnhausen
- Lieblos
- Rothenbergen
- Langenselbold
- Erlensee
- Niederrodenbach
- Hanau (Mündung in den Main)
Geschichte
Der Fluss besaß schon zur Römerzeit eine Bedeutung als Verkehrsweg, wie die Anlage mehrerer Kastelle am Unterlauf belegt. Der Übergang des Limes über die Kinzig bei Erlensee-Rückingen wurde durch das Kastell Rückingen gesichert. Da die Römer schwere Lasten bevorzugt mit kleineren Schiffen oder gar Flößen durch Treideln transportierten, dürfte in Rückingen südlich des Kastells ein erheblicher Teil des Baumaterials und der Versorgungsgüter für die östliche Wetterau-Linie umgeschlagen worden sein. In direkter Nähe zur Flussmündung befand sich das Kastell Kesselstadt, einer der größten bekannten Kastellbauten am Limes, das aber wohl nur kurze Zeit bestanden hat. Es wurde durch das Kastell Salisberg ersetzt, welches sich in der Nähe auf einer leichten Erhebung über der Kinzig und der Mündung des Salisbachs befand.
Im Mittelalter kam der Kinzig eine gewisse Bedeutung bei der Sicherung des Landes durch Burgen zu, hier ist besonders die Pfalz Gelnhausen zu nennen, die von der Kinzig umflossen wurde. Wahrscheinlich ebenfalls in die Zeit Friedrich Barbarossas fallen weitere Burggründungen dieser Zeit in der Region, an der Kinzig das Stadtschloss Hanau sowie die Wasserburg in Rückingen, die 1234 bzw. 1248 erstmals erwähnt werden, jedoch schon etwas länger bestanden haben dürften. 1405 ließ König Ruprecht von der Pfalz die Wasserburg in Rückingen wegen Übergriffen auf Kaufleute zusammen mit einigen anderen Burgen der Region zerstören.
Für Schifffahrt auf der Kinzig im Mittelalter gibt es besonders aus Gelnhausen eindeutige Belege. Neben dem Schiffertor, das wohl zur frühesten Stadtanlage um 1170 gehört, handelt es sich um die Erwähnung einer Schiffleute-Zunft und einer Schiffordnung, die im 16. Jahrhundert noch existiert hat, dann aber wegen der Anlage von Mühlen oder Versandung des Flusses aufgegeben wurde. Es handelte sich jedoch um eine reine Talschiffahrt, was das Geschäft auf Dauer unrentabel machte.[3]
Um die Burg zwischen den Kinzigarmen in Hanau entwickelte sich die Stadt Hanau, Residenz der Herren und Grafen von Hanau. Vor ihrer Mündung in den Main schließt die Kinzig in einem Bogen nach Nordwesten die Stadt ein, was die Anlage von polygonalen Befestigungen der Alt- und Neustadt in der Neuzeit begünstigt hat.Nach der Niederlegung der Befestigungsanlagen 1806 wurden auch die meisten durch die Stadt verlaufenden Stadtgräben und Kinzigarme zugeschüttet. Erhalten geblieben ist ein Kinzigarm, der durch den Hanauer Schlossgarten fließt.
Am 30. und 31. Oktober 1813 fand unmittelbar nördlich der Kinzig die Schlacht bei Hanau statt. Ein Gedenkstein an der Kinzigbrücke westlich der Hanauer Vorstadt erinnert an die Verwundung des bayrischen Generals Carl Philipp von Wrede.
Verkehr
Das Kinzigtal zwischen den Bergen von Vogelsberg und Spessart ist seit dem Mittelalter eine wichtige Verkehrsverbindung sowohl für den Ost-West- als auch den Nord-Süd-Verkehr gewesen, wie schon der Beiname von Steinau an der Straße besagt. Her verlief ein Teilstück der Via Regia oder Hohen Straße von Mainz über Frankfurt am Main nach Leipzig und Breslau. Als moderne Straßenverbindung durchquert die Bundesautobahn 66 das Kinzigtal, die die frühere Bundesstraße 40 ersetzt hat. Für den Bahnverkehr von Frankfurt nach Fulda gibt es die Kinzigtalbahn (Hessen).
Zuflüsse
Das Einzugsgebiet der Kinzig beträgt 1058 Quadratkilometer[4].
- Wichtigste Nebenflüsse (>10 km) sind (flussabwärts)
- der Steinebach, der Ulmbach, die Salz, die Bracht, die Orb, die Bieber, der Birkingsbach, die Gründau, die Lache und der Fallbach.
Eine umfassendere Aufstellung, die auch kleine Zuflüsse enthält, findet sich in der Liste der Fließgewässer im Flusssystem Kinzig (Hessen).
Bildergalerie
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Einer der Gräben mit Wiesenschaumkraut - Population
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Topografische Karte 1:25.000 und WRRL Datenbank
- ↑ Bayerischer Hochwassernachrichtendienst (Stand: 7. September 2011)
- ↑ Martin Eckoldt: Schiffahrt auf kleinen Flüssen Mitteleuropas in Römerzeit und Mittelalter. Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums 14, Oldenburg, Hamburg, München 1980 S. 84-86.
- ↑ Retentionskataster Flussgebiet Kinzig
Film
- Bilderbuch Deutschland: Kinzigtal – Zwischen Vogelsberg und Spessart. Reisedokumentation, 45 Min., Buch und Regie: Juliane Hipp, Produktion: hr, Inhaltsangabe vom hr
Weblinks
- Untere Kinzig 2478.1 Datenbank WRRL
- Kinzig/Talsperre 2478.2 Datenbank WRRL
- Obere Kinzig 2478.3 Datenbank WRRL
- Retentionskataster Flussgebiet Kinzig (PDF 1,62 MB)
- Pegel des HLUG bei Hanau
- Kinzig ein Gewässerbericht bei angeln.de
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