Freigericht (Hessen)

Freigericht (Hessen)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Freigericht
Freigericht (Hessen)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Freigericht hervorgehoben
50.1386111111119.1338888888889150
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Main-Kinzig-Kreis
Höhe: 150 m ü. NN
Fläche: 33,42 km²
Einwohner:

14.630 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 438 Einwohner je km²
Postleitzahl: 63579
Vorwahl: 06055
Kfz-Kennzeichen: MKK
Gemeindeschlüssel: 06 4 35 009
Gemeindegliederung: 5 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausstraße 13
63579 Freigericht
Webpräsenz: www.freigericht.de
Bürgermeister: Joachim Lucas (UWG)
Lage der Gemeinde Freigericht im Main-Kinzig-Kreis
Niederdorfelden Schöneck (Hessen) Nidderau Maintal Hanau Großkrotzenburg Rodenbach (Main-Kinzig-Kreis) Erlensee Bruchköbel Hammersbach Neuberg (Hessen) Ronneburg (Hessen) Langenselbold Hasselroth Freigericht (Hessen) Gründau Gelnhausen Linsengericht (Hessen) Biebergemünd Flörsbachtal Jossgrund Bad Orb Wächtersbach Brachttal Schlüchtern Birstein Sinntal Bad Soden-Salmünster Gutsbezirk Spessart Steinau an der Straße Steinau an der Straße Bad Soden-Salmünster Bad Soden-Salmünster Gutsbezirk Spessart Bayern Landkreis Offenbach Offenbach am Main Frankfurt am Main Landkreis Fulda Vogelsbergkreis Landkreis Gießen Wetteraukreis HochtaunuskreisKarte
Über dieses Bild

Freigericht ist eine ländliche Gemeinde im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Sie liegt unmittelbar an der bayerischen Grenze. Auf Grund der historischen Entstehung und Bedeutung des Gemeindenamens wird diese umgangssprachlich auch „Das Freigericht“ genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Freigericht liegt nahe dem Rhein-Main-Gebiet, an den Ausläufern des Spessarts, direkt an der hessisch-bayerischen Grenze. Über 40 % des Gemeindegebietes sind bewaldet. Die höchste Erhebung mit 371 m ü. NN ist der Heidkopf in der Sölzert, der niedrigste Punkt liegt auf 140 m ü. NN.

Freigericht liegt zwischen 50°5' und 50°13' nördlicher Breite sowie 9°5' und 9°13' östlicher Länge. Die Gemeinde erstreckt sich auf einer Fläche von 33,42 km² in einem Seitental der Kinzig.

Geologie

Im südlichen Teil der Gemeinde wurden diverse Hügelgräber gefunden.

Am 19. Juni 1930 fand man bei Bauarbeiten im Ortsteil Somborn einen etwa 40.000 Jahre alten Mammutzahn, der in die damalige Kreisstadt Gelnhausen verbracht wurde. Mit Errichtung des Heimatmuseums im Freigericht drang die Gemeinde (bisher vergebens) auf Rückgabe.

Nachbargemeinden

Gemeinde Hasselroth
Gemeinde Rodenbach Windrose klein.svg Gemeinde Linsengericht
Landkreis Aschaffenburg
Stadt Alzenau Markt Mömbris Gemeinde Geiselbach und
Geiselbacher Forst (gemeindefreies Gebiet)

Gemeindegliederung

Freigericht (Somborn), im Hintergr. m. Neuses, l. tlw. Altenmittlau, im Vordergr. tlw. Gondsroth

Die Gemeinde besteht aus 5 Ortsteilen:

Geschichte

Name

Die vier Zentgerichte von Wilmundsheim (heute Alzenau), Hörstein, Mömbris und Somborn (mit einigen weiteren Dörfern) teilten sich früher ein zusammenhängendes Waldgebiet, die sogenannte Hohe Mark. Um 1200 erhielten die Wilmundsheimer Zenten Selbstverwaltungsrechte und wurden zu freien Gerichten. Daher stammt der Name Freigericht. Im Jahre 1500 übernahmen das Kurfürstentum Mainz und die Grafschaft Hanau das nun wieder abhängige Freigericht.[3]

Religionen

Katholische Kirche

Da das Freigericht zum Gebiet des Mainzer Kurfürsten gehörte, breitete sich hier – anders als in den Nachbargemeinden – die Reformation nicht aus. Daher sind auch heute noch etwa 66 % der Bevölkerung katholisch.

Über Jahrhunderte hinweg gab es nur eine Pfarrei in Somborn, zu der neben den heutigen Freigerichter Orten auch Albstadt gehörte. Dieser Ort gehört seit dem frühen 19. Jahrhundert zur Stadt Alzenau.

Im 18. Jahrhundert wurden in den einzelnen Orten Kapellen gebaut, aus denen sich nach und nach eigenständige Pfarreien bildeten.

Durch die päpstliche Bulle Provida solersque vom 16. August 1821 kam das Freigericht zur Diözese Fulda.

Im Zuge des Pastoralen Prozesses im Bistum Fulda (unter anderem bedingt durch den Mangel an Priestern) haben sich die Kirchengemeinden des Freigerichts mit der Kuratie in Hasselroth am 2. Juli 2006 zu einem Pastoralverbund „St. Peter und Paul“ zusammengeschlossen.

Jeweils zwei Gemeinden werden von einem Pfarrer betreut, in Somborn/Hasselroth wirkt darüber hinaus noch ein Kaplan. „Moderator“ (Vorsitzender) des Verbundes ist der Pfarrer von St. Bartholomäus und St. Markus, Dechant Stefan Buß.

In Freigericht, das zum Dekanat Kinzigtal gehört, gibt es folgende fünf Gemeinden, deren Sprengel deckungsgleich mit den Ortsteilen sind:

St. Markus in Altenmittlau
  • Pfarrei St. Anna, Somborn – Die Mutterpfarrei des Freigerichts (ehemals St. Peter und Paul)
  • Pfarrei St. Bartholomäus, Bernbach
  • Pfarrei St. Markus, Altenmittlau
  • Kuratie St. Michael, Horbach
  • Pfarrei St. Wendelin, Neuses

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck

Gut 16 % der Freigerichter sind evangelisch. Sie gehören zur Johannesgemeinde, die alle Ortsteile umfasst. Die Gemeinde wurde 1980 selbstständig, zuvor war sie Filiale der Gemeinde in Niedermittlau.

Jüdische Gemeinde

Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es im Ortsteil Somborn eine kleine jüdische Gemeinde mit eigener Synagoge. Die Synagoge wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 durch das Einschreiten des Somborner Bürgermeisters gerettet und überstand auch die Kriegswirren. Später wurde das Gebäude in ein Wohnhaus umgebaut.

Eingemeindungen

Die Gemeinde Freigericht entstand am 1. Januar 1970 durch freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Altenmittlau, Bernbach, Horbach, Neuses und Somborn.

Einwohnerentwicklung

  • 1820: 2.584
  • 1910: 5.390
  • 1939: 6.833
  • 1950: 9.737
  • 1961: 10.491
  • 1970: 12.145
  • 1980: 12.642
  • 1990: 13.248
  • 2000: 14.662
  • 2006: 15.017
  • 2008: 14.873
  • 2009: 14.704
  • 2010: 14.630

Politik

Rathaus

Die politischen Gremien der hessischen Gemeinde Freigericht bestehen laut Magistratsverfassung aus der Gemeindevertretung, dem Bürgermeister und dem Gemeindevorstand. Der Bürgermeister sitzt dabei dem Gemeindevorstand vor. In den Ortsteilen bestehen Ortsbeiräte. Seit der Kommunalwahl 2001 ist es in Hessen möglich, bei Gemeinde- und Ortsbeiratswahlen zu kumulieren und zu panaschieren, d. h. einer Person bis zu drei Stimmen zu geben bzw. Stimmen auf verschiedene Parteien zu verteilen.
Zur besseren Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei Entscheidungen, die sie berühren, gibt es in der Gemeinde Freigericht ein Kinder- und Jugendparlament.
Auf Bundesebene gehört Freigericht dem Bundestagswahlkreis Hanau an, im Hessischen Landtag ist die Gemeinde dem Wahlkreis Main-Kinzig I zugeordnet.

Gemeindevertretung

Gemeindevertretungswahl 2011
 %
50
40
30
20
10
0
27,9%
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22,9%
19,3%
13,3%
12,4%
2,4%
1,8%
BfF Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Unbest. Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2006
 %p
 15
 10
   5
   0
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-10
-15
-20
-20,0%
+1,6%
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+13,3%
+12,4%
+2,4%
-0,8%
BfF Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel
Unbest. Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Kürzel

Die Freigerichter Gemeindevertretung besteht aus 37 Mitgliedern. Seit Gründung der Gemeinde 1970 ist die CDU die stärkste Partei innerhalb der Gemeindevertretung, jedoch musste sie seit ihrem Wahlsieg 2001 erhebliche Verluste verzeichnen. Mit der Kommunalwahl 2011 wurden insgesamt sieben politische Gruppierungen in die Gemeindevertretung gewählt.

Parteien und Wählergemeinschaften 2011 2006 2001 1997
 % Sitze  % Sitze  % Sitze  % Sitze
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 27,9 10 47,9 18 59,0 22 45,3 17
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 19,3 7 28,3 10 24,2 9 28,8 11
FDP Freie Demokratische Partei 1,8 1 2,6 1
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 13,3 5 7,6 3 8,9 3
UWG Unabhängige Wählergemeinschaft Freigericht 22,9 8 21,3 8 9,2 3 17,0 6
BfF Bürger für Freigericht 12,4 5
Die Unbestechlichen Die Unbestechlichen - Liste freier Bürger 2,4 1
gesamt 100,0 37 100,0 37 100,0 37 100,0 37
Wahlbeteiligung in % 51,6 48,4 52,2 68,4


Bürgermeister

Als Nachfolger für den nach 18 Jahren ausscheidenden Bürgermeister Franz wurde am 24. September 2006 der damalige Altenmittlauer Ortsvorsteher und Gemeindevertreter Joachim Lucas (UWG) zum neuen Bürgermeister gewählt.

Die bisherigen Bürgermeister der Gemeinde Freigericht waren:

  • Georg Kreis (Staatsbeauftragter, 1. Januar 1970 bis 10. Juli 1970) (UWG)
  • Dr. Horst Eberhard Theis (11. Juli 1970 bis 22. November 1971) (CDU)
  • Robert Braatz (12. Mai 1972 bis 30. April 1975) (CDU)
  • Franz Schilling (9. Oktober 1975 bis 15. März 1986) (CDU)
  • Walter Streb (11. Juni 1986 bis 31. Dezember 1988) (CDU)
  • Manfred W. Franz (1. Januar 1989 bis 31. Dezember 2006) (CDU)
  • Joachim Lucas (seit 1. Januar 2007) (UWG)

Gemeindevorstand

Der Gemeindevorstand wird durch die Gemeindevertretung zu Beginn der Legislaturperiode gewählt und besteht aus dem hauptamtlichen Bürgermeister und zehn ehrenamtlichen Beigeordneten. Er ist das Verwaltungsorgan der Gemeinde, das die Beschlüsse der Gemeindevertretung vorbereitet und ausführt.

Kinder- und Jugendparlament

Zur stärkeren Einbindung von Kindern und Jugendlichen in die Entscheidungen der Gemeinde wurde ein Kinder- und Jugendparlament gegründet. In diesem Parlament sind Jugendliche aus allen Ortsteilen vertreten. Somborn entsendet drei, die anderen Ortsteile je zwei Vertreter. Die Wahlen finden alle zwei Jahre statt, wobei die Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren wahlberechtigt sind.

Parteien

Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)

Die Christlich Demokratische Union (CDU) Freigericht existiert seit 1945, als sich kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit Sondergenehmigung der Alliierten Besatzungsmacht die ersten demokratischen Parteien organisieren durften. Die CDU wurde damals nach den Bamberger Richtlinien der heutigen CSU gegründet und schloss sich kurze Zeit später dem neu gegründeten Landesverband Hessen an. Die CDU hat sich in Freigericht nach der Gebietsreform zu einem Gemeindeverband zusammengeschlossen und ist einer der mitgliederstärksten Verbände der CDU Main-Kinzig. Die CDU ist seit Gründung der Gemeinde Freigericht die stärkste politische Kraft in den gemeindlichen Gremien. Seit 1951 gibt es die Junge Union (JU) Freigericht, sie stellt in Freigericht die größte politische Jugendorganisation. Die JU Freigericht ist der mitgliederstärkste Verband im Main-Kinzig-Kreis und einer der mitgliederstärksten in Hessen.

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

Bereits in den 50er Jahren traten erste Vertreter der SPD auf Wahllisten in den heutigen Ortsteilen Freigerichts auf. Mit dem Zusammenschluss der Ortsteile durch die Gemeindegebietsreform gründete sich die SPD Freigericht. Über die Jahre hinweg konnte sich die SPD im konservativ geprägten Freigericht etablieren und gehört heute zu den aktivsten politischen Gruppierungen in Freigericht. Die Jusos Freigericht sind stark am politischen Geschehen der Gemeinde beteiligt und stellen auch nach der Kommunalwahl 2011 wieder 2 Gemeindevertreter.

Bündnis 90/Die Grünen (Grüne)

In Freigericht gab es eine Ortsgruppe von Bündnis 90/Die Grünen, die erstmals bei der Kommunalwahl 1993 in die Gemeindevertretung einzog. Bis 2001 bildeten die Grünen mit SPD und UWG eine Koalition in der Gemeindevertretung. Mangels Mitgliedern musste sich der Ortsverband 2005 auflösen. Im Herbst 2010 haben sich die Grünen wiedergegründet mit dem Ziel, bei der bevorstehenden Kommunalwahl anzutreten.

Freie Demokratische Partei (FDP)

Seit 2006 gibt es in Freigericht und Hasselroth einen Ortsverband der FDP, der beim erstmaligen Antreten zur Kommunalwahl 2006 einen Sitz in der Gemeindevertretung erringen konnte und in Somborn einen Sitz im Ortsbeirat. Seit dem Januar 2009 gibt es den Jungen Liberalen Ortsverband Freigericht (kurz: JuLis Freigericht).

Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG)

Die Unabhängige Wählergemeinschaft Freigericht (UWG) besteht in ihrer derzeitigen Form seit der Gebietsreform 1970, als sich die in den einzelnen Ortsteilen bestehenden Gruppen zu einer einzigen Gemeinschaft zusammenschlossen. Vor dem Zusammenschluss zur Gemeinde Freigericht waren die Wählergruppen (teils UWG, teils FWG) treibende politische Kräfte in den einzelnen Gemeindevertretungen der fünf Orte. Mit der Gründung der Gemeinde Freigericht verlor die UWG diese Rolle an die CDU. Seit der Kommunalwahl 2006 kommt der UWG wieder ein stärkeres Gewicht zu, zudem stellt sie mit Joachim Lucas den Bürgermeister.

Bürger für Freigericht (BfF)

Im Dezember 2010 gründete sich aus der Bürgerbewegung zur Verhinderung einer Golfplatzerweiterung die Wählergruppe „Bürger für Freigericht“.

Die Unbestechlichen – Liste freier Bürger

Aus der gleichen Bewegung entstand eine weitere Wählerliste, „die Unbestechlichen – Liste freier Bürger“.

Wappen

Freigerichter Gemeindewappen

Blasonierung: In Silber ein gradarmiges schwarzes Tatzenkreuz, kreuzweise belegt mit einem blauen Schlüssel und einem blauen Schwert.

Bedeutung: Das schwarze Kreuz auf silbernem Grund symbolisiert die alten Beziehungen der Gemeinde zum Bistum Fulda.

Schlüssel und Schwert sind die Symbole der Heiligen Petrus und Paulus, der beiden ältesten Patrone der Somborner Pfarrkirche.

Im weiteren Sinne kann das Schwert auch symbolisch als Gerichtsschwert des Freigerichts gedeutet werden. Diese geschichtlichen Zusammenhänge wurden bei der Wappengebung für die Gemeinde Freigericht herangezogen.

Die Führung des Wappens wurde der Gemeinde Freigericht am 6. Oktober 1971 durch das Land Hessen genehmigt.

Flagge

Die Flagge der Gemeinde Freigericht ist eine blaue Bannerflagge mit weißen Seitenstreifen und dem Gemeindewappen.

Die Führung der Flagge wurde am 16. Juni 1972 durch den hessischen Innenminister genehmigt.

Städtepartnerschaften

Die Gemeinde Freigericht ist seit 1972 verschwistert mit St. Quentin-Fallavier, einer Gemeinde nahe Lyon. Seit 2004 bestehen auch freundschaftliche Beziehungen mit Gallicano nel Lazio in Italien.

Darüber hinaus sind einige der örtlichen Vereine mit anderen Vereinen in Europa befreundet.

Die örtliche Kopernikusschule pflegt zudem Partnerschaften mit über 20 Partnerschulen weltweit.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Heimatmuseum

In Somborn gibt es ein Heimatmuseum, in dem das Leben im Freigericht in vergangenen Tagen gezeigt wird. Dieses Museum soll eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart sein und Erinnerungen an die Vorfahren festhalten. Zurzeit wird das Heimatmuseum erweitert, um eine Nachbildung der Freigerichter Kleinbahn aufzustellen. Ein weiterer Schwerpunkt des Museums ist die Zigarrenherstellung im Freigericht. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden im Freigericht in Fabriken und in Heimarbeit Zigarren hergestellt.

Musik

Das kulturelle Leben der Gemeinde wird zum großen Teil von den zahlreichen Vereinen gepflegt. Fünf Orchester, ein Spielmanns- und Fanfarenzug, zahlreiche Chöre und weitere Gruppierungen geben jährlich mehrere Konzerte und sind weit über die Grenzen Freigerichts bekannt und geschätzt. Seit Mai 2008 beheimatet die Gemeinde Freigericht mit dem Musikverein „Viktoria“ Altenmittlau 1897 e. V. unter der Leitung seines Dirigenten, Prof. Hans Rückert, den 1. Preisträger des deutschen Orchesterwettbewerbes. Hinzu kommen noch Aufführungen diverser Theatergruppen und weitere Veranstaltungen. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich auch die Freigerichter „Babbelowende“, Abende, an denen die verschiedenen Freigerichter Dialekte gepflegt werden.

Sommerliche Musiktage

Jährlich im August veranstalten die Gemeinden Freigericht und Rodenbach die „Sommerlichen Musiktage“ auf Hof Trages; an mehreren Abenden werden Konzerte mit Musik aus verschiedenen Stilrichtungen und Epochen gegeben, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Bauwerke

Kirchen

Katholische Kirche St. Anna

Markante Bauwerke in den Freigerichter Ortsteilen sind die Kirchen und ihre Vorgänger-Kapellen.

Hof Trages

Der eher unscheinbare Hof Trages,(50,1° N; 9,1° O)50.1221389.090614220 heute an der bayerisch-hessischen Grenze gelegen, entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts zum Treffpunkt und Rückzugsort zahlreicher später bekannt und berühmt gewordener Persönlichkeiten. Der Genius loci ist auf das Engste verknüpft mit der Person des bedeutenden Rechtsgelehrten und preußischen Ministers Friedrich Carl von Savigny (1779–1861). Sein Vater, der Jurist Karl Ludwig von Savigny hatte von einem Onkel das Landgut Trages geerbt. Karl Ludwig von Savigny entstammte einem Adelsgeschlecht mit reichen Gütern in Westdeutschland und lebte zuletzt als Geheimer Regierungsrat in Frankfurt am Main. Seine Mutter, Henriette Philippine, geb. Groos, war die Tochter eines in Zweibrücken ansässigen Geheimrats. Auf diese Weise verbanden sich in Savignys Familie Amtsadel und bürgerliches Gelehrtentum. Während seiner Reisen nach Thüringen, Sachsen und Böhmen von 1799 bis 1800 freundete sich Friedrich Carl von Savigny in Jena mit dem gleichaltrigen Clemens Brentano (1778–1842) an. 1800 promovierte Friedrich Carl von Savigny in Marburg und begann dort mit der Abhaltung von Vorlesungen über gemeines Strafrecht, römisches Zivilrecht und über methodische Fragen des Jurastudiums. Sein erster Marburger Schüler war Jacob Grimm. 1804 vermählte sich Savigny im nahen Meerholz (heute Stadtteil Gelnhausens) mit Kunigunde Brentano, der älteren Schwester von Clemens und Bettina Brentano. Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor. Von August 1804 bis September 1805 unternahm Friedrich Carl von Savigny in Kunigundes Begleitung eine Studienreise von Hof Trages nach Paris, wo er gemeinsam mit Jacob Grimm in der Bibliothèque Nationale arbeitete. Savignys Freunde und Studienfreunde waren häufig zu Besuch auf dem Hof Trages. Clemens Brentano schrieb hier in den 1830ern sein berühmtes Märchen Gockel, Hinkel und Gackeleia (erschienen 1838). Die Geschichte beginnt mit dem Satz „In Deutschland in einem wilden Wald, zwischen Gelnhausen und Hanau, lebte ein ehrenfester bejahrter Mann […].“ Im weiteren Text enthaltene Ortsbeschreibungen lassen vermuten, dass die romantische Klosterruine des nahen Kloster St. Wolfgang bei Rodenbach als Vorlage für den Schauplatz „Gockelsruh“ diente. Jacob und Wilhelm Grimm waren regelmäßige Gäste auf Hof Trages. 1805 lernte Savigny auch Achim von Arnim kennen, seinen späteren Schwager, und begegnete Karoline von Günderrode. 1811 heiratete Bettina Brentano Achim von Arnim. Aus ihr wurde als Bettina von Arnim eine bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik. Eine zweite Studienfahrt führte das Ehepaar von Savigny von Juli 1806 bis Herbst 1807 über Nürnberg, Augsburg, Landshut nach Wien und von dort über Salzburg, München, Weimar und Kassel zurück nach Hof Trages. In Weimar hatte Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) die beiden freundlich empfangen. Savigny ging 1810 als Professor an die 1809 gegründete Berliner Universität (Alma Mater Berolinensis), die heutige Humboldt-Universität. 1812 wurde er deren Rektor als Nachfolger des Philosophen Johann Gottlieb Fichte. Savigny wurde 1817 als Staatsrat Mitglied des preußischen Justizministeriums, 1842 preußischer Minister für Revision der Gesetzgebung. Seine Werke gelten heute als direkte Vorläufer des Bürgerlichen Gesetzbuchs. 1841 war sein früherer Schüler Jacob Grimm und dessen Bruder Wilhelm Grimm nach Berlin gezogen, wo Savigny und die Grimms herzlichen Kontakt pflegten. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde er Präsident des Staatsrates und 1847 Ministerpräsident. Nach seinem Tod 1861 erhielt Friedrich Carl von Savigny seine letzte Ruhestätte in der Berliner Hedwigskathedrale, der Zentralkirche der Berliner Katholiken. 1875 wurde sein Sarg nach dem Familiengut Trages übergeführt und ruht seither in der Familiengruft in der Kapelle in Trages. 1887 wurde der Savignyplatz in Charlottenburg bei Berlin nach ihm benannt.

Wetterau-Main-Tauber-Stellung

Entlang der durch natürliche Gräben und Furchen geformten Wälder nahe Bernbach, Horbach und Neuses verläuft die Wetterau-Main-Tauber-Stellung. Dabei handelt es sich um eine Bunkerstellung, die ihren Ursprung in den 1930er Jahren als Ergebnis der Verträge von Versailles hatte. Sie sollte einen französischen Angriff auf das militärisch geschwächte Deutsche Reich verzögern, um Zeit für eine Formierung des auf 100.000 Mann beschränkten Feldheeres zu gewinnen. Gemeinsam mit der Neckar-Enz-Stellung (zwischen Eberbach und den Ausläufern des Schwarzwaldes) sollte einer Teilung des deutschen Reiches an seiner schmalsten Stelle entgegengewirkt werden. Während der Bauzeit vom Frühjahr 1936 bis Sommer 1938 entstanden insgesamt 308 Bunkerbauwerke und 21 Fundamentplatten für Hochstände. Zwei nasse Panzerabwehrgräben wurden im Kinzigtal und im Kahltal ausgehoben. Sechs Panzersperren durch mehrreihige Pfahlhindernisse wurden bei Hain-Gründau, Meerholz, Bernbach, Horbach, Altenmittlau und Neuses angelegt. Auf Freigerichter Gemarkung befanden sich etwa 45 Bunker, drei Fundamentplatten für Maschinengewehr-Hochstände und vier der insgesamt nur sechs Pfahlhindernisse. Dieser Stellungsabschnitt weist die größte Bauwerksdichte in der gesamten Stellung auf. Nur wenige Meter trennen die Bauwerke an manchen Stellen voneinander. Bei den 45 Bunkern handelt es sich vornehmlich um MG-Schartenstände und Unterstände mit ursprünglich vorgesehenen Besatzungsstärken von fünf bis 21 Mann. Kurz nach Beendigung der Bauarbeiten wurden alle Bauwerke ihrer gesamten Einrichtung beraubt, welche für den Bau des späteren Westwalls benötigt wurde. Danach standen die Bauwerke leer. Die Stellung verlor gänzlich an Bedeutung. Erst im Herbst 1944 wurde beschlossen, die Stellung gegen die heranrückenden Amerikaner zu nutzen. Der Mangel an Ausrüstung, Gerätschaften und geschultem Personal führte jedoch dazu, dass die Stellung zu keiner Zeit ein ernstzunehmendes Hindernis geworden ist. Nach Kriegsende wurden nahezu alle Bauwerke gesprengt. Mittlerweile ist die Natur auf dem besten Weg sich ihr geraubtes Land zurückzuerobern.

Naturdenkmäler

Rodfeldeiche

Die Rodfeldeiche (fälschlicherweise auch „Rotfelseiche“) war eine etwa 400 Jahre alte deutsche Eiche und stand auf dem gleichnamigen Rodfeld, einem ehemals bewaldeten und im vorigen Jahrhundert gerodeten Hang nahe dem Ortsteil Neuses. Sie gilt als Freigerichter, im speziellen als Neuseser Wahrzeichen. Der durch einen über Jahre andauernden Pilzbefall geschwächte Baum fiel im Januar 2007 dem Orkan Kyrill zum Opfer. An seiner Stelle wurde eine neue Eiche gepflanzt und ein Gedenkstein errichtet.

Sport

Im Freigericht gibt es neben den kulturtreibenden Gruppen und Vereinen auch eine große Zahl an Sportvereinen. Tennis, Tischtennis, Leichtathletik, Badminton, Volleyball, asiatische Sportarten und vieles mehr werden angeboten.

Der im Ortsteil Bernbach beheimatete SV 1919 Bernbach spielte in der Oberliga Hessen und galt als einer besten „Dorfvereine“ Hessens.

Am Hof Trages bei Somborn entstand in den 1990ern ein 18-Loch-Golfplatz.

Wasserliebende Freigerichter kommen im Hallenbad „Platsch“ auf ihre Kosten; auch eine Sauna steht dort zur Verfügung.

Regelmäßige Veranstaltungen

In Freigericht finden regelmäßig kleinere und größere Feste statt, die von den ansässigen Vereinen organisiert werden.

Am Kerb-Wochenende, dem ersten Wochenende im September, finden in allen Ortsteilen Feste statt, das größte davon im kleinsten Ortsteil Horbach. Der Veranstalter hier ist seit 25 Jahren der „Gesangverein Eintracht Edelweiß e. V.“ und die Fördervereine des Gesangvereins. Die Horbacher Kerb ist die größte Kerb im Main-Kinzig-Kreis.

Kulinarische Spezialitäten

Die Freigerichter Küche ist herzhaft. Eine Spezialität sind hausgemachte Kuchen, hier zu allererst der Freigerichter Hefekuchen vom Blech.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Nördlich des Freigerichts verläuft die A 66 von Frankfurt nach Fulda. Im südlichen Bereich verläuft die L3202 von Gelnhausen nach Alzenau.

Freigerichter Kleinbahn

Die Freigerichter Kleinbahn verkehrte zwischen 1904 und 1955 zwischen den Bahnhöfen Langenselbold und Gelnhausen an der Strecke Frankfurt am Main–Fulda und erschloss die Ortsteile des Freigerichts und Hasselroths. Für das Wirtschaftsleben der kleinen Orte hatte sie entscheidende Bedeutung, denn die Einwohner konnten nun ins Rhein-Main-Gebiet pendeln (Hanau, Offenbach am Main, Frankfurt). Gleichzeitig siedelten sich im Freigericht Betriebe an, in denen hauptsächlich Frauen (unter anderem in Heimarbeit) tätig waren. Mit Zunahme des Straßenverkehrs in den 1950ern war der Betrieb der Bahnlinie nicht mehr wirtschaftlich und wurde eingestellt.

Bildung

Grundschulen

  • Bischof-Dr.-Christian-Schreiber-Schule (Ortsteil Somborn)
  • Schule am Dorfplatz (Ortsteil Altenmittlau)
  • Regenbogenschule (Ortsteil Bernbach)
  • Schule der bunten Raben (Ortsteil Horbach)
  • Konrad-Neumann-Schule (Ortsteil Neuses)

Weiterführende Schulen

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen

  • General Orlow, russischer Fürst und Feldherr, soll im Zuge der Napoleonischen Kriege im Somborner Gasthaus Freigericht übernachtet haben; dort wurde ein Zimmer nach ihm benannt.
  • Adolf Amberg, 1874 als Sohn Neuseser Eltern in Hanau geboren, gestorben 1913 in Berlin-Grunewald, Künstler, unter anderem Aachener Ratssilber, Porzellanarbeiten zur preußischen Kronprinzenhochzeit 1905.
  • Irina Mikitenko, Langstreckenläuferin
  • Marcos Alvarez, Fußballspieler, ging hier zur Schule.

Persönlichkeiten, die mit Hof Trages in Verbindung stehen

Ehrungen und Auszeichnungen

Die von der Gemeinde Freigericht verliehenen Ehrungen und Auszeichnungen umfassen:

  • Ehrenbürger, für Menschen, die sich in besonderer Weise um die Gemeinde bemüht haben
  • Ehrenbezeichnungen wie Ehrenbürgermeister oder Gemeindeältester, für Menschen, die mindestens 20 Jahre ihr Mandat ausgeübt haben
  • Bürgermedaille „Bischof-Dr.-Christian-Schreiber-Medaille“, für langjährige politische Tätigkeit, vorbildliches bürgerschaftliches Verhalten, Verdienste um die Völkerverständigung, Verdienste auf wissenschaftlichem, kulturellem, sportlichem oder sozialem Gebiet
  • Jährliche Auszeichnungen (jeweils mit € 300 dotiert)
    • „Bürgerpreis der Gemeinde Freigericht für ehrenamtliche Sozialarbeit“
    • „Anerkennungspreis der Gemeinde Freigericht für besondere Aktivitäten und Leistungen in der Jugendarbeit“
    • „Umweltpreis der Gemeinde Freigericht“
    • „Kulturpreis der Gemeinde Freigericht für künstlerische und kulturelle Leistungen“

Literatur

  • Rudolf Schilling: Die jüdische Gemeinde Somborn im Freigericht. C. Frohberg, Freigericht 2002, ISBN 3-9805982-9-2.
  • Emil Stock: Freigerichter Lexikon. C. Frohberg, Freigericht 2001.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der hessischen Gemeinden am 31. Dezember 2010 (Hilfe dazu)
  2. Gesamtliste aller prädikatisierter Orte in Hessen 2008 (PDF; 39 KB)
  3. Das freie Gericht von Wilmundsheim

Weblinks

 Commons: Freigericht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Friedrich Carl von Savigny – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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