- Kusuratte
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Kusuratten Systematik Ordnung: Nagetiere (Rodentia) Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha) Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea) Familie: Langschwanzmäuse (Muridae) Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae) Gattung: Kusuratten Wissenschaftlicher Name Arvicanthis Lesson, 1842 Die Kusuratten (Arvicanthis) sind eine Gattung afrikanischer Nagetiere. In Afrika selbst werden sie meistens „Grasratten“ oder „Grasmäuse“ genannt – eine Bezeichnung, die aber auch für andere Nagetiergattungen verwendet wird.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Kusuratten sind recht große Nagetiere mit Kopfrumpflängen zwischen 11 und 20 cm und einem 9 bis 16 cm langen Schwanz. Sie haben ein borstiges Fell, dessen Färbung sehr variabel ist. Das Spektrum reicht von Hellgrau bis Schwarzbraun. Manchmal ist ein dunkler Aalstrich schwach zu erkennen. Die Unterseite ist stets unwesentlich heller als die Oberseite.
Lebensraum
Die afrikanischen Savannen sind der wichtigste Lebensraum dieser Tiere. Sie fehlen in dichten Wäldern, tolerieren aber Halbwüsten. Häufig sind sie entlang des gesamten Nils bis in sein Delta. In Äthiopien findet man sie im Hochland bis in Höhen von 3 700 m.
Lebensweise
Kusuratten sind gesellige Tiere. Sie leben in Gruppen, die sich aus mehreren Männchen und Weibchen zusammensetzen. In manchen Jahren kommt es zu regelrechten Bestandsexplosionen. Anfang der 1970er kam es im Serengeti-Nationalpark zu einer solchen Vermehrung, die dazu führte, dass ein Mensch mit jedem Schritt diese Tiere aufscheuchte. Die Kadaver der totgefahrenen Kusuratten lagen zuhauf in den Fahrspuren, und die lebenden ernährten sich von diesen. In der Sahelzone kam es 1976 zu einer vergleichbaren Populationsexplosion, die aber schon 1977 wieder zusammenbrach.
In einer Kusuratten-Gruppe können sich mehrere Paare finden und gleichzeitig Junge aufziehen. Unter günstigen Bedingungen können das ganze Jahr über Junge geworfen werden, meistens kommt es aber in der Trockenzeit zu einer Pause. Im Durchschnitt kommen fünf Junge zur Welt. Sie werden drei Wochen gesäugt und sind nach drei Monaten geschlechtsreif. Die weiblichen Jungen bleiben in ihrer Gruppe, während die Männchen diese für gewöhnlich verlassen. Obwohl in einem Fall ein in Gefangenschaft gehaltenes Exemplar sechseinhalb Jahre alt wurde, ist die Lebenserwartung in der Wildnis kurz: Sie wird im Durchschnitt auf zehn Monate geschätzt, und zwanzig Monate scheinen das Maximum zu sein.
Kusuratten leben in Bauen, deren Eingänge unter Baumwurzeln, Sträuchern oder Felsen verborgen liegen oder in Termitenhügel eingebettet sind. Sie sind fast reine Pflanzenfresser, die sich von Gräsern, Blättern und Samen ernähren. Nur in Ausnahmefällen werden auch Insekten gefressen.
Wegen ihrer Häufigkeit spielen Kusuratten eine wesentliche Rolle als Beute für andere Tiere. So dürften Kusuratten in vielen Regionen Afrikas 25 % in der Ernährung der Schleiereule ausmachen. Weitere Feinde der Kusuratten sind Mangusten, Schakale, Schlangen und Bussarde.
Systematik
Über die Artenzahl besteht Uneinigkeit. Während manche Fachleute alle Kusuratten einer einzigen Art (Arvicanthis niloticus) zuordnen, unterscheiden Wilson & Reeder die folgenden fünf Arten:
- Nilratte oder Nil-Grasratte, Arvicanthis niloticus, Westafrika, Sahelzone, Ostafrika, Nildelta, Jemen
- Nairobi-Grasratte, Arvicanthis nairobae, Kenia, Tansania
- Arvicanthis somalicus, Äthiopien, Somalia, Kenia, Tansania
- Äthiopische Grasratte, Arvicanthis abyssinicus, Äthiopien
- Blicks Grasratte, Arvicanthis blicki, Äthiopien
Eine weitere Art, wechselweise Arvicanthis dembeensis oder Arvicanthis lacernatus genannt, wurde ebenfalls aus Äthiopien beschrieben, von Wilson & Reeder aber mit niloticus gleichgesetzt. Sudanesische Populationen von niloticus sind auch schon im Artrang als Arvicanthis testicularis geführt worden.
Kusuratten und Menschen
In ihrem gesamten Verbreitungsgebiet gelten Kusuratten als Landwirtschaftsschädlinge. In den Jahren ihrer Massenvermehrungen können sie in Großregionen ganze Ernten vernichten. Daneben gelten sie als Krankheitserreger, die im alten Ägypten an der Ausbreitung der Pest mitgewirkt haben könnten.
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0801857899
- Don E. Wilson, Deeann M. Reeder: Mammal Species of the World: A Taxonomic and Geographic Reference. Smithsonian Books, 1993, ISBN 1560982179
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