Kölner Synagoge

Kölner Synagoge
Synagoge in Köln, Roonstraße

Die Kölner Synagoge befindet sich im Stadtteil Neustadt-Süd an der Roonstraße gegenüber dem Rathenauplatz. Sie ist ein Zentrum des religiösen und kulturellen jüdischen Lebens in Köln, das für die Jüdische Geschichte in Köln in Zeugnissen und Denkmälern seit dem Jahr 321 dokumentiert werden kann. In diesem Jahr erlaubte Kaiser Konstantin der Große, dass auch jüdische Bürger in die curia des römischen Köln gewählt werden konnten. Internationale Beachtung fand die Synagoge beim Besuch des Papstes Benedikt XVI. während des Weltjugendtages im August 2005. Er besuchte als erstes katholisches Oberhaupt ein jüdisches Gotteshaus in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Hintergrund

In der Nacht zum 25. Dezember 1959 wurde die Synagoge durch zwei Mitglieder der Deutschen Reichspartei mit Hakenkreuzen und antisemitischen Parolen beschmiert.

Nachdem die im maurischen Stil erbaute alte Haupt-Synagoge in der Glockengasse (Entstehung 1861) keinen ausreichenden Platz für die gewachsene Gemeinde bot, wurde für die liberaleren Mitglieder an der Roonstraße 1895–99 von den Kölner Architekten Emil Schreiterer und Bernhard Below ein Neubau in neuromanischer Form errichtet. Der U-förmige Gebäudekomplex mit Tuffsteinverkleidung weist im Zentrum einen kuppelüberwölbten Zentralraum auf kreuzförmigem Grundriss mit Vorhalle auf, der von viergeschossigen Begleitbauten flankiert wird. Der Grundstein wurde am 23. Oktober 1895 gelegt, Einweihung war am 22. März 1899. Am 9. November 1938 wurden in der sogenannten Reichspogromnacht alle sieben bestehenden Synagogen in Köln von den Nationalsozialisten zerstört beziehungsweise wie für diese eher zutreffend: verwüstet. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau durch Luftangriffe beschädigt. Nach dem Krieg setzte sich Konrad Adenauer dafür ein, dass die Synagoge wieder hergerichtet wurde. Wiedereröffnet wurde die im Äußeren mit geringen Veränderungen wiederhergestellte und im Inneren vereinfachte Synagoge (zum Teil mit Bleiverglasung von der Kunstglaserei Lammers & Warzager) nach zweijähriger Bauzeit unter der Leitung des Architekten Helmut Goldschmidt am 20. September 1959. Die Hauptfront wird ausgezeichnet durch eine dreibogige Portalanlage (ehemaliger Haupteingang) sowie einer großen Giebelfassade mit mittig angeordneter Fensterrosette, der ehemalige zentrale Synagogensaal ist am Außenbau durch einen Kubus mit Rundbogenfenstern, Pyramidendach und schlanken Ecktürmchen in Anlehnung an byzantinische Vorbilder erkennbar.[1]

Die Synagoge heute

Blick auf Toraschrein und die Bimah (Torahlesepult)

Die Synagoge dient als Versammlungs- und Gotteshaus. Das Gebäude verfügt über ein koscheres Restaurant, eine Bibliothek, ein Museum, ein Jugendzentrum und einen Festsaal. Weitere soziale Einrichtungen wurden in das jüdische Wohlfahrtszentrum mit Alten- und Pflegeheim, dem ehemaligen Gebäude des „Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache“, in der Ottostraße/Nußbaumerstraße im Stadtteil Neuehrenfeld ausgelagert. Der Gebetsraum bietet Platz für 800 Männer- und 600 Frauensitze. In der Gedenkhalle erinnert eine Gedenktafel mit den Worten „Der du diese Halle betrittst - verweile in stillem Gedenken an die über Sechsmillionen unschuldig gemordeten Schwestern und Brüder“ an die Ermordung der Juden im Nationalsozialismus. An der Außenfassade im Mittelteil befindet sich über den drei Fensterbögen die Inschrift:

„Nicht durch Macht und nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr der Heerscharen.“

Secharja IV, 6.

Die während des Novemberpogroms 1938 durch den katholischen Priester Gustav Meinertz gerettete Torarolle der Synagoge in der Glockengasse wurde bis 2007 in einer Glasvitrine im Eingangsbereich ausgestellt. Nach einer Restaurierung, deren Kosten in Höhe von 12.000 Euro das Erzbistum Köln übernahm, kann die 1902 gefertigte Schrift nun wieder in der Liturgie benutzt werden.[2]

Orthodoxe Einheitsgemeinde

In der Synagoge Roonstraße wurde bis zur Schoah der jüdisch-liberale Ritus (mit Orgel und Chor, aber Trennung zwischen Männern und Frauen) befolgt. Die Synagoge gehörte wie alle anderen Synagogen (bis auf die Austrittsgemeinde Adass Jeschurun) zur jüdischen Einheitsgemeinde. Nach dem Krieg wurde angesichts der geringen Anzahl der Überlebenden der orthodoxe Ritus übernommen, um allen Mitgliedern die Teilnahme an den Gottesdiensten zu ermöglichen.

Progressiv-Liberaler Gebetsverein Köln

Seit 1996 gibt es in Köln einen progressiv-liberalen Verein („Gescher laMassoret“) mit etwa 50 Mitgliedern. Der kleine Synagogenraum befindet sich im Souterrain der evangelischen Kreuz-Kapelle in Köln-Riehl.

Literatur zur Baugeschichte

  • Sabine Simon: Schreiterer & Below - Ein Kölner Architekturbüro zwischen Historismus und Moderne. G. Mainz, Aachen 1999, ISBN 3896534750.

Quellen

  1. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen I, Deutscher Kunstverlag 2005, S. 753-754.
  2. Radio Vatikan: Kölner Synagoge erhält Thora zurück 10. November 2007

Weblinks

50.9319444444446.93638888888897Koordinaten: 50° 55′ 55″ N, 6° 56′ 11″ O


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