Ann Harding

Ann Harding

Ann Harding; eigentlich Dorothy Walton Gatley (* 7. August 1901 in Fort Sam Houston, Texas; † 1. September 1981 in Sherman Oaks, Kalifornien) war eine US-amerikanische Schauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Tochter eines ranghohen Militärs verbrachte ihre Kindheit und Jugend auf verschiedenen US-Militärbasen. Entgegen dem ausdrücklichen Wunsch ihres Vaters beschloss Ann Harding, eine Karriere als Schauspielerin zu verfolgen. Ihren größten Erfolg am Broadway konnte sie 1927 in dem Kriminaldrama The Trial of Mary Dugan feiern. Ann Harding ging Anfang 1929 nach Hollywood, doch die Hoffnung, auch in der Verfilmung des Stücks durch MGM die Hauptrolle spielen zu können, zerschlug sich jedoch in dem Moment, als Norma Shearer beschloss, in der Rolle der des Mordes verdächtigten Chorusgirls ihr offizielles Debüt im Tonfilm zu geben. Harding schloss daraufhin einen Vertrag mit der Gesellschaft Pathé und schaffte mit ihrer ersten Filmrolle, der Adaption von Philip Barrys Salonkomödie Paris Bound, einen großen finanziellen und künstlerischen Erfolg.

Das Studio setzte Harding unmittelbar darauf in Holiday und damit erneut in der Adaption eines Barry-Stücks ein. Die Inszenierung brachte für Ann Harding 1930 die einzige Nominierung für den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Das Stück ist heute den meisten Fans in der Verfilmung Die Schwester der Braut durch George Cukor aus dem Jahre 1938 mit Katharine Hepburn und Cary Grant in Erinnerung. Zu dem Zeitpunkt gehörte Harding gemeinsam mit den Schauspielerinnen Constance Bennett und Helen Twelvetrees zu den größten Stars ihres Heimatstudios Pathé. Ihr Status als Königin des Studios behielt sie auch, nachdem Pathé kurze Zeit später mit anderen Gesellschaften zur RKO verschmolz. Von Anfang an litt Hardings Karriere unter dem, was man als type casting bezeichnet: der endlosen Wiederholung ein und derselben Rolle. Nachdem die Schauspielerin an der Kinokasse große Erfolge als kultivierte, lang leidende Dame der besseren Gesellschaft feierte, beschloss sie, an dem Erfolgsrezept wenig zu ändern. Das Spektrum der Rollen reichte dabei von altmodischen Melodramen wie East Lynne oder Devotion über Dreiecksgeschichten vor einem exotischen Studiohintergrund wie Flucht von der Teufelsinsel, der Harding als die Ehefrau eines Gefängnisaufsehers in Französisch-Guyana einsetzte, und Prestige, mit Ann als Ehefrau eine Plantagenbetreibers gendwo in Indochina und The Conquerors, wo Harding als langleidende Ehefrau von Richard Dix unter der Regie von William Wellman die Wirren der großen amerikanischen Landnahme Ende des 19. Jahrhunderts übersteht und für ihre Bemühungen vom Studio immerhin $ 93.500 an Gesamtgage erhielt. Ihr Flair für sophisticated comedy – eine Wortschöpfung, für die es keine angemessene deutsche Entsprechung gibt – wurde nur selten genutzt, so 1932 in der Verfilmung des Theaterstücks The Animal Kingdom, wiederum von Philip Barry, mit Leslie Howard und Myrna Loy. 1933 war Ann Harding wieder als entsagungsreiche Dame der besseren Gesellschaft zu sehen, die ihr Herz unter Lagen von Nerz und Chinchilla verbirgt, als sie in der Verfilmung des Broadwayerfolges When Ladies Meet die gutherzige Frau eines Verlegers spielte, der eine Affäre mit Myrna Loy beginnt. Später im Jahr war sie noch an de Seite von William Powell in der Kriminalkomödie Double Harness zu sehen.

Nach 1933 jedoch entschied sich Harding, nur noch in tränenreichen Melodramen zu spielen. Die Geschichten ähnelten sich alle: die Schauspielerin verliebt sich in den falschen Mann, wird schwanger, ohne verheiratet zu sein, irgendwo geschieht ein Mord, Ann nimmt aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Schuld auf sich, geht unschuldig ins Gefängnis, leidet sehr viel, weint noch mehr und am Ende gibt es ein Happy-End. Das Leiden geschieht mit dem größtmöglichen Aufwand an Glamour und mag das Schicksal noch so unbarmherzig zuschlagen, die Heldin ist immer perfekt zurecht gemacht. Den Gipfelpunkt dieser Weltschmerzromantik bildeten zwei Streifen aus dem Jahr 1934: The Life of Vergie Winters, in dessen Verlauf Harding ungewollt schwanger wird, auf ihr Kind verzichtet und am Ende sogar noch zugunsten des Kindsvaters für einen Mord ins Gefängnis geht, den sie nicht begangen hat.Gallant Lady setzte Harding wiederum als unverheiratete Mutter ein, die erst nach vielen Schicksalsschlägern ihr Kinder wieder in den Armen halten kann, nachdem der Vater es ohne ihre Wissen zur Adoption freigegeben hatte. Der Film wurde so ein solcher Erfolg, dass das Studio die Geschichte keine vier Jahre später unter dem Titel Always Goodbye mit Barbara Stanwyck neu verfilmte. Nach dem Misserfolg von Enchanted April und der anspruchsvollen, finanziell jedoch enttäuschenden Adaption von Peter Ibbetson mit Filmpartner Gary Cooper, beide 1935, versank die Karriere von Harding rasch in der Bedeutungslosigkeit. Sie drehte 1937 noch einen B-Film in England. Erst 1942 kehrte sie als Charakterdarstellerin in Eyes in the Night nach Hollywood zurück.

Ann Harding war von 1926 bis 1936 mit dem Schauspieler Harry Bannister und von 1937 bis 1962 mit dem Komponisten Werner Janssen verheiratet, beide Ehen wurden geschieden. Sie hat eine Tochter aus erster Ehe.

Filmografie (Auswahl)

  • 1929: Paris Bound
  • 1929: Her Private Affaire
  • 1929: Flucht von der Teufelsinsel (Condemned)
  • 1930: Holiday
  • 1930: The Girl of the Golden West
  • 1931: East Lynne
  • 1931: Prestige
  • 1931: Devotion
  • 1932: Westward Passage
  • 1932: The Conquerors
  • 1932: The Animal Kingdom
  • 1933: When Ladies Meet
  • 1933: Double Harness
  • 1933: The Right to Romance
  • 1934: The Life of Vergie Winters
  • 1934: The Fountain
  • 1934: Gallant Lady
  • 1935: Biography of a Bachelor Girl
  • 1935: the Flame Within
  • 1935: Enchanted April
  • 1935: Peter Ibbetson
  • 1936: The Lady Consents
  • 1936: The Witness Chair
  • 1937: Love From A Stranger
  • 1942: Die Spur im Dunkel (Eyes in the Night)
  • 1950: Einmal eine Dame sein (Two Weeks with Love)
  • 1956: Der Mann im grauen Flanell (The Man in the Gray Flannel Suit)
  • 1961: Alfred Hitchcock präsentiert (Fernsehserie, eine Folge)
  • 1965: Ben Casey (Fernsehfilm)

Weiterführende Literatur

Scott O’Brien: Ann Harding: Cinema’s Gallant Lady, BearManor Media, New York 2010, ISBN: 1-593-93535-8

Weblinks


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