La Fille mal gardée

La Fille mal gardée
Anna Pawlowa und Nikolai Legat in La Fille mal gardée, um 1921

La Fille mal gardée (Die schlecht behütete Tochter) ist eines der ältesten klassischen Ballette und eines der wenigen aus dieser Zeit, die heute noch im Répertoire der großen Ballettkompanien sind.

Inhaltsverzeichnis

Stückgeschichte

Es wurde am 1. Juli 1789 in Grand Théâtre von Bordeaux unter dem Titel Le Ballet de la paille, ou il n’est qu’un pas, du mal au bien (Das Strohballett oder Vom Schlechten zum Guten ist es nur ein Schritt) uraufgeführt. Autor, Choreograf und Tänzer war Jean Dauberval, der zu der Zeit Ballettmeister in Bordeaux war.

Die Maßregelung von Pierre Antoine Baudouin, 1789

Angeregt zu diesem Ballett wurde Dauberval von dem Bild Junges Mädchen, das von seiner Mutter gescholten wird von Pierre-Antoine Baudouin aus dem Jahr 1764, auf dem neben dem Mädchen und der Mutter im Hintergrund ihr Liebhaber zu sehen ist, wie er sich davonstiehlt. La Fille mal gardée ist das erste Ballett, in dem eine realistische Handlung auf die Bühne gebracht wird, und keine Götter oder mythologischen Wesen mehr eine Rolle spielen.

Nach der Uraufführung in Bordeaux folgte am 30. April 1791 eine Aufführung im Pantheon Theatre in London, jetzt unter seinem heutigen Titel, in den nächsten zehn Jahren weitere Aufführung fast überall in Europa, nur nicht in Paris, wo erst 1803 eine Inszenierung an der Porte Saint-Martin durch Eugène Hus stattfand. 1828 nahm die Pariser Oper La Fille mal gardée in ihr Repertoire auf, jetzt unter dem Ballettmeister Jean-Pierre Aumer, einem Schüler Daubervals, wozu er die Originalmusik von Ferdinand Hérold überarbeiten ließ. 1854 wurde das Ballett aus dem Pariser Repertoire herausgenommen und geriet daraufhin in Frankreich in Vergessenheit. In Russland allerdings arbeitete Charles Didelot, der das Ballett in London getanzt hatte, als Ballettmeister am Mariinski-Theater in Sankt Petersburg, und der es mit Fanny Elssler 1848 auf die Bühne brachte. Das Stück wurde 1885 in der Fassung von Marius Petipa mit der von Peter Ludwig Hertel 1864 für Paul Taglioni gekürzten Partitur und mit der Unterstützung von Lew Iwanow unter dem Titel La Précaution inutile (Die vergebliche Vorsicht) mit Virginia Zucchi in der Hauptrolle aufgeführt – eine Fassung, auf die sich Bronislava Nijinska stützte, als sie 1940 das Stück ans Ballet Theatre in New York brachte.

Für den französischsprachigen Raum war es Joseph Lazzini, der das Ballett 1954 nach hundert Jahren neu auf die Bühne brachte, in Lüttich und in einer Version, die 1962 von Rosella Hightower und Nurejew in Marseille getanzt wurde. Heinz Spoerli brachte La Fille mal gardée 1981 im Auftrag der Pariser Oper wieder in die Hauptstadt.

Weitere bekannte Fassungen sind:

Personen

  • Lise, eine junge Frau
  • Colin, ihr Geliebter
  • Marceline, Lises Mutter, eine reiche Bäuerin
  • Michaud, ein reicher Müller
  • Nicaise, dessen Sohn
  • Der Gärtner
  • Die Gouvernante
  • Die Hauslehrerin
  • Der Notar

Handlung

Erstes Bild

Auf dem Hof. Marceline möchte ihre Tochter Lise an den Sohn des Müllers Michaud verheiraten. Lise hingegen hat sich für Colin, einen Bauern im Dienst ihrer Mutter entschieden, und versucht, deren Willen zu umgehen. Marceline hingegen hindert die beiden durch Arbeit daran, ihre eigenen Pläne zu verfolgen, ruft zudem Michaud zu sich, um das Versteckspiel ihrer Tochter zu beenden und die Hochzeit fest zu machen.

Zweites Bild

Auf dem Feld. Lise und Colin sind geflohen, Marceline findet sie, Michaud und sein ganzes Gefolge im Schlepptau, und gibt die Verlobung bekannt. Ein Gewittersturm kommt auf, Colin und Lise können kurzfristig erneut fliehen, werden aber wieder zurückgeholt.

Drittes Bild

Im Haus. Marceline hält Lise unter Verschluss. Colin gelingt es, im Schutz der anderen Bauern, die die vor dem Regen geretteten Garben hereinbringen, ins Haus zu schlüpfen. Marceline geht ins Dorf, kommt früher als erwartet mit einem Brautkleid zurück, das Lise nun anprobieren soll, während Colin sich in der Scheune versteckt hält. Michaud und der Notar kommen hinzu, Marceline sperrt die sich weiterhin gegen die Hochzeit wehrende Lise schnell und unbewusst zu Colin in die Scheune – wo sie die beiden nach Erledigung der Formalitäten eng umschlungen im Heu entdeckt: „Das Mädchen und sein zärtlicher Freund waren gerade dabei, waren gerade dabei... Nichts zu sagen ist genug gesagt... Als die Mutter rechtzeitig kam, rechtzeitig kam... Das kann man wohl sagen.“ (Denis Diderot, in Salon de 1765 zu Baudoins Bild) Die Hochzeit ist geplatzt, Michaud weigert sich nun, die Abmachung zu erfüllen, woraufhin Marceline der Hochzeit von Lise und Colin zustimmt.

Viertes Bild

Die Verlobung von Lise und Colin wird gefeiert – und eine Ehe zwischen Marceline und Michaud bahnt sich an.

Weblinks

 Commons: La Fille mal gardée – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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