Lagergestapo

Lagergestapo

Die Politische Abteilung, auch Lagergestapo genannt, war eine der fünf Abteilungen (Abteilung I: Kommandantur-Stab, Abteilung II: Politische Abteilung, Abteilung III: Schutzhaftlager, Abteilung IV: Standortverwaltung, Abteilung V: Sanitätswesen), die in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern unterschiedliche lagerbezogene Aufgaben wahrnahmen. Als „Abteilung II“ war sie seit Sommer 1936 obligatorischer Bestandteil des Kommandanturstabes in den Konzentrationslagern. Im Gegensatz zu den anderen Abteilungen unterstand sie nicht der Inspektion der Konzentrationslager, sondern der zuständigen Gestapo-Leitstelle bzw. dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA), Amt IV (dort in der Regel dem Referat C 2 – Schutzhaftangelegenheiten). Leiter und stellvertretender Leiter dieser Lagerabteilung waren in der Regel Beamte der Gestapo oder Kriminalpolizei (oder Angehörige des SS-Sicherheitsdienstes). Die anderen Angehörigen der Politischen Abteilung unterstanden als Angehörige der Waffen-SS zwar fachlich ebenfalls dem Gestapo-Beamten, gehörten aber als SS-Mitglied zur Stabskompanie des Lagers und damit zur Disziplinargewalt des Lageradjutanten bzw. des Lagerkommandanten.

Die Aufgabenbereich der politischen Abteilung umfasste die Registrierung der Häftlinge in Konzentrationslagern bei Einweisung, Entlassung, Verlegung, Flucht oder Tod. Dafür wurden Häftlingsakten angelegt, die Portraitaufnahmen, Personenbeschreibungen, Lebensläufe und Fingerabdrücke enthielten. Neben der Registration und Verwaltung des „Häftlingsbestandes“ war diese Abteilung auch zuständig für die Vernehmung der Häftlinge, die Bekämpfung der Lagerwiderstandsbewegung, die Verhinderung von Fluchten und Kontakten zur Außenwelt sowie die Korrespondenz mit der Gestapo, Kriminalpolizei und dem RSHA. Bei den Häftlingen waren Angehörige der politischen Abteilung aufgrund ihrer „verschärften Verhöre“, Misshandlungen und auch Exekutionen sehr gefürchtet.

Die politische Abteilung bestand in der Regel aus fünf bis sechs Unterabschnitten. Im KZ Auschwitz gliederte sich beispielsweise die politische Abteilung folgendermaßen:

  • Erkennungsdienst
  • Ermittlungen
  • Vernehmungen
  • Nachrichtendienst
  • Überwachung
  • Leitung des Lagerstandesamtes (zeitweise in Verbindung mit der Aufsicht über die Krematorien)

Literatur

  • Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS. dtv, München 2004, ISBN 3-423-34085-1
  • Wolfgang Kirsten: Das Konzentrationslager als Institution totalen Terrors. Centaurus, Pfaffenweiler 1992, ISBN 3-89085-649-7
  • Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager, Alber, München 1946, zuletzt: Heyne, München 1995, ISBN 3-453-02978-X

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